Kriegerkönig
Jörg-Peter Findeisen: Gustav Adolf
Für nicht wenige gelernte DDR-Bürger ist der Name des Schwedenkönigs ein Begriff. Geschuldet ist dies einer Gedenkstätte, gelegen an der Fernverkehrsstraße Leipzig-Weißenfels bei Lützen. An dieser Stelle fiel in der mit 9 000 Toten blutigsten Schlacht des Dreißigjährigen Krieges Gustav II. Adolf im Kampf gegen die kaiserlichen Truppen Wallensteins. Von seinem Tod kündet ein schlichter Gedenkstein mit der Inschrift »G. A. 1632«, darüber erhebt sich seit 1837 ein Monument aus Lauchhammer-Kunstguß, und am Rande des einstigen Schlachtortes befindet sich eine 1907 entstandene kleine Kapelle. Alljährlich am 6. November treffen sich hier gläubige Lutheraner aus Deutschland, Finnland und Schweden, um den »Retter des Protestantismus« zu ehren.
Als solchen bewerten ihn nicht wenige deutsche und schwedische Historiker. Andere hingegen sehen in ihm einen Aggressor in der legendären Gotentradition, den Zerstörer der deutschen nationalstaatlichen Entwicklung im 17. Jahrhundert oder einen Fehldherrn der verbrannten Erde, für manche gilt er als ein hilflos Hin- und Hergetriebener oder eine Art Don Quichote. Von der Parteien Haß und Gunst verwirrt, schwankt so das Bild des Symbolträgers von Schwedens Großmachtzeit in der Geschichte.
Wer Gustav II. Adolf wirklich war und welche Motive ihn veranlaßten, Schwedens Grenzen vorzutreiben, versucht die jüngste Biographie
Anzmsr
Joerg-Peter Findeisen: Gustav II. Adolf von Schweden. Der Eroberer aus dem Norden. Verlag Styria, Graz / Wien / Köln 1996. 272 S., geb., 58 DM.
des Kriegerkönigs aus dem Norden zu beantworten. Sie stammt von einem Mecklenburger, der in Rostock Germanistik und Geschichte studierte, als Professor für Geschichte an der Universität Jena lehrt und Gastprofessuren an schwedischen Universitäten innehat. Joerg-Peter Findeisen.
Mindestens drei Vorzüge charakterisieren sein Werk. Das ist zum ersten die gelungene Verknüpfung von biographischem und historischen Rahmenbedingungen. Leben, Wirken und Sterben des Kriegerkönigs sind, so Findeisen, letztlich nur erklärbar aus dem Streben nach Machterweiterung, nach europäischen Großmachtpositionen und nach Dominanz der Vasadynastie, was indes die Nation zunehmend an den Rand des Ruins führte. Zum zweiten: Dieses Sachbuch für »ein breites historisch interessiertes Leserpublikum« ruht auf einem soliden Fundament an Quellen. Zum dritten hebt sich die Art und Weise, wie Findeisen seinen Helden und seine Zeit beschreibt, wohltuend ab von den trocken-belehrenden, mit Fußnoten überfrachteten Arbeiten mancher seiner Fachkollegen. Geradezu vergnüglich zu lesen ist das Kapitel über kriminaltechnische Untersuchungen 360 Jahre nach des Königs Tods.
Franz Knipping
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