»40 Bände Lenin? Die können Sie entsorgen«
Der Schweriner Antiquar Robert Loest baut ein Antiquariat und eine DDR-Bibliothek auf und aus
Der Mann ist Frühaufsteher. Er geht von seiner kleinen Dachwohnung, die in der Schweriner Körnerstraße unweit des Pfaffenteichs liegt, in das Erdgeschoss. Dort befindet sich seine Bibliothek. Für andere Leute sind diese Räume voller Bücher das Antiquariat von Robert Loest. So steht es auch an den Schaufensterscheiben. Aber solange der kleine Laden morgens noch nicht offen ist, ist es eben eher ein Stück Wohnung für den 48-jährigen gebürtigen Leipziger, der vor sieben Jahren von Köln nach Schwerin kam, um sich dort niederzulassen und einen Buchversandhandel zu eröffnen.
Warum ausgerechnet Schwerin? Die Antwort kommt kurz und schnell: »Wegen meiner damaligen Freundin.« Mit ihr ist er nicht mehr zusammen, aber in Schwerin lebt er immer noch, obwohl es an der Stadt einiges auszusetzen gibt. Zwar gäbe es da viel Wasser und ein schönes Schloss, aber auch viele Bürokraten und keine Studenten und vor allem keine finanzstarken Käufer für gebrauchte Bücher. Denn kurz nach seinem Umzug ins Mecklenburgische begann der jüngste Sohn des Schriftstellers Erich Loest und dessen Frau Annelies, in der Landeshauptstadt ein Buchantiquariat aufzubauen.
Robert Loest war selbst 1983 im Zuge der unfreiwilligen Übersiedelung seines Vaters in die Bundesrepublik nach Köln ausgereist. Dort hatte er studiert und danach ein Jahrzehnt lang als Bibliothekar und Dokumentar am »Bundesinstitut für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien« in Köln gearbeitet. Mit Erstaunen nahm der Ost-Mensch mit langer West-Erfahrung von dort aus den sang- und klanglosen Untergang der DDR zur Kenntnis. Mit Genugtuung und einer kleinen Spur Schadenfreude.
Alte Bücher und neue Medien
Seit ein paar Jahren ist es auch für Antiquare nicht mehr ganz so wichtig, ob sie ihr Geschäft in einer belebten Passage oder wie Loest eher in einer Nebenstraße haben. Denn das Hauptgeschäft wird bei den meisten längst nicht mehr im Laden, sondern per Internet gemacht. Und auch in Bezug auf die neuen Medien war Robert Loest ein Frühaufsteher. Als es sich viele Kollegen noch zur Ehre anrechneten, keinen Computer auch nur anzuschauen, geschweige denn aufzustellen, hat er sich schon in das neue Medium eingearbeitet. Seine Computer- und Internetkenntnisse waren dank der Tätigkeit in der modernen Kölner Bibliothek sehr gut und verschafften ihm gegenüber anderen Antiquaren deutlichen Vorsprung. Auch wenn die meisten Antiquare inzwischen nachgezogen haben, lägen die Vorteile für Käufer wie für Verkäufer auf der Hand, sagt Loest. Beide Gruppen könnten sich deutschlandweit und am internationalen Markt orientieren. Allerdings wächst dadurch auch die weltweite Konkurrenz, der sich auch Loest stellen muss. Wer möchte schon ein Buch über Neuseeland in Schwerin kaufen? Das kommt nicht so häufig vor. Per Internet hat er da schon mehr Erfolg. Insgesamt verzeichnet das Internet-Angebot seines Antiquariats derzeit rund 22000 Titel in 63 Rubriken von Abenteuerliteratur und Architektur bis Western und Wirtschaft. Im Laden selbst ist aus Platzgründen nur ein geringer Teil dieser Menge zu finden - der große Rest steht im Magazin. Außerdem gibt es noch einen preiswerten »Stöber-Keller«, der vor allem von jungen Leuten gern genutzt wird. »Die schleppen manchmal mehr Bücher weg, als sie Kilo auf die Wage bringen«, meint Loest.
Online-Bestellungen kommen aus der alten Bundesrepublik, aus Österreich und der Schweiz - »Die haben einfach mehr Geld« -, manchmal auch aus Amerika und Australien, nur aus Afrika hat er bisher noch keine E-Mail bekommen. Aber im Grunde genommen ist das Problem nicht der Buch-Verkauf. Der läuft über Antiquariatsverbünde. Hauptproblem ist der Ankauf. Man muss die Bücher finden, die sich wieder verkaufen lassen. Vieles sei zu DDR-Zeiten in so hohen Auflagen gedruckt worden, dass man fast daran ersticke. So kauft er kaum etwas von Hermann Kant, Christa Wolf oder Stephan Hermlin an. »Und 40 Bände Lenin? Die können Sie entsorgen.« Loest selbst pflegt einen pragmatischen Umgang mit der ausgedienten Literatur. »Bücher sind nicht heilig. Jährlich werden Millionen Bücher gedruckt, wo sollen die alle hin?« Und so ist schon manche Kiste Heimatromane oder Stalin-Bände stillschweigend ins Altpapier gewandert. Aber wenn zum Beispiel ein Fernsehfilm über Brigitte Reimann gelaufen ist, dann kommen am nächsten Tag die Leute und wollen »Franziska Linkerhand« haben. Oder nicht wieder aufgelegte Kinderbücher aus der DDR. Viel gesucht werde auch alles über Fahrzeug-Technik. Zum Beispiel über »Wartburg« oder »Sport-Awo«. Manchmal kämen auch Leute mit Verschwörerblicken und fragen nach »Mein Kampf«. Aber abgesehen davon, dass es verboten ist, würde er das Buch an solche Leute nicht verkaufen. Loest plädiert eher dafür, dieses Buch als Pflichtlektüre in den Schulen zu behandeln. Dann würden Schwach- und Irrsinn zum Vorschein kommen und ein Mythos sterben.
Mit dem Buchversand angefangen hatte er übrigens in seiner ersten Schweriner Wohnung. Aber da wurde es bald zu eng. Und zudem war ihm das bald zu langweilig. »Da sitzt man den ganzen Tag, bekommt Bestellungen per E-Mail, manchmal noch einen Anruf und verschickt Bücher.« Während andere Antiquare ihr teures Ladengeschäft schließen und nur noch den Internet-Versandhandel betreiben, eröffnete Loest 2003 seinen Laden. Interessant sei es, sich mit Leuten zu unterhalten und über Bücher und ihre Lieblingsthemen zu reden. Das Antiquariat als Kommunikationszentrum. Überwachungskameras sucht man im verwinkelten Laden vergeblich: »Diebstähle kommen natürlich vor«, meint Loest gelassen. »Das ist aber nicht so schlimm, die geklauten Bücher werden wenigstens gelesen.«
Zu seinem Laden gehört inzwischen auch eine gemütliche Leseecke vor zwei, drei Regalen mit dem Hinweis »Kein Verkauf«. Das ist seine DDR-Bibliothek, in der Loest alles sammelt, was er zu diesem Thema findet. Spezielle Themen dieser DDR-Bibliothek sind z.B. die Staatssicherheit, NVA, Knast, Justiz, Kirche - aber auch Bücher zur Kunst, Architektur, Literatur und zum Alltag. Ausgeliehen werden auch DDR-Klassiker wie »Wie der Stahl gehärtet wurde«, »Timur und sein Trupp« oder »Die Abenteuer des Werner Holt«. Ein besonderes Stück DDR-Geschichte könne man zum Beispiel daran nachvollziehen, welche Autoren in dem immer wieder aufgelegten, aber ständig veränderten Jugendweihe-Band »Weltall, Erde, Mensch« schreiben durften. Robert Havemann, Mitbegründer des Buches, ist seit 1965 nicht mehr vertreten. Der Band ist wohl in zwanzig verschiedenen Fassungen kostenlos auszuleihen.
Zahlreich sind die Bücher, die nach der Wende über die DDR geschrieben wurden. Auch Gregor Gysis »Das wars noch lange nicht« leuchtet rot im Regal. Natürlich gibt es im Antiquariat Belletristik, eine besondere Erich-Loest-Ecke aber nicht. Der jüngste Sohn will nicht als Anhängsel seines bekannten Vaters gesehen werden, sondern als Robert Loest. Oft wird er auch mit Bruder Thomas verwechselt, der in Leipzig den Linden-Verlag führt und die Bücher des Vaters verlegt.
Die Dominanz des Vaters ist allgegenwärtig. Oft kommen Kunden und fragen Robert Loest: »Sind Sie der Sohn von ....« Dann verdreht er die Augen und sagt seinen Spruch auf. Vielleicht hat er deshalb auch eigene Schreibversuche wieder aufgegeben. Zwar hat er ein wenig journalistisch gearbeitet und ein paar Features für den Deutschlandfunk gemacht. Als Schriftsteller jedoch hat er sich nie gesehen. Aber wer ein Buch von Erich Loest haben will, der bekommt es in Schwerin. Zumeist sogar mit Widmung von Loest. Von Erich Loest natürlich.
Gysi und Lafontaine? Warum nicht?
Gelesen hat der Vater auch schon einmal dort in Schwerin. Zusammen mit dem Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung organisiert sein Sohn von Zeit zu Zeit Veranstaltungen mit jungen Literaten. »Und wer das gern machen will, der kann jederzeit hierher kommen. Ich will auch keine Miete haben.« Auf eine Zwischenfrage, ob er sich auch Lesungen mit Gysi und Lafontaine vorstellen könne, denkt er kurz nach, gibt zu erkennen, dass er weder an Gysi noch an Lafontaine alles gut findet und an der PDS nicht alles schlecht. »Ich hätte nichts dagegen.« Ausdrücklich danach drängeln werde er sich nicht, auch wenn es wahrscheinlich gut für das Geschäft wäre. Aber warum nicht?
An Umzug denkt Loest gegenwärtig nicht. Auch wenn es in Schwerin im Vergleich zu Köln oder Leipzig eher langweilig und überschaubar ist, so fühlt er sich dort dennoch wohl. Aber nach Leipzig zieht es ihn regelmäßig beruflich und vor allem familiär. Das hat nicht zuletzt sprachliche Gründe: »Wenn man eine Weile in Schwerin ist, dann kippt man sofort wieder ins Hochdeutsche ab. Da muss man ab und zu wieder in die alte Heimat, um den eigenen Dialekt aufzufrischen. Das gelingt mir wunderbar«, sagt er selbstbewusst sächsisch. Und zum Lesen kommt Robert Loest, der keinen eigenen Fernseher hat, auch noch. Meist liest er sich tagsüber bei der Titeleingabe für das Internet fest. Oder mor...
Warum ausgerechnet Schwerin? Die Antwort kommt kurz und schnell: »Wegen meiner damaligen Freundin.« Mit ihr ist er nicht mehr zusammen, aber in Schwerin lebt er immer noch, obwohl es an der Stadt einiges auszusetzen gibt. Zwar gäbe es da viel Wasser und ein schönes Schloss, aber auch viele Bürokraten und keine Studenten und vor allem keine finanzstarken Käufer für gebrauchte Bücher. Denn kurz nach seinem Umzug ins Mecklenburgische begann der jüngste Sohn des Schriftstellers Erich Loest und dessen Frau Annelies, in der Landeshauptstadt ein Buchantiquariat aufzubauen.
Robert Loest war selbst 1983 im Zuge der unfreiwilligen Übersiedelung seines Vaters in die Bundesrepublik nach Köln ausgereist. Dort hatte er studiert und danach ein Jahrzehnt lang als Bibliothekar und Dokumentar am »Bundesinstitut für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien« in Köln gearbeitet. Mit Erstaunen nahm der Ost-Mensch mit langer West-Erfahrung von dort aus den sang- und klanglosen Untergang der DDR zur Kenntnis. Mit Genugtuung und einer kleinen Spur Schadenfreude.
Alte Bücher und neue Medien
Seit ein paar Jahren ist es auch für Antiquare nicht mehr ganz so wichtig, ob sie ihr Geschäft in einer belebten Passage oder wie Loest eher in einer Nebenstraße haben. Denn das Hauptgeschäft wird bei den meisten längst nicht mehr im Laden, sondern per Internet gemacht. Und auch in Bezug auf die neuen Medien war Robert Loest ein Frühaufsteher. Als es sich viele Kollegen noch zur Ehre anrechneten, keinen Computer auch nur anzuschauen, geschweige denn aufzustellen, hat er sich schon in das neue Medium eingearbeitet. Seine Computer- und Internetkenntnisse waren dank der Tätigkeit in der modernen Kölner Bibliothek sehr gut und verschafften ihm gegenüber anderen Antiquaren deutlichen Vorsprung. Auch wenn die meisten Antiquare inzwischen nachgezogen haben, lägen die Vorteile für Käufer wie für Verkäufer auf der Hand, sagt Loest. Beide Gruppen könnten sich deutschlandweit und am internationalen Markt orientieren. Allerdings wächst dadurch auch die weltweite Konkurrenz, der sich auch Loest stellen muss. Wer möchte schon ein Buch über Neuseeland in Schwerin kaufen? Das kommt nicht so häufig vor. Per Internet hat er da schon mehr Erfolg. Insgesamt verzeichnet das Internet-Angebot seines Antiquariats derzeit rund 22000 Titel in 63 Rubriken von Abenteuerliteratur und Architektur bis Western und Wirtschaft. Im Laden selbst ist aus Platzgründen nur ein geringer Teil dieser Menge zu finden - der große Rest steht im Magazin. Außerdem gibt es noch einen preiswerten »Stöber-Keller«, der vor allem von jungen Leuten gern genutzt wird. »Die schleppen manchmal mehr Bücher weg, als sie Kilo auf die Wage bringen«, meint Loest.
Online-Bestellungen kommen aus der alten Bundesrepublik, aus Österreich und der Schweiz - »Die haben einfach mehr Geld« -, manchmal auch aus Amerika und Australien, nur aus Afrika hat er bisher noch keine E-Mail bekommen. Aber im Grunde genommen ist das Problem nicht der Buch-Verkauf. Der läuft über Antiquariatsverbünde. Hauptproblem ist der Ankauf. Man muss die Bücher finden, die sich wieder verkaufen lassen. Vieles sei zu DDR-Zeiten in so hohen Auflagen gedruckt worden, dass man fast daran ersticke. So kauft er kaum etwas von Hermann Kant, Christa Wolf oder Stephan Hermlin an. »Und 40 Bände Lenin? Die können Sie entsorgen.« Loest selbst pflegt einen pragmatischen Umgang mit der ausgedienten Literatur. »Bücher sind nicht heilig. Jährlich werden Millionen Bücher gedruckt, wo sollen die alle hin?« Und so ist schon manche Kiste Heimatromane oder Stalin-Bände stillschweigend ins Altpapier gewandert. Aber wenn zum Beispiel ein Fernsehfilm über Brigitte Reimann gelaufen ist, dann kommen am nächsten Tag die Leute und wollen »Franziska Linkerhand« haben. Oder nicht wieder aufgelegte Kinderbücher aus der DDR. Viel gesucht werde auch alles über Fahrzeug-Technik. Zum Beispiel über »Wartburg« oder »Sport-Awo«. Manchmal kämen auch Leute mit Verschwörerblicken und fragen nach »Mein Kampf«. Aber abgesehen davon, dass es verboten ist, würde er das Buch an solche Leute nicht verkaufen. Loest plädiert eher dafür, dieses Buch als Pflichtlektüre in den Schulen zu behandeln. Dann würden Schwach- und Irrsinn zum Vorschein kommen und ein Mythos sterben.
Mit dem Buchversand angefangen hatte er übrigens in seiner ersten Schweriner Wohnung. Aber da wurde es bald zu eng. Und zudem war ihm das bald zu langweilig. »Da sitzt man den ganzen Tag, bekommt Bestellungen per E-Mail, manchmal noch einen Anruf und verschickt Bücher.« Während andere Antiquare ihr teures Ladengeschäft schließen und nur noch den Internet-Versandhandel betreiben, eröffnete Loest 2003 seinen Laden. Interessant sei es, sich mit Leuten zu unterhalten und über Bücher und ihre Lieblingsthemen zu reden. Das Antiquariat als Kommunikationszentrum. Überwachungskameras sucht man im verwinkelten Laden vergeblich: »Diebstähle kommen natürlich vor«, meint Loest gelassen. »Das ist aber nicht so schlimm, die geklauten Bücher werden wenigstens gelesen.«
Zu seinem Laden gehört inzwischen auch eine gemütliche Leseecke vor zwei, drei Regalen mit dem Hinweis »Kein Verkauf«. Das ist seine DDR-Bibliothek, in der Loest alles sammelt, was er zu diesem Thema findet. Spezielle Themen dieser DDR-Bibliothek sind z.B. die Staatssicherheit, NVA, Knast, Justiz, Kirche - aber auch Bücher zur Kunst, Architektur, Literatur und zum Alltag. Ausgeliehen werden auch DDR-Klassiker wie »Wie der Stahl gehärtet wurde«, »Timur und sein Trupp« oder »Die Abenteuer des Werner Holt«. Ein besonderes Stück DDR-Geschichte könne man zum Beispiel daran nachvollziehen, welche Autoren in dem immer wieder aufgelegten, aber ständig veränderten Jugendweihe-Band »Weltall, Erde, Mensch« schreiben durften. Robert Havemann, Mitbegründer des Buches, ist seit 1965 nicht mehr vertreten. Der Band ist wohl in zwanzig verschiedenen Fassungen kostenlos auszuleihen.
Zahlreich sind die Bücher, die nach der Wende über die DDR geschrieben wurden. Auch Gregor Gysis »Das wars noch lange nicht« leuchtet rot im Regal. Natürlich gibt es im Antiquariat Belletristik, eine besondere Erich-Loest-Ecke aber nicht. Der jüngste Sohn will nicht als Anhängsel seines bekannten Vaters gesehen werden, sondern als Robert Loest. Oft wird er auch mit Bruder Thomas verwechselt, der in Leipzig den Linden-Verlag führt und die Bücher des Vaters verlegt.
Die Dominanz des Vaters ist allgegenwärtig. Oft kommen Kunden und fragen Robert Loest: »Sind Sie der Sohn von ....« Dann verdreht er die Augen und sagt seinen Spruch auf. Vielleicht hat er deshalb auch eigene Schreibversuche wieder aufgegeben. Zwar hat er ein wenig journalistisch gearbeitet und ein paar Features für den Deutschlandfunk gemacht. Als Schriftsteller jedoch hat er sich nie gesehen. Aber wer ein Buch von Erich Loest haben will, der bekommt es in Schwerin. Zumeist sogar mit Widmung von Loest. Von Erich Loest natürlich.
Gysi und Lafontaine? Warum nicht?
Gelesen hat der Vater auch schon einmal dort in Schwerin. Zusammen mit dem Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung organisiert sein Sohn von Zeit zu Zeit Veranstaltungen mit jungen Literaten. »Und wer das gern machen will, der kann jederzeit hierher kommen. Ich will auch keine Miete haben.« Auf eine Zwischenfrage, ob er sich auch Lesungen mit Gysi und Lafontaine vorstellen könne, denkt er kurz nach, gibt zu erkennen, dass er weder an Gysi noch an Lafontaine alles gut findet und an der PDS nicht alles schlecht. »Ich hätte nichts dagegen.« Ausdrücklich danach drängeln werde er sich nicht, auch wenn es wahrscheinlich gut für das Geschäft wäre. Aber warum nicht?
An Umzug denkt Loest gegenwärtig nicht. Auch wenn es in Schwerin im Vergleich zu Köln oder Leipzig eher langweilig und überschaubar ist, so fühlt er sich dort dennoch wohl. Aber nach Leipzig zieht es ihn regelmäßig beruflich und vor allem familiär. Das hat nicht zuletzt sprachliche Gründe: »Wenn man eine Weile in Schwerin ist, dann kippt man sofort wieder ins Hochdeutsche ab. Da muss man ab und zu wieder in die alte Heimat, um den eigenen Dialekt aufzufrischen. Das gelingt mir wunderbar«, sagt er selbstbewusst sächsisch. Und zum Lesen kommt Robert Loest, der keinen eigenen Fernseher hat, auch noch. Meist liest er sich tagsüber bei der Titeleingabe für das Internet fest. Oder mor...
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