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  • Die Steilküste der Insel Rügen ...

Methling mahnt zur Vorsicht

Warnung an die Osterurlauber

»Es war, als ob der Helikopter des Rettungsdienstes in den Hang einschlägt. Erst rumpelte es fürchterlich in Wänden und Schränken. Dann sah ich das Leuchtfeuer von Kap Arkona. Alle Bäume am Hang waren verschwunden.« Was eine direkte Nachbarin der kirchlichen Suchttherapie-Einrichtung in Lohme erlebte, zählt zu den größten Uferabbrüchen der Ostseeinsel seit deren Beobachtung. Manfred Kutscher weiß das genau. Der Küstenexperte vom Nationalparkamt Jasmund sagte auch den Bruch der Wissower Klinken voraus, die in der letzten Februarwoche abstürzten. Das in Lohme auf ein historisches Gebäude direkt an der Böschungskante aufgebaute Ensemble aus drei Häusern steht nun am Abgrund. Gutachten hatten ihm noch vor drei Jahren Sicherheit bescheinigt und so wurde es vom vorigen Besitzer verkauft, für eine Million Euro saniert und vor einem halben Jahr bezogen. Die 18 Bewohner, so Hausleiter Manfred Drengk, seien nun auf Einrichtungen im Land verteilt worden. Das Gebäude ist offenbar nicht mehr zu retten; eine Zufahrtstraße wurde gestern gesperrt, weil man weitere Abbrüche befürchtet. Sand, Geröll und Mergel auf einer Fläche von zwei Fußballfeldern waren in den Westteil des mit hohen Zuschüssen neu sanierten Lohmer Hafens gerutscht. Die Erdmassen entsprechen rund 5000 Lkw-Ladungen. Bürgermeister Jörg Burwitz (Wählergemeinschaft) hat schon Umweltminister Wolfgang Methling (PDS) zur Hilfe für die Kommune aufgerufen, um die am Haus vorbeiführende Straße und den Hafen erneut zu sanieren. Methling jedoch fordert zu erhöhter Vorsicht der Bauämter auf: »Ich sehe mich in vielen Befürchtungen der letzten Jahre bestätigt.« Währenddessen erinnert man sich in Lohme, dass zu DDR-Zeiten der FDGB seine Häuser in Küstennähe regelmäßig vor Urlaubsbeginn auf Schäden untersucht hatte, bevor er sie freigab. Das weiß auch der Hotelier Matthias Ogilvie. Er hat gerade eine Imagebroschüre für Lohme fertig gestellt. Über Küstenabbrüche steht darin verständlicherweise nichts. Besorgte Anrufe bekomme er von fest gebuchten Urlaubsgästen, sagt er auf Nachfrage und muss Krisenmanagement betreiben. »Mein Hotel steht auf Kreide. Die ist nicht so aktiv wie das Mergel-Sand-Gemisch am Hang gegenüber, was die Bewegungsmarken auch zeigen.« Den Anrufern erkläre er geduldig, dass Küstenabbrüche an Rügens Westküste ganz normal seien. »Die Leute müssen nun beruhigt werden. Bitte keinen Katastrophentourismus.« Das sagt auch Jeanette Brussig von der Tourismuszentrale Rügen angesichts einer Auslastung von 70 Prozent für die Osterfeiertage. Das bedeutet rund 46000 Gäste. Viele davon werden wohl die Küstenabschnitte besuchen, von denen sie die letzten drei Wochen gelesen haben. Rügens Landrätin Kerstin Kassner (PDS) erklärt daher, sie könne keine 140 Kilometer Strand sperren lassen und appellierte vor dem großen Urlauberansturm der Küste an Hoteliers und Einheimische, die Gäste zu informieren. Ein dafür hergestelltes Flugblatt wird ab...

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