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Ullrich fuhr wie ein geölter Blitz
Der Mann in Gelb vergrößerte mit dem Sieg beim Zeitfahren seinen Vorsprung Von Andreas Zellmer, dpa
Die Vorentscheidung ist gefallen. Der neue Tour de France-Star Jan Ullrich hat am Freitag mit einer riesigen Leistung das erste Zeitfahren der Tour gewonnen und dabei eine Vorstellung geboten, die an den legendären Auftritt des fünfmaligen Toursiegers Miguel Indurain aus dem Jahre 1992 erinnerte. Der Spanier hatte damals in Luxemburg die Gegnerschaft in Grund und Boden gefahren. Der Träger des Gelben Trikots wurde seiner Favoritenrolle beim Einzelzeitfahren über 55 km rund um St. Etienne in ähnlicher Weise gerecht. Der 23jährige, der die Tour auf den Kopf stellt und über Nacht Deutschland in eine Nation von »Radsport-Verrückten« verwandelte, holte nach 1.16:24 h seinen zweiten Etappensieg nach dem Erfolg von Andorra und baute die Führung im Gesamtklassement auf 5:42 min Vorsprung aus. 14 km vor dem Ziel hatte Ullrich den drei Minuten vor ihm gestarteten Gesamtzweiten, Richard Virenque (Frankreich), eingeholt.
»Zuerst war ich ein wenig unsicher. Es lief aber sehr gut, ich hatte auch mit dem Wetter Glück«, kommentierte Ull-
rich, der kühles und regnerisches Wetter überhaupt nicht liebt. »Ich freue mich, daß ich den Vorsprung ausbauen konnte. Jetzt kommen noch vier schwere Tage in den Alpen. Ich hoffe, meinem Team bleibt das Glück treu und wir bleiben gesund.«
»Es gibt eine Tour de France für Jan Ullrich und eine für die anderen«, schwärmte der französische Fernsehkommentator Partick Chene von der erneuten Leistungsexplosion Ullrichs. »Ich weiß nicht, wo der Kerl das hernimmt«, sagte sein Heimtrainer Peter Becker (Berlin) sichtlich beeindruckt. Virenque sicherte sich überraschend Platz zwei mit 3:04 Minuten Rückstand vor dem Vorjahressieger Bjarne Riis (Dänemark/ 3:08).
Ullrich sorgte von Beginn an für Bestmarken. Nach 12,5 km hatte der Deutsche Meister sieben Sekunden Vorsprung vor Virenque und Olano sowie 13 Sekunden vor Riis. Bei Halbzeit auf dem höchsten Gipfel des Zeitfahrens zeigten die Uhren 2:06 vor Virenque, 2.15 vor Olano und 2:22 Minuten vor Riis.
Die Bedingungen auf dem kurvenreichen Kurs mit einer 14 km langen Steigung 12 km nach dem Start waren äu-ßerst schwierig. Trotzdem wagten die Besten auf dem Gipfel einen taktischen Rädwechsel. Sowohl Zeitfahrspezialist Olano
als auch Riis und Ullrich stiegen auf eine Zeitfahrmaschine um und riskierten dabei einige Sekunden Zeitverlust. Während der ehemalige Rostocker Ullrich allerdings ein herkömmliches Modell nutzte, probierte Riis die noch beim Prolog verbotene Spezialanfertigung. Nach leichten Modifizierungen beim Hersteller in Italien hatte der Weltverband (UCI) grünes Licht für die Telekom-»Geheimwaffe“ erteilt.
Um sich für die, kommenden Alpenetappen zu schonen, fuhren Jens Heppner (Gera/geprellte Hüfte), Rolf Aldag (Ahlen/Knie- und Rückenprobleme) und Christian Henn (Heidelberg/geprellte Rippen) mit angezogener Handbremse. Heute steht die Etappe nach L'Alpe d'Huez (203,5 km) mit dem berühmten Schlußanstieg in die Skistation auf dem Tourplan.
12. Etappe, Einzelzeitfahrten (55 km): 1. Ullrich (Merdingen) 1.16:24 h (43,193 km/h), 2. Virenque (Fra) 3:04 zur., 3. Riis (Dan) 3:08, 4. Olano (Spa) 3:14, 5. Pantani (Ita) 3:42, 6. Casagrande (Ita) 3:56, 7 Vandenbroucke (Bei) 4:44, 8. Jaskula (Pol) 4:50, 9. Zberg (Swz) 5:00, 10. Boogerd (NL) 5:04,... 26. Bölts 6:52, 50. Heppner 7:57, 58. Henn 8:18, 61. Schmidt 8:25, 63. Aldag 8:29, 68. Zabel 8:33.
Gesamt: 1. Ullrich 61.22:41, 2. Virenque 5:42 zur., 3. Olano 8:00, 4. Riis 8:01, 5. Pantani 9:11, 6. Escartin 11:09,... 42. Aldag 47:35, 45. Bölts 48:56, 49. 64. Zabel 1:06:53, 98. Heppner 1.25:25.
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