Stippvisite bei Karl Marx, Hans Moser oder Effi Briest
Friedhöfe in vielen Städten Europas sind Touristenattraktionen und Pilgerstätten von Fans
Friedhöfe sind in vielen Metropolen Europas Touristenattraktionen. Bombastische Familiengräber, romantische Gedenksteine und verfallene Tafeln erinnern nicht nur an bekannte Persönlichkeiten, sie erzählen vom Zeitgeist an sich.
Auf den Friedhöfen der Weltstädte Paris, Wien, London, Berlin und Köln ist das Betrachten der Denkmäler eine eindrucksvolle Reise durch die wechselvolle Geschichte verschiedener Jahrhunderte.
Berlin wirbt für den Besuch des Jüdischen Friedhofs Weißensee. Mit 115000 Gräbern ist er der größte jüdische Friedhof Europas. Er wurde 1880 angelegt und gilt architektonisch als besonders interessant. Ein Gedenkstein, auf dem auch die Namen aller Konzentrationslager eingraviert sind, erinnert an die sechs Millionen Juden, die von den Nazis ermordet wurden.
Der berühmteste Berliner Friedhof ist zweifellos der Dorotheenstädtische an der Chausseestraße, wo unter anderem auch Bert Brecht begraben liegt. Der 1909 entstandene historische »Südwestkirchhof Stahnsdorf« vor der Berliner Stadtgrenze ist Ruheplatz für bekannte Persönlichkeiten wie Heinrich Zille, Lovis Corinth und Baronin Ardenne, deren Schicksal Theodor Fontane in seinem berühmten Roman »Effi Briest« verewigte. Melaten, Kölns Prominenten-Friedhof, können Friedhofstouristen jetzt auch »Op Kölsch« erleben. 2005 wird es unter dem Motto »Nix is iwich« mindestens sechs solcher Dialekt-Führungen geben.
Alljährlich nimmt am zweiten Sonntag im September die »MS Aries« von Lübeck aus Kurs auf die Ostsee. Die Gäste an Bord haben diese Reise schon Monate vorher gebucht und Blumen mitgebracht. Es gibt Musik an Bord und auch eine Rede. Bei 54 Grad 2,2 Minuten Nördlicher Breite und 10 Grad 55,6 Minuten Östlicher Länge gedenken die Reisenden an einer Urnenversenkungsstelle ihrer verstorbener Angehörigen.
Gräberreisen zu Soldatenfriedhöfen in aller Welt bietet in Zusammenarbeit mit Touristikpartnern und Reiseveranstaltern der »Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.«. 2004 führten die Fahrten vor allem in die Anlagen um Monte Cassino und der Normandie. Etwa 5000 Deutsche nahmen in diesem Jahr an einer vom Volksbund organisierten Reise teil.
Mit »Sightseeing - Best of Hamburg« wirbt die Hansestadt für den Ohlsdorfer Friedhof. Er ist mit 400 Hektar, 450 verschiedenen Laub- und Nadelgehölzarten, 17 Kilometer Straßen und Wegen der größte Parkfriedhof der Welt und ein wahres Touristenziel.
Auch Paris hat mit Père-Lachaise eine ausgesprochene Touristenattraktion. Mit mehr als 70000 Gräbern und 5300 Bäumen im 44 Hektar großen Park, ist der Friedhof längst ein Freilichtmuseum. Das Grab von Giovanna Gassion, die als Edith Piaf oder »Spatz von Paris« berühmt wurde, ist Treffpunkt von internationalen Künstlern. Die Ruhestätte von Jim Morrison, legendärer Frontman der Rock-Gruppe »The Doors«, lockt Fans an, die nicht nur Blumengrüße bringen. Die Friedhofsverwaltung musste deshalb sogar schon einen Schutzraum für das Morrison-Grab schaffen.
In London ist Highgate ein Muss für »Cemetery-Spotter«. Sie bereisen systematisch Friedhöfe, registrieren und fotografieren die Gräber Prominenter. Highgate Cemetery, im Norden Londons gelegen, gilt in England als der Schönste der »Magnificent Seven«, das sind sieben alte Friedhöfe mit viktorianischer Architektur. Auf Highgate sind 60 der 52000 Grabstätten denkmalgeschützt, darunter ist auch das von Karl Marx.
Wien nimmt unter den Städten für Friedhofstourismus eine Sonderstellung ein. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es gedruckte »Gräberführer«, die halfen, sich auf dem Wiener Zentralfriedhof zurechtzufinden. Hier ruhen immerhin drei Millionen Tote, davon 500 in Ehrengräbern. Darunter sind Ludwig van Beethoven, Hans Moser, Curd Jürgens und Helmut Qualtinger. Geprüfte Guides führen im Rahmen des Programms »Wiener Spaziergänge« über die 2,4 Hektar große Anlage. Zwei Drittel des Geländes nehmen die beiden »Israelitischen Abteilungen« ein, die trotz Verlusten durch den Holocaust Zeugnis für die vielseitige jüdische Kultur der Jahrhundertwende sind.
Berlin: Jüdischer Friedhof Weißensee, Herbert-Baum-Straße 45, 13088 Berlin-Weißensee; Südwestkirchhof Stahnsdorf, Bahnhofstrasse, 14532 Stahnsdorf, www.stiftung-historische-friedhoefe.de
Köln: Friedhof Melaten, Führungen »Op Kölsch«, Tel.: (0221)7325113, www.stattreisen-köln.de
Hamburg: Friedhof Ohlsdorf, Fuhlsbüttler Str. 756, 22337 Hamburg, U/S-Bahn Station Ohlsdorf, Rundgang-Vorschläge unter www.friedhof-hamburg.de
Paris: Père-Lachaise; geführte Besuche von April bis November, auch Themen-Führungen; Mètro Père Lachaise; Treffpunkt: Haupteingang auf der Rue de Mènilmontant; www.paris.citysam.de
London: Highgate Cemetery Charity, 32 Hillway, London N6 6 HH; www.CharitiesDirect.com; www.londonleben.co.uk
Wien: Zentralfriedhof, Wien 1110, Simmeringer Hauptstrasse 230 - 244, Straßenbahn 71, 72, Tor 1 oder Tor 2, Hauptportal; www.wienguide.at
Seegräber: Deutsche See-Besattungs-Genossenschaft Kiel, Tel. (0431)202767, www.dsbg.de
Kriegsgräber...
Auf den Friedhöfen der Weltstädte Paris, Wien, London, Berlin und Köln ist das Betrachten der Denkmäler eine eindrucksvolle Reise durch die wechselvolle Geschichte verschiedener Jahrhunderte.
Berlin wirbt für den Besuch des Jüdischen Friedhofs Weißensee. Mit 115000 Gräbern ist er der größte jüdische Friedhof Europas. Er wurde 1880 angelegt und gilt architektonisch als besonders interessant. Ein Gedenkstein, auf dem auch die Namen aller Konzentrationslager eingraviert sind, erinnert an die sechs Millionen Juden, die von den Nazis ermordet wurden.
Der berühmteste Berliner Friedhof ist zweifellos der Dorotheenstädtische an der Chausseestraße, wo unter anderem auch Bert Brecht begraben liegt. Der 1909 entstandene historische »Südwestkirchhof Stahnsdorf« vor der Berliner Stadtgrenze ist Ruheplatz für bekannte Persönlichkeiten wie Heinrich Zille, Lovis Corinth und Baronin Ardenne, deren Schicksal Theodor Fontane in seinem berühmten Roman »Effi Briest« verewigte. Melaten, Kölns Prominenten-Friedhof, können Friedhofstouristen jetzt auch »Op Kölsch« erleben. 2005 wird es unter dem Motto »Nix is iwich« mindestens sechs solcher Dialekt-Führungen geben.
Alljährlich nimmt am zweiten Sonntag im September die »MS Aries« von Lübeck aus Kurs auf die Ostsee. Die Gäste an Bord haben diese Reise schon Monate vorher gebucht und Blumen mitgebracht. Es gibt Musik an Bord und auch eine Rede. Bei 54 Grad 2,2 Minuten Nördlicher Breite und 10 Grad 55,6 Minuten Östlicher Länge gedenken die Reisenden an einer Urnenversenkungsstelle ihrer verstorbener Angehörigen.
Gräberreisen zu Soldatenfriedhöfen in aller Welt bietet in Zusammenarbeit mit Touristikpartnern und Reiseveranstaltern der »Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.«. 2004 führten die Fahrten vor allem in die Anlagen um Monte Cassino und der Normandie. Etwa 5000 Deutsche nahmen in diesem Jahr an einer vom Volksbund organisierten Reise teil.
Mit »Sightseeing - Best of Hamburg« wirbt die Hansestadt für den Ohlsdorfer Friedhof. Er ist mit 400 Hektar, 450 verschiedenen Laub- und Nadelgehölzarten, 17 Kilometer Straßen und Wegen der größte Parkfriedhof der Welt und ein wahres Touristenziel.
Auch Paris hat mit Père-Lachaise eine ausgesprochene Touristenattraktion. Mit mehr als 70000 Gräbern und 5300 Bäumen im 44 Hektar großen Park, ist der Friedhof längst ein Freilichtmuseum. Das Grab von Giovanna Gassion, die als Edith Piaf oder »Spatz von Paris« berühmt wurde, ist Treffpunkt von internationalen Künstlern. Die Ruhestätte von Jim Morrison, legendärer Frontman der Rock-Gruppe »The Doors«, lockt Fans an, die nicht nur Blumengrüße bringen. Die Friedhofsverwaltung musste deshalb sogar schon einen Schutzraum für das Morrison-Grab schaffen.
In London ist Highgate ein Muss für »Cemetery-Spotter«. Sie bereisen systematisch Friedhöfe, registrieren und fotografieren die Gräber Prominenter. Highgate Cemetery, im Norden Londons gelegen, gilt in England als der Schönste der »Magnificent Seven«, das sind sieben alte Friedhöfe mit viktorianischer Architektur. Auf Highgate sind 60 der 52000 Grabstätten denkmalgeschützt, darunter ist auch das von Karl Marx.
Wien nimmt unter den Städten für Friedhofstourismus eine Sonderstellung ein. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es gedruckte »Gräberführer«, die halfen, sich auf dem Wiener Zentralfriedhof zurechtzufinden. Hier ruhen immerhin drei Millionen Tote, davon 500 in Ehrengräbern. Darunter sind Ludwig van Beethoven, Hans Moser, Curd Jürgens und Helmut Qualtinger. Geprüfte Guides führen im Rahmen des Programms »Wiener Spaziergänge« über die 2,4 Hektar große Anlage. Zwei Drittel des Geländes nehmen die beiden »Israelitischen Abteilungen« ein, die trotz Verlusten durch den Holocaust Zeugnis für die vielseitige jüdische Kultur der Jahrhundertwende sind.
Berlin: Jüdischer Friedhof Weißensee, Herbert-Baum-Straße 45, 13088 Berlin-Weißensee; Südwestkirchhof Stahnsdorf, Bahnhofstrasse, 14532 Stahnsdorf, www.stiftung-historische-friedhoefe.de
Köln: Friedhof Melaten, Führungen »Op Kölsch«, Tel.: (0221)7325113, www.stattreisen-köln.de
Hamburg: Friedhof Ohlsdorf, Fuhlsbüttler Str. 756, 22337 Hamburg, U/S-Bahn Station Ohlsdorf, Rundgang-Vorschläge unter www.friedhof-hamburg.de
Paris: Père-Lachaise; geführte Besuche von April bis November, auch Themen-Führungen; Mètro Père Lachaise; Treffpunkt: Haupteingang auf der Rue de Mènilmontant; www.paris.citysam.de
London: Highgate Cemetery Charity, 32 Hillway, London N6 6 HH; www.CharitiesDirect.com; www.londonleben.co.uk
Wien: Zentralfriedhof, Wien 1110, Simmeringer Hauptstrasse 230 - 244, Straßenbahn 71, 72, Tor 1 oder Tor 2, Hauptportal; www.wienguide.at
Seegräber: Deutsche See-Besattungs-Genossenschaft Kiel, Tel. (0431)202767, www.dsbg.de
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