Für Betrug im Hochsicherheitstrakt?

Zehn Frauen aus dem offenen Vollzug der JVA Luckau fürchten die geplante Verlegung nach Duben

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Einigermaßen erträglich sitzen zehn verurteilte Frauen ihre Strafen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Luckau ab. Früh um 7.30 Uhr verlassen sie das Gefängnis und gehen zur Arbeit. Eine von ihnen baut eine Bibliothek auf, eine kümmert sich in der Stadtverwaltung um Kulturthemen, andere pflegen Grünanlagen oder helfen in der Küche eines Seniorenheims. Nach der Arbeit müssen die zehn Frauen zurück in den Knast. So etwas nennt sich offener Vollzug und wird in minderschweren Fällen angewendet, wenn jemand zum Beispiel beim Fahren ohne Führerschein erwischt wurde oder wenn er eine Geldbuße nicht bezahlen kann und die Strafe deshalb absitzt. Die zehn Frauen in der JVA Luckau haben Betrug oder auch Beihilfe zur Untreue auf dem Kerbholz. Jetzt fürchten sie, am 1. April in den geschlossenen Vollzug der neu gebauten JVA im Luckauer Ortsteil Duben verlegt zu werden. Das alte Luckauer Gefängnis macht dicht. Zwar könnte man aus dem sechs Kilometer entfernten Duben zu den bisherigen Arbeitsplätzen gelangen, doch mit Mördern gemeinsam im »Hochsicherheitstrakt« einsitzen, das möchten die Frauen nach eigenem Bekunden nicht. Die Verlegung aus dem offenen in den geschlossenen Vollzug widerspreche dem Strafvollzugsgesetz, kritisiert eine Betroffene. Diesen Fakt bestätigt der PDS-Landtagsabgeordnete Stefan Sarrach, der von Beruf Jurist ist. Sarrach kennt eine Lösung für das Problem, die seiner Darstellung nach auch von der Gewerkschaft und vom Personalrat unterstützt wird. Das Justizministerium plane, den geschlossenen Vollzug aus dem Männergefängnis Spremberg herauszunehmen und die Insassen zu einem großen Teil nach Duben zu verlegen. Die Idee Sarrachs ist es nun, den frei werdenen Platz in Spremberg zu nutzen und dort ein Frauengefängnis einzurichten, in dem auch die zehn Luckauer Frauen im offenen Vollzug unterkommen könnten. Gestern beantragte Sarrach, dass der Rechtsausschuss Anfang März vor Ort in Spremberg tagt, um sich zu informieren. Im Justizministerium versteht man die Aufregung nicht. Tatsächlich fehle in der JVA Duben ein offener Vollzug »im klassischen Sinne«, denn die dafür vorgesehene Abteilung befinde sich hinter den Gefängnismauern. Auch in der alten Luckauer JVA stehe der Trakt für den offenen Vollzug innerhalb der Mauern und die Fenster sind sogar vergittert, bemerkt Ministeriumssprecher Thomas Melzer. Insofern gebe es für die Frauen in Duben keine Verschlechterung. Im übrigen handele es sich nur um ein Provisorium. Die Justizvollzugsanstalten Brandenburg/Havel und Spremberg sollen später je 15 Plätze für den offenen Vollzug bekommen. Wann es soweit sein wird, vermochte Melzer allerdings noch nicht zu sagen. In Luckau gibt es den offenen Vollzug seit Anfang 2003. Vorher musste Brandenburg alle dafür in Frage ko...

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