Sie sind nicht alt, nur älter

»LEBEN. Acht Frauen - Acht Wege« - ein Pilotprojekt von Klara Höfels im Theaterhaus Mitte

  • Almut Schröter
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Warum kommt es kaum in den Sinn, dass die Frau zwischen 60 und 70, die man an der Bushaltestelle, im Supermarkt oder wo auch immer trifft, ein Fan der Beatles sein könnte? Man müsste doch nur kurz nachrechnen. Wahrscheinlich werden zu viele Klischees hingenommen. So sieht eine Rentnerin aus, so eine Großmutter, basta. Sie sollen sich gefälligst »altersgerecht« benehmen, pflegeleicht sein, nicht aus der Reihe tanzen.
Denkste. »Wir sind nicht alt, nur älter!« kommt von der Bühne beim Pilotprojekt »LEBEN. Acht Frauen - Acht Wege« der Schauspielerin und Regisseurin Klara Höfels im Theaterhaus Mitte. Vorher haben Sigtrud Brandt, Ursula Gertig, Helga Mouchantat, Rasimina Neumann, Brigitte Seidel, Antje Schlieder-Parma, Elisabeth Schmidt und Karin Vollbrecht aus ihrem Leben erzählt, nach Songs der Beatles getanzt, zwischen den Geschichten die Gläser erhoben - auf das Leben, die Liebe, auf alles Mögliche.
Ihre frühe Kindheit war vom Kriegsalltag, die Jugend und Berufstätigkeit vom geteilten Deutschland geprägt. Doch wie die drei mit Zeitungsseiten beklebten Bühnenwände symbolisieren, beeinflussen die äußeren Umstände nur bedingt. Dazwischen führt man sein Leben auf geradem oder zackigem Weg. Bittere Worte fallen durchaus. Aber zumeist blicken die Frauen spöttisch auf missliche Umstände zurück oder erzählen, was sie aus Schicksalsschlägen lernten.
Sie sind realistisch, sich bei diesem Vorhaben als Erzählerinnen und nicht als große Schauspielerinnen zu sehen. Nichts muss perfekt sein, aber die Frauen leisten Beachtliches. Dabei haben mehrere von ihnen pragmatisch im Programmheft erklärt, dass sie ansonsten vergesslich seien und das Theaterspiel ihnen helfe, sich zu konzentrieren. Problematisch bei der Produktion ist allein, dass man am Ende schwer auseinander halten kann, wer wer ist. Das Programmheft ist kaum Hilfe, zeigt Kinder- und Jugendfotos, die dann auch auf der Bühne im Hintergrund erscheinen. Aber das Stück fügt sich zu einem Lebensbildermosaik mit Würde und Ansprüchen.
Klara Höfels will drei Projekte zu solcher Standortbestimmung auf die Bühne bringen. Im nächsten sollen acht Männer in dem Theatervorhaben gegen negative Altersvorstellungen ihre Rollen spielen. Wird sicher auch gut. Die jungen Alten brauchen dringend Sponsoren.

6.-10.4., 20 Uhr, Theaterhaus Mitte, Koppenplatz 12, Mitte, Telefon...

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