Hat Hitlers Trauma Schlimmstes verhindert?
Neue Erkenntnisse: Die Giftgasforschungen an Kaiser-Wilhelm-Instituten in der NS-Zeit
Im Rahmen eines mehrjährigen, eigentlich längst überfälligen Projekts der Max-Planck-Gesellschaft, das sich dem Verhältnis der Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zum Nationalsozialismus widmet, hat Florian Schmaltz die Zusammenarbeit der Wissenschaftler mit Militär und Industrie auf dem Sektor chemischer Waffen erforscht. Johannes Wendt sprach mit dem Historiker von der Goethe-Universität Frankfurt (Main), der derzeit seine Erkenntnisse auf einer internationalen wissenschaftshistorischen Tagung in China vorstellt.
ND: Welche Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft waren beteiligt?Schmaltz: Die für physikalische Chemie, medizinische Forschung, Arbeitsphysiologie, Hirnforschung, Strömungsforschung...
Giftgasforschung war nach dem Versailler Vertrag verboten.
Richtig, und das Verbot wurde von der Interalliierten Kontroll-Kommission in Deutschland überwacht. Die Situation änderte sich 1925/26 mit der Neukonstituierung der Reichswehr. Man begann, wieder ein Netzwerk getarnter Forschungsinstitutionen an Hochschulen und Universitäten einzurichten, das von der Reichswehr zentral koordiniert wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft noch nicht involviert. 1932 wurde dann aber das KWI für Arbeitsphysiologie an der Gasschutz-Forschung beteiligt - ein Grenzfall, weil die defensive Forschung auch nach den internationalen Bestimmungen als akzeptabel galt, sofern sie eben auf Gasmasken oder Gasmaskenfilter-Forschung beschränkt war. Die Studie sollte die Leistungsfähigkeit von Soldaten klären, die im Dauereinsatz Gasmasken tragen. Sie hatte also eher einen defensiven Charakter; aber sie war nicht öffentlich beantragt, sondern geheim im Auftrag des Reichsheeres ausgeführt worden und bis vor wenigen Jahren noch unbekannt.
Offensiv und defensiv lassen sich nicht immer leicht trennen.
Das stimmt. Die Forschungen, die z.B. am KWI für physikalische Chemie, zunächst unter Gerhard Jander und dann unter Peter Adolf Thiessen durchgeführt wurden, drehten sich vor allem um Aerosole. Und das Wissen um das chemisch-physikalische Verhalten von Aerosolen unter bestimmten Außenbedingungen war natürlich für beide Zwecke wichtig. Zunächst ging es um die Frage, welche Filterstoffe Kampfstoffe zurückhalten und in der Lage sein können, einen Soldaten oder auch Zivilisten zu schützen, der eine Gasmaske trägt. Umgekehrt hat dieses Wissen dazu beigetragen, Kenntnisse zu gewinnen, wie denn Aerosole beschaffen sein müssen, die Gasmaskenfilter durchschlagen und tödliche Wirkung entfalten. Diese Forschung war janusköpfig. Andere Forschungen an diesem Institut hatten von vorn herein einen offensiven Charakter, beispielsweise Freisetzungsversuche. Im Frühjahr 1933 wurden Gasgranaten auf einem Truppenübungsplatz abgeschossen, um die Bewegung der Kampfstoff-Wolken zu untersuchen.
In welchem Maß waren die Chemiekonzerne beteiligt?
In der Frühphase hielten sie sich zurück. Ein Konzern wie die IG Farben, das größte chemische Unternehmen in Europa, befürchtete, dass ein Wiedereinstieg in die offensive Kampfstoff-Forschung zu Absatzproblemen und Exportrückgängen im internationalen Maßstab führen würde. Das hat sich 1934/35 schnell geändert. Ab dann haben Verantwortliche der IG-Farben die Kampfstoff-Forschung und später auch die -produktion gefördert. Schlüsselfiguren wie Carl Krauch, der sowohl Senator der KWG als auch Aufsichtsratsvorsitzender der IG Farben war, veranlasste Denkschriften, in denen gefordert wurde, mehr Kampfstoff zu produzieren - und auch einzusetzen.
Welche neuen Kampfstoffe sind entwickelt worden?
Gerhard Schrader, ein Chemiker der IG Farbenindustrie, hat im Dezember 1936 das Nervengas Tabun entdeckt und 1938 das Nervengas Sarin, das noch stärker wirkt. Die Entdeckung von Tabun wurde umgehend dem Heereswaffenamt gemeldet. Innerhalb von anderthalb Jahren wurde in Kooperation mit der Gasschutzabteilung des Heereswaffenamtes ein Verfahren zur großtechnischen Produktion ausgearbeitet. Unmittelbar nach Kriegsbeginn, Ende 1939, wurde entschieden, diese neuen Kampfstoffe in großem Maßstab zu produzieren.
Schrader, der später noch das verbotene Schädlingsbekämpfungsmittel E 605 erfand, hat nach dem Krieg für die Bayer AG Leverkusen gearbeitet. Sein Name ist im Nervengas Sarin verewigt: S steht für Schrader, A für Ambros.
Otto Ambros war Vorstandsmitglied der IG Farben und neben Heinrich Hörlein sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden Carl Krauch verantwortlich für die Planung der Kampfstoff-Produktion. Sie alle wurden im IG Farben-Prozess vor dem amerikanischen Militärgerichtshof in Nürnberg angeklagt. Hörlein wurde freigesprochen; ihm konnte man eine persönliche Mitverantwortung für die ihm zur Last gelegten Menschenversuche nicht eindeutig nachweisen. Otto Ambros und Carl Krauch wurden zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt - aber nicht wegen ihrer Verantwortung für die Nervengasproduktion, sondern für die Ausbeutung von KZ-Häftlingen in Auschwitz, wo im Frühjahr 1941 das größte IG Farben-Werk errichtet worden war.
Und das R im Wort Sarin steht für Rüdiger - wer war das?
Ein Chemiker, im Heereswaffenamt an der Entwicklung des großtechnischen Verfahrens beteiligt.
Und das »in« in Sarin steht für Hans-Jürgen von der Linde?
Ja, Leiter des Heeresgasschutzlaboratoriums Spandau, der als Chemiker für fabrikatorische Entwicklungsfragen zuständig war.
Warum sind diese Chemiewaffen nicht im Krieg eingesetzt worden?
Darüber streitet die Forschung bis heute. In der ersten Phase des Zweiten Weltkriegs, also von 1939 bis einschließlich dem Überfall auf Frankreich, Belgien, die Niederlande passte das wohl nicht in das Konzept des motorisierten Angriffskrieges, des »Blitzkrieges«. Die Wehrmacht hätte dann über verseuchtes Territorium ihren Nachschub organisieren müssen, und bestimmte Gebiete in den besetzten Ländern wären kontaminiert gewesen. In der Phase der Defensive seit Ende 1941, als die Rote Armee zum Gegenangriff übergegangen war, wurde der Einsatz chemischer Kampfstoffe durchaus erwogen. Das Oberkommando der Wehrmacht wollte allerdings abwarten, bis die Nervengasproduktion ein bestimmtes Niveau erreicht hat. Doch dann befürchtete man, dass die Alliierten möglicherweise diese Nervengase auch besitzen - eine Annahme, die sich im nachhinein als falsch herausgestellt hat. Churchill hat im Frühjahr 1943 immerhin mit massiven Gegenschlägen, auch mit dem Einsatz chemischer Kampfstoffe gedroht. Die alliierte Luftwaffe wäre dazu in der Lage gewesen. Dieses Risiko wollte die Wehrmachtsführung offenbar nicht eingehen.
Spielte eventuell auch Hitlers Angst vor dieser Waffe eine Rolle?
Es gibt solche Interpretationen, aber ich bin da skeptisch. Man würde seine Rolle überbetonen, wenn man sagt, es sei auf Grund der traumatischen Erfahrungen seiner Gasverletzungen im Ersten Weltkrieg nicht dazu gekommen. Das würde die Herrschaftsstrukturen, in denen solche Entscheidungen gefallen sind, zu stark auf ihn einschränken.
Waren sich die Forscher bewusst, dass sie sich an völkerrechtswidrigen Handlungen beteiligten? Oder waren sie nur Forschungsfanatiker?
Das ist schwer zu beantworten. Zum einen haben wir nur wenige Zeugnisse, in denen sie Rechenschaft ablegen, ihre Motive nennen. Man kann aber sicher sagen, dass ein nicht unbedeutender Grund die Möglichkeit gewesen ist, durch die Forschung an »kriegswichtigen Projekten« in den Genuss einer u.k.-Stellung zu kommen: also »unabkömmlich«. Das heißt, sie waren nicht der Gefahr ausgesetzt, an der Front eingesetzt zu werden. Zum anderen: Diese Forschung war häufig mit grundlegenden Fragen verbunden. Und der Zufluss an Ressourcen und Mitteln war trotz der Kriegslage sichergestellt, was für Forscher nicht unwichtig ist.
Sind diese Kampfstoffe noch nach 1945 produziert worden?
Insbesondere Sarin und Soman gehörten zum Chemiewaffen-Programm der USA und der Sowjetunion. Den verheerendsten Einsatz hat es bekanntlich im Krieg zwischen Iran und Irak gegeben, am 16. März 1988 in Hallabschah, als die irakische Armee eine kurdische Kleinstadt vernichtet hatte: Nach Schätzungen von Human Rights Watch sind dabei 3000 bis 5000 Zivilisten erstickt.
Von wem kam das Gas?
Da darf man auf die Prozesse gegen Saddam Hussein und die anderen Angeklagten gespannt sein. Es gab zumindest Hinweise und auch Urteile gegen eine Firma in Hamburg, die 1987 an einem Geschäft mit dem Irak beteiligt war: Water Engineering Trading GmbH . Sie wurde unter Beteiligung von zwei Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes gegründet und hat wichtige Teile einer Produktionsstätte für chemische Kampfstoffe in Falludscha geliefert.
Die ausführliche Untersuchung von Florian Schmaltz über die Kampfstoff-Forschung in der NS-Zeit wird im Wallstein-Verlag erscheinen.ND: Welche Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft waren beteiligt?
Schmaltz: Die für physikalische Chemie, medizinische Forschung, Arbeitsphysiologie, Hirnforschung, Strömungsforschung...
Giftgasforschung war nach dem Versailler Vertrag verboten.
Richtig, und das Verbot wurde von der Interalliierten Kontroll-Kommission in Deutschland überwacht. Die Situation änderte sich 1925/26 mit der Neukonstituierung der Reichswehr. Man begann, wieder ein Netzwerk getarnter Forschungsinstitutionen an Hochschulen und Universitäten einzurichten, das von der Reichswehr zentral koordiniert wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft noch nicht involviert. 1932 wurde dann aber das KWI für Arbeitsphysiologie an der Gasschutz-Forschung beteiligt - ein Grenzfall, weil die defensive Forschung auch nach den internationalen Bestimmungen als akzeptabel galt, sofern sie eben auf Gasmasken oder Gasmaskenfilter-Forschung beschränkt war. Die Studie sollte die Leistungsfähigkeit von Soldaten klären, die im Dauereinsatz Gasmasken tragen. Sie hatte also eher einen defensiven Charakter; aber sie war nicht öffentlich beantragt, sondern geheim im Auftrag des Reichsheeres ausgeführt worden und bis vor wenigen Jahren noch unbekannt.
Offensiv und defensiv lassen sich nicht immer leicht trennen.
Das stimmt. Die Forschungen, die z.B. am KWI für physikalische Chemie, zunächst unter Gerhard Jander und dann unter Peter Adolf Thiessen durchgeführt wurden, drehten sich vor allem um Aerosole. Und das Wissen um das chemisch-physikalische Verhalten von Aerosolen unter bestimmten Außenbedingungen war natürlich für beide Zwecke wichtig. Zunächst ging es um die Frage, welche Filterstoffe Kampfstoffe zurückhalten und in der Lage sein können, einen Soldaten oder auch Zivilisten zu schützen, der eine Gasmaske trägt. Umgekehrt hat dieses Wissen dazu beigetragen, Kenntnisse zu gewinnen, wie denn Aerosole beschaffen sein müssen, die Gasmaskenfilter durchschlagen und tödliche Wirkung entfalten. Diese Forschung war janusköpfig. Andere Forschungen an diesem Institut hatten von vorn herein einen offensiven Charakter, beispielsweise Freisetzungsversuche. Im Frühjahr 1933 wurden Gasgranaten auf einem Truppenübungsplatz abgeschossen, um die Bewegung der Kampfstoff-Wolken zu untersuchen.
In welchem Maß waren die Chemiekonzerne beteiligt?
In der Frühphase hielten sie sich zurück. Ein Konzern wie die IG Farben, das größte chemische Unternehmen in Europa, befürchtete, dass ein Wiedereinstieg in die offensive Kampfstoff-Forschung zu Absatzproblemen und Exportrückgängen im internationalen Maßstab führen würde. Das hat sich 1934/35 schnell geändert. Ab dann haben Verantwortliche der IG-Farben die Kampfstoff-Forschung und später auch die -produktion gefördert. Schlüsselfiguren wie Carl Krauch, der sowohl Senator der KWG als auch Aufsichtsratsvorsitzender der IG Farben war, veranlasste Denkschriften, in denen gefordert wurde, mehr Kampfstoff zu produzieren - und auch einzusetzen.
Welche neuen Kampfstoffe sind entwickelt worden?
Gerhard Schrader, ein Chemiker der IG Farbenindustrie, hat im Dezember 1936 das Nervengas Tabun entdeckt und 1938 das Nervengas Sarin, das noch stärker wirkt. Die Entdeckung von Tabun wurde umgehend dem Heereswaffenamt gemeldet. Innerhalb von anderthalb Jahren wurde in Kooperation mit der Gasschutzabteilung des Heereswaffenamtes ein Verfahren zur großtechnischen Produktion ausgearbeitet. Unmittelbar nach Kriegsbeginn, Ende 1939, wurde entschieden, diese neuen Kampfstoffe in großem Maßstab zu produzieren.
Schrader, der später noch das verbotene Schädlingsbekämpfungsmittel E 605 erfand, hat nach dem Krieg für die Bayer AG Leverkusen gearbeitet. Sein Name ist im Nervengas Sarin verewigt: S steht für Schrader, A für Ambros.
Otto Ambros war Vorstandsmitglied der IG Farben und neben Heinrich Hörlein sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden Carl Krauch verantwortlich für die Planung der Kampfstoff-Produktion. Sie alle wurden im IG Farben-Prozess vor dem amerikanischen Militärgerichtshof in Nürnberg angeklagt. Hörlein wurde freigesprochen; ihm konnte man eine persönliche Mitverantwortung für die ihm zur Last gelegten Menschenversuche nicht eindeutig nachweisen. Otto Ambros und Carl Krauch wurden zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt - aber nicht wegen ihrer Verantwortung für die Nervengasproduktion, sondern für die Ausbeutung von KZ-Häftlingen in Auschwitz, wo im Frühjahr 1941 das größte IG Farben-Werk errichtet worden war.
Und das R im Wort Sarin steht für Rüdiger - wer war das?
Ein Chemiker, im Heereswaffenamt an der Entwicklung des großtechnischen Verfahrens beteiligt.
Und das »in« in Sarin steht für Hans-Jürgen von der Linde?
Ja, Leiter des Heeresgasschutzlaboratoriums Spandau, der als Chemiker für fabrikatorische Entwicklungsfragen zuständig war.
Warum sind diese Chemiewaffen nicht im Krieg eingesetzt worden?
Darüber streitet die Forschung bis heute. In der ersten Phase des Zweiten Weltkriegs, also von 1939 bis einschließlich dem Überfall auf Frankreich, Belgien, die Niederlande passte das wohl nicht in das Konzept des motorisierten Angriffskrieges, des »Blitzkrieges«. Die Wehrmacht hätte dann über verseuchtes Territorium ihren Nachschub organisieren müssen, und bestimmte Gebiete in den besetzten Ländern wären kontaminiert gewesen. In der Phase der Defensive seit Ende 1941, als die Rote Armee zum Gegenangriff übergegangen war, wurde der Einsatz chemischer Kampfstoffe durchaus erwogen. Das Oberkommando der Wehrmacht wollte allerdings abwarten, bis die Nervengasproduktion ein bestimmtes Niveau erreicht hat. Doch dann befürchtete man, dass die Alliierten möglicherweise diese Nervengase auch besitzen - eine Annahme, die sich im nachhinein als falsch herausgestellt hat. Churchill hat im Frühjahr 1943 immerhin mit massiven Gegenschlägen, auch mit dem Einsatz chemischer Kampfstoffe gedroht. Die alliierte Luftwaffe wäre dazu in der Lage gewesen. Dieses Risiko wollte die Wehrmachtsführung offenbar nicht eingehen.
Spielte eventuell auch Hitlers Angst vor dieser Waffe eine Rolle?
Es gibt solche Interpretationen, aber ich bin da skeptisch. Man würde seine Rolle überbetonen, wenn man sagt, es sei auf Grund der traumatischen Erfahrungen seiner Gasverletzungen im Ersten Weltkrieg nicht dazu gekommen. Das würde die Herrschaftsstrukturen, in denen solche Entscheidungen gefallen sind, zu stark auf ihn einschränken.
Waren sich die Forscher bewusst, dass sie sich an völkerrechtswidrigen Handlungen beteiligten? Oder waren sie nur Forschungsfanatiker?
Das ist schwer zu beantworten. Zum einen haben wir nur wenige Zeugnisse, in denen sie Rechenschaft ablegen, ihre Motive nennen. Man kann aber sicher sagen, dass ein nicht unbedeutender Grund die Möglichkeit gewesen ist, durch die Forschung an »kriegswichtigen Projekten« in den Genuss einer u.k.-Stellung zu kommen: also »unabkömmlich«. Das heißt, sie waren nicht der Gefahr ausgesetzt, an der Front eingesetzt zu werden. Zum anderen: Diese Forschung war häufig mit grundlegenden Fragen verbunden. Und der Zufluss an Ressourcen und Mitteln war trotz der Kriegslage sichergestellt, was für Forscher nicht unwichtig ist.
Sind diese Kampfstoffe noch nach 1945 produziert worden?
Insbesondere Sarin und Soman gehörten zum Chemiewaffen-Programm der USA und der Sowjetunion. Den verheerendsten Einsatz hat es bekanntlich im Krieg zwischen Iran und Irak gegeben, am 16. März 1988 in Hallabschah, als die irakische Armee eine kurdische Kleinstadt vernichtet hatte: Nach Schätzungen von Human Rights Watch sind dabei 3000 bis 5000 Zivilisten erstickt.
Von wem kam das Gas?
Da darf man auf die Prozesse gegen Saddam Hussein und die anderen Angeklagten gespannt sein. Es gab zumindest Hinweise und auch Urteile gegen eine Firma in Hamburg, die 1987 an einem Geschäft mit dem Irak beteiligt war: Water Engineering Trading GmbH . Sie wurde unter Beteiligung von zwei Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes gegründet und hat wichtige Teile einer Produktionsstätte für chemische Kampfstoffe in Falludscha geliefert.
Die ausführliche Untersuchung von Florian Schmaltz über die Kampfstoff-Forschung in der NS-Zeit wird im Wallstein-Verlag erscheinen.
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