- Politik
- Janet Jackson im Berliner Velodrom
Große kleine Schwester
Foto: The FAN Association
Janet Jackson
Janet Jackson, die kleine Schwester von Michael, gab im Berliner Velodrom ein Konzert. Zu Anfang öffnete sich ein riesiger roter Vorhang, dann ein gleichfalls riesiges Buch, und da sah man auf einer Leinwand eine immer schneller werdende Reise durchs All. Nach einem Knall, Explosion der Gestirne, war Janet (32) da, wirbelte gemeinsam mit ihren acht Tänzern - in Anzug und mit Stock und Hut - zu dem neuen, wunderbaren Song »Velvet Rope« über die Bühne.
Und so furios wie der Beginn sollte das Konzert noch des öfteren werden: zumeist erstklassige Songs zwischen Pop, Rock und Soul, spannende und humorvolle Tanzeinlagen, eine farbenreiche
Lichtshow und Bühnenbilder, manchmal so bunt und phantasiereich (und kitschig?) wie Disney-Land.
Auf mehrere schnelle Lieder folgten, gleichsam als Atempause, ein paar ruhigere Songs, wobei Janet gemeinsam mit ihrem Gitarristen auf Barhockern saß, und dann folgte wieder ein Medley rasanter Nummern. Sie stammten zumeist von Janets Album »Control« (1986) nach zwei Flops ihr erstes erfolgreiches Album. Dafür hatte sich die damals 19jährige von ihrem Vater, bis dahin ihr Manager, getrennt, war allein vom Jackson-Anwesen in Los Angeles nach Minneapolis gezogen, um mit den afroamerikanischen Produzenten Jimmy Jam und Terry Lewis (früher bei der Gruppe »Time«) zusammenzuarbeiten. Und diese brachten sie - bis heute - auf Erfolgskurs.
Als sich der Vorhang nach kurzer Pause wieder öffnete, gaben Janet und die Tänzer zwischen Rutsche und riesigem Mondgesicht eine mitreißende Szene der Lebensfreude, und beim Song »Whoops Now« hielt es die Zuhörer nicht mehr auf ihren Sitzen.
Höhepunkte des Konzerts waren die Songs von Janets jüngstem, sechsten Al-
bum »Velvet Rope«, ein Meisterwerk, das alle ihre vorhergehenden Platten übertrifft (Janet: »Wenn ich gefragt werde, wie lange es gedauert hat, bis >Velvet Rope< fertig war, sage ich: mein ganzes Leben.«). Da kam das funkige »I Get So Lonely«, das mal ruhige, mal laute »What About«, ein Song, den Bruder Michael garantiert auf sein berühmtes »Thriller«-Album genommen hätte, dann der aktuelle Hit »Got 'til It's Gone« mit Joni-Mitchell-Sample und »Together Again«, ein Lied über Freunde von Janet, die an Aids gestorben sind. Bei »Special« wurden Fotos von Janet und den Jacksons, wohl die erfolgreichste Pop-Familie in der Rock-Geschichte, eingeblendet, darunter auch welche mit Michael, ihrem Rivalen, mit dem sie sich mal besser, mal schlechter versteht.
Nach gut eineinhalb Stunden war Schluß, und das jubelnde Publikum erzwang sich mehrere Zugaben. Ein schönes Konzert. Vielleicht wird es in ein paar Jahren heißen: Michael Jackson, das ist doch der große Bruder von Janet.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.