Sporthaus Ziegenhals - wertloser Denkmalwert

Kulturministerium: Abrissgenehmigung »nicht zu beanstanden« / Protestschreiben aus den USA

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Ringen um die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte in Ziegenhals geht weiter. Die PDS-Fraktion brachte kürzlich eine Beschlussvorlage in den Kreistag von Dahme-Spreewald ein, derzufolge sich Landrat Martin Wille (SPD) für den Erhalt der Gedenkstätte einsetzen soll. Das Papier ist in den Kultur- und Bildungsausschuss überwiesen worden. Dort wird es voraussichtlich in der zweiten Julihälfte diskutiert, sagte der PDS-Kreistagsabgeordnete Helmut Becke gestern. Becke sitzt zwar im Hauptausschuss, er möchte aber zu der Beschlussvorlage im Kultur- und Bildungsausschuss reden und dort »verwaltungstechnische Mängel« im Zusammenhang mit der erteilten Abrissgenehmigung ankreiden. Immerhin ist Becke Vorsitzender des Freundeskreises der Gedenkstätte und Ortsteilbürgermeister von Niederlehme und damit auch von Ziegenhals. Becke will den Kreistagsabgeordneten unter anderem erklären, dass der Freundeskreis eigentlich die Verfügungsgewalt über das Denkmalinventar haben müsste. Den Überlick über die tatsächlichen Besitzverhältnisse zu bewahren, fällt nicht leicht. Nach Angaben des Freundeskreises übernahm die Handelsorganisation (HO) Königs Wusterhausen 1963 das Sporthaus Ziegenhals. Becke kann jedoch eine Kopie des Übernahmeprotokolls vorweisen, in dem es heißt: »Das bewegliche Inventar des Gedenkzimmers bleibt Eigentum der Abteilung Kultur beim Rat des Kreises.« Becke argumentiert: »Die Treuhand konnte nur das verkaufen, was der HO gehört hatte.« 1991/92 habe der Kreis die Exponate an den Freundeskreis übergeben. Nach Ansicht der Landesregierung ist die Abrissgenehmigung rechtens, die die Kreisverwaltung dem privaten Eigentümer erteilte. Von den Bestimmungen zum Denkmalschutz her sei die Erlaubnis »nicht zu beanstanden«, antwortete Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Jens Klocksin. »Bei einer rein sachlichen Betrachtungsweise kann der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte nicht der Rang eines nationalen Kulturgutes eingeräumt werden«, so die Ministerin. »Die heute bestehende Gedenkstätte bezeugt in erster Linie eine politisch-ideologische Inszenierung und Instrumentalisierung des historischen Ortes durch die DDR-Machthaber und diente weniger einer authentischen Vermittlung des historischen Ereignisses der KPD-Geschichte.« Darüber hinaus erläuterte Wanka: Die Thälmann-Gedenkstätte sei nicht von der Denkmalliste des Landes gestrichen, da ihr nach dem Urteil des Landesdenkmalamtes Denkmalwert zukomme. Diese Meinung der Fachleute ändert aber nichts an der Abrissgenehmigung. Verschwindet das Sporthaus Ziegenhals tatsächlich, dann werde die Eintragung in die Denkmalliste »gegenstandslos« und von Amts wegen gelöscht. Indessen treffen beim Freundeskreis der Gedenkstätte Briefe aus aller Welt ein. Er schreibe im Namen von 3000 Männern und Frauen, die im Spanienkrieg in der Abraham-Lincoln-Brigade dienten, teilte Moe Fishman, Nationalsekretär der am New Yorker Broadway sitzenden US-amerikanischen Veteranen-Organisation mit. »Da wir mit den mehr als 6000 deutschen Freiwilligen der Thälmann-Brigade nebeneinander im gleichen Kampf standen, ist uns die große Rolle, die Ernst Thälmann spielte, ganz bewusst.« Die Veteranen in den USA fordern, die Gedenkstätte zu erhalten. Eine Resolution mit dem Aufruf, den Abriss zu verhindern, verfassten die »Kämpfer und Freunde der spanischen Republik 1936-1939 e.V.« Mit Unwillen habe man die Abrisspläne aufgenommen, erklärte der Parteivorsitzende der Kommunisten im slowakischen Bezirk Martin, Rudolf Gresko.

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