- Kultur
- HEINER MÜLLER: Die Gedichte eröffnen die vollständige Werkausgabe
Das Schöne und der Schrecken
Diese Lyrik ist veränderndes Weiterleben. Nicht als vorweg garantierte Harmonie, nicht als umstandslos passender Schlüssel ins sperrige, rostige Schloß der Wirklichkeit; nein, eher zögernd, im Bewußtsein der Last, formuliert der Dichter die Chance von Kunst. »Denn das Schöne bedeutet das mögliche Ende der Schrecken.« Diese Zeile finden wir im Gedicht »Bilder« aus den 50er Jahren und im Text »Schall Coriolan«, Jahre später Für mich eine der wichtigsten Metaphern. Darin kehrt sich die resigna-
tive Weitabgewandtheit bürgerlicher Moderne um, auf die Müller sich in materialistischem Widerpart bezieht (so heißt es zu Beginn der 1. Duineser Elegie Rilkes: »Denn das Schöne ist nichts/ als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen/und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,/ uns zu zerstören«). Das Schöne als Einspruch gegen die Schrecken der Geschichte, wie Müller es festhält, knüpft an den griechischen Mythos an, an Orp...
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