Zwei starke Frauen Nicaraguas

ND-Spendenaktion mit SODI, INKOTA, Weltfriedensdienst / Mertxe Brosa und Vilma Nuñez und eine Erbschaft der Sandinisten

  • Michael Krämer und Peter Steudtner
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Frauenzentrum Xochilt Acalt hat viel mit der Sandinistischen Revolution in Nicaragua zu tun - auch mit deren unerfüllten Versprechen.
»Die Revolution hat es versäumt, die Rolle der Frauen zu stärken«, berichtet Mertxe Brosa, nach ihren Erfahrungen mit der nicaraguanischen Revolution vor 25 Jahren befragt. »Zum Beispiel war es bei den Alphabetisierungskampagnen 1980 und danach für die Frauen vom Land selbstverständlich, für alle zu kochen, für die Lehrer und Lehrerinnen und auch für jene, die alphabetisiert wurden. Es hat ihnen aber niemand gesagt, dass sie selbst auch ein Recht darauf haben, lesen und schreiben zu lernen. Andererseits hat die Revolution erst die Bedingungen dafür geschaffen, dass sich Frauen heute autonom für ihre Interessen einsetzen. Es gab keine bewusste Förderung der Frauen, doch zugleich haben viele Frauen von den Veränderungen der Revolution profitiert.«
Um nach der Abwahl der sandinistischen Partei FSLN die Errungenschaften der Revolution für die Frauen zu verteidigen, gründete Mertxe Brosa, die selbst 1981 aus dem Baskenland nach Nicaragua kam, gemeinsam mit nicaraguanischen Frauen das Frauenzentrum Xochilt Acalt, wo sie bis heute arbeitet.
Einen ganz persönlichen Blickwinkel auf die Revolution hat die nicaraguanische Menschenrechtlerin Vilma Nuñez: »Im April 1979 wurde mein Haus verraten. Es war ein so genanntes Sicherheitshaus, wo sich regelmäßig FSLN-Kader trafen. Sie fanden dort auch Waffen. Ich wurde wegen Verschwörung gegen die Verfassung verhaftet. Die Nationalgarde hat mich vor ein Militärgericht gestellt, wo ich wegen Waffenschmuggel zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Zuerst war ich in León inhaftiert, wo ich fürchterlich gefoltert wurde. Ich hatte große Angst, dass ich ermordet würde. Aber ich hatte Glück und kam am 12. Juli frei, eine Woche vor dem Triumph der Revolution.« Vor ihrer Verhaftung hatte die Anwältin politische Gefangene verteidigt und gemeinsam mit indigenen Gemeinschaften Strategien für Rückgewinnung ihres Bodens von den Großgrundbesitzern ausgearbeitet. Nachdem Vilma Nuñez in den 90er Jahren wichtige Funktionen in der FSLN übernommen hatte und gegen Daniel Ortega angetreten war, konzentrierte sie sich wieder stärker auf die direkte Menschenrechtsarbeit. Sie ist eine der Gründerinnen von CENIDH, dem Nicaraguanischen Menschenrechtszentrum, das über die Landesgrenzen hinaus wegen seiner kompromisslosen Verteidigung der Menschenrechte einen ausgezeichneten Ruf hat. Seite mehreren Jahren ist sie die Direktorin von CENIDH.
Rückblickend auf die Erfahrungen der Revolution schließt Vilma Nuñez: »Noch heute haben für mich der bedingungslose Einsatz der Menschen, das Gefühl, etwas ganz Neues aufzubauen eine große Bedeutung. Ich würde diese Revolution erneut machen.«

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