Stammtischniveau im Seminar

Professor spaltet mit seiner Rassen-Theorie die Humboldt-Universität

Wo beginnt Rassismus? Diese Frage beschäftigt uns nicht nur im politischen Alltag, wenn ein Politiker mal wieder eine berühmt-berüchtigte Stammtisch-Rede gehalten hat. Auch auf der wissenschaftlichen Ebene gibt es immer wieder Streit um diese Frage. An der Berliner Humboldt-Universität schlagen die Wogen zur Zeit hoch. Ausgangspunkt war ein gemeinsames Seminar der Bereiche Biologie, Philosophie und der Gender Studies, in dem der Biologie-Professor Dr. Andreas Elepfandt das Konzept von Menschenrassen verteidigte. Auf kritische Nachfragen von Studierenden habe er betont, sowohl Rassen als auch der Rassismus hätten eine »genetische Komponente«. Es gebe zwischen 3 und 200 Menschenrassen. Die genaue Anzahl sei in der Biologie strittig. Außerdem habe Professor Elepfandt auf Studien in den USA verwiesen, die von einem Intelligenzunterschied zwischen Menschen mit schwarzer und weißer Hautfarbe hinweisen. Das berichten Studierende verschiedener Fachbereiche, die daraufhin eine »Arbeitsgruppe gegen Rassismus« gegründet haben. Neben Flugblättern, in denen die Konstruktion von Menschenrassen zurückwiesen wird, haben sie kürzlich eine gut besuchte Veranstaltung an der Humboldt-Universität organisiert. Unter dem Motto »Zur Aktualität rassistischer Konzepte« stellten sich die Medizinsoziologin Heidrun Kaupen-Haas und der Biologe Ulrich Kattmann der kontroversen, aber sachlichen Debatte. Beide sprachen Rassekonstruktionen jeglichen wissenschaftlichen Gehalt ab. Für Kattmann sind anthropologische Rasseklassifikationen nicht naturwissenschaftlich fundiert, sondern entspringen Alltagsvorstellungen und sozialpsychologischen Bedürfnissen, die Wissenschaftler mit anderen Menschen ihrer jeweiligen Gesellschaften teilen. Um diese Veranstaltung gab es schon im Vorfeld universitätsintern heftigen Streit, berichten Mitglieder der studentischen Antirassismus-AG. So sollte die Debatte ursprünglich im Institut für Biologie stattfinden, was aber vom Dekan untersagt worden sei. Er habe den Eindruck, dass die Kritik an den Rassismuskonzepten als Beleidigung empfunden werde, erklärte ein studentischer Antirassist gegenüber ND. In einer von Professoren der biologischen, der philosophischen Fakultät und dem Fachbereich Gender Studies unterschriebenen Erklärung wird der Rassismusvorwurf gegen Professor Elepfandt vehement zurück gewiesen. Der Streit wird im Wesentlichen mit unterschiedlichen Rassedefinitionen bei den Natur- und den Kulturwissenschaftlern erklärt. Eine Diskussion kontroverser Fragen dürfe nicht zu »falschen Anschuldigungen, politisierenden Zuschreibungen und öffentlichen Attacken« werden, heißt es in der Erklärung. Die studentische Antirassismus-AG hat in einer Erwiderung betont, »dass es zum Stil sachlicher universitärer Arbeit gehört, wenn Studierende aus guten Gründen Kritik an Lehrenden üben, wenn sie eine wissenschaftliche Veranstaltung planen und eine verantwortungsvolle, aktuelle Lehre einfordern.« Mittlerweile hat der Streit den universitären Raum verlassen. Auf Grund der ersten Presseberichte hat ein Potsdamer Bürger Anzeige wegen Volksverhetzun...

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