Werbung

Skinhead-Band als kriminell eingestuft

Fünf »Landser«-Mitglieder in Untersuchungshaft

  • Daniel Kilpert
  • Lesedauer: 2 Min.
Wahrscheinlich erstmals in Deutschland ist eine Musikgruppe als »kriminelle Vereinigung« eingestuft worden.
Ende September/Anfang Oktober sind fünf derzeitige und ehemalige Mitglieder der rechtsextremen Skinhead-Band »Landser« in Berlin festgenommen worden, teilte die Bundesanwaltschaft (BAW) mit. Die Beschuldigten im Alter zwischen 26 und 36 Jahren sitzen in Untersuchungshaft. In Berlin und Umgebung wurden 20 Objekte durchsucht, die im Zusammenhang mit Vertrieb und Produktion stehen sollen. Nach Ansicht der BAW geht es der Band nicht um Musik und Plattenverkauf, vielmehr seien ihre Aktivitäten darauf gerichtet, »Volksverhetzungsdelikte zu begehen«. In ihren Musikstücken werde zudem zu schweren Straftaten wie Brandstiftung und Mord aufgerufen. »Durch die aggressiven Liedtexte wollen die Beschuldigten unter den Zuhörern ein Klima der Gewaltbereitschaft schaffen«, heißt es in der Mitteilung des Generalbundesanwalts. Die Liedtexte seien geprägt von »rassistischen, nationalistischen und antisemitischen Hasstiraden«. Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz gelten die »Landser« in der deutschen Skinhead-Szene als die bekannteste und einflussreichste Band. Auf Grund des hohen Ansehens der Band bei Rechtsextremisten befänden sich ihre Tonträger im Besitz von nahezu allen rechtsextremistischen Skinheads. Ihre Songs tragen Namen wie »Braune Musik Fraktion« und »Ich bin der Hetzer«. In letzterem heißt es beispielsweise: »Ich bin der Hetzer, ich hetze für mein Leben gern und ich hetze gegen alle Fremden, die hier her kommen, von nah und fern...«. In »Kein Herz für Marxisten« singt die Band: »Die Parole heißt: Ein Herz für Rassisten.« Eine andere Textpassage lautet: »Afrika für Affen, Europa für Weiße... Steckt die Affen in ein Klo und spült sie weg wie Scheiße.« Und in dem Song »Kreuzberg« fordert man die Vergiftung des Leitungswassers: »Gibts überhaupt noch eine Medizin für Kreuzberg? 100000 Liter Strychnin für Kreuzberg. Haut das Zeug ins Leitungswasser rein, dann geht die ganze Bande ein, dann wär unsere schöne Stadt befreit von Kreuzberg.« Die Band wurde 1992 unter dem Namen »Endlösung« von Mitgliedern der rechtsextremistischen Organisation »Vandalen - Ariogermanische Kampfgemeinschaft« in Berlin gegründet. Weitere politische Verbindungen bestehen zu der in Deutschland verbotenen, international agierenden Skinhead-Organisation »Blood & Honour«. Als kriminelle Vereinigung wird sie seit 1998 eingestuft, als sie ihre CD »Rock gegen oben« veröffentlichte. 1998 wurden fünf Berliner wegen des Vertriebs von Landser-CD zu Freiheits- und Bewährungsstrafen verurteilt. Seitdem arbeitete die Band konspirativ. Sie benutzte unter anderem Code-Wörter und Legenden. Ihre CD wurden im Ausland hergestellt und gelangten auf verschlungenen Wegen nach Deutschland. Informationen des Bundesamtes für Verfassungsschutz zur Band »Landser« unter www.verfassungsschutz.de/publikationen/gesamt/page14.html

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.