Im Unterschied zu Europa war der japanische Faschismus nicht aus einer Massenbewegung von unten entstanden, vielmehr inkorporierte das traditionelle kaiserliche Herrschaftssystem von oben die nationalistisch-militaristischen Energien. Staatsbürokratie, Militär, ein Dutzend riesige Wirtschaftskonzerne und 50000 Großgrundbesitzer, shintoistische Staatsreligion und Priestertum waren seine Stützpfeiler. Die bedingungslose Unterwerfung des »auserwählten« japanischen Volkes unter den »göttlichen« Kaiser (Tenno) und zugleich größten Grundherrn des Landes, wurde mit den Worten umschrieben: »Wenn der Wind weht, muss das Gras sich beugen.«
Der verspätete Übergang zum Kapitalismus und die begrenzten natürlichen Ressourcen verschärften die Aggressivität des Tenno-Faschismus, der schon 1931 einen Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die Mandschurei begonnen hatte und als Bündnispartner von Deutschland und Italien mit dem Überfall auf den US-Stützpunkt Pearl Harbor auf Hawai im Dezember 1941 in den Zweiten Weltkrieg eintrat. Mittels der so genannten Dreistrahlentaktik - »töten, plündern und niederbrennen« - unterwarf er sich in Asien bis Mitte 1942 ein Imperium von 9,8 Millionen Quadratkilometern und 400 Millionen Menschen. Es reichte von Korea, Nordost- und Zentralchina über Hongkong, Taiwan, die Philippinen, Neuguinea und die indonesische Inselwelt bis nach Burma, Thailand, Malaysia und Indochina.
Das war keine »Großostasiatische Wohlstandssphäre«, wie die Herrschenden in Tokio und die Kollaborateure in Nanking, Rangun, Saigon, Manila, Bangkok und Singapur verkündeten - das war das südostasiatische Pendant zum »Großdeutschen Reich«. Die Schreckensbilanz war ähnlich: Ermordet wurden 9,3 Millionen Einwohner Chinas, zwei Millionen Indonesier und 1,1 Millionen Philippinos. Unter japanischer Besatzung verhungerten zwei Millionen Vietnamesen. Mehr als ein Drittel der 200000 koreanischen Zwangsarbeiter starben. 10000 chinesische Kriegsgefangene wurden Opfer medizinischer Versuche des Mordkommandos »731«. Noch heute wird von japanischen Revisionisten abgestritten, dass des Tennos Soldaten im Dezember 1937 in Nanking 200000 Einwohner bestialisch töteten und 200000 Koreanerinnen in die Zwangsprostitution pressten. Der Tenno-Faschismus trägt letztlich auch die Verantwortung für den Tod von 2,4 Millionen Japanern im Krieg.
Die Streitkräfte der USA und des britischen Commonwealth, die Millionen Partisanen Chinas, Burmas, Vietnams, Indonesiens und der Philippinen, aber auch Soldaten der Roten Armee zwangen unter großen Opfern Japan am 2. September 1945 zur bedingungslosen Kapitulation. Diese war nicht weniger verlustreich errungen wie die im Mai 1945 in Deutschland. Premier Prinz Konoe hatte zwar schon am 14. Februar 1945 den »göttlichen Kaiser« Hirohito über die unausweichliche Niederlage informiert, doch der Tenno lehnte da noch eine bedingungslose Waffenstreckung ab.
Washington hatte eine militärische Landung auf den Hauptinseln Kyushu und Honshu erst für November 1945 bzw. März 1946 geplant. Man rechnete mit weitaus mehr Opfern als der bisherige Krieg schon gekostet hatte. Da mag man sich fragen, warum die UdSSR nicht schon früher in den Pazifikkrieg eingetreten ist. Nun, dies hätte ihre Kräfte überfordert. Um einen Zweifrontenkrieg zu vermeiden, hielt Moskau bis April 1945 am Neutralitätspakt mit Japan fest und konzentrierte sich auf den Kampf gegen Nazideutschland. Auf der Krim-Konferenz im Februar 1945 versprach dann Stalin aber US-Präsident Roosevelt die Errichtung einer zweiten Front im Fernen Osten und die Aufnahme von Kampfhandlungen gegen Japan ein Vierteljahr nach der Kapitulation Deutschlands - unter der Bedingung, dass der Status quo der Äußeren Mongolei (Mongolische Volksrepublik) erhalten bleibe, und »alle verloren gegangenen Rechte Russlands durch Japan« wiederhergestellt würden, d.h. die Rückgabe der chinesischen Häfen Dairen und Port Arthur sowie Südsachalin und die Kurilen. Dieser Kompromiss wurde Teil des Potsdamer Abkommens.
Nach Roosevelts Tod hoffte Nachfolger Truman, dass Japan mit der atomaren Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki noch vor Beginn der sowjetischen Offensive bedingungslos kapitulieren werde. Ungeachtet der erstmaligen nuklearen Gewaltanwendung gegen die beiden Städte am 6. und 9. August 1945 trieb das Tenno-Regime Millionen Japaner zur heftigen »Verteidigung« der vier Hauptinseln und des strategisch wichtigen Hinterlands China und Korea. Dort befanden sich die großen Rüstungsschmieden und die Hälfte der noch über vier Millionen Mann zählenden Streitkräfte - vor allem die Eliteeinheiten der eine Million starken Kwantung-Armee. Ein Sinneswandel innerhalb der Militärclique in Tokio setzte erst ein, als die UdSSR drei Monate nach dem Kriegsende in Europa Japan den Krieg erklärte.
1,7 Millionen Rotarmisten und 15000 Soldaten der Mongolischen Volksrepublik begannen unter Marschall Wassilewski am 9. August 1945 die militärische Offensive in Richtung Peking, Mukden, Port Arthur, Pjoenjang und Südsachalin. Am gleichen Tag erklärte der neue Premier Suzuki auf der Sitzung des Obersten Rates, dass damit »eine weitere Fortsetzung des Krieges unmöglich geworden« sei. Am 15. August kam Tenno Hirohito den alliierten Kapitulationsforderungen nach. Der Befehlshaber der Kwantung-Armee war erst drei Tage später dazu bereit. Die Kämpfe zur Befreiung chinesischen und koreanischen Gebiets bis zum (mit dem US-Oberkommando vereinbarten) 38. Breitengrad zogen sich noch bis Ende August hin. Von der japanischen Festlandsarmee fielen 84000 Soldaten und Offiziere, 700000 wurden gefangen genommen. In der letzten Schlacht des Zweiten Weltkrieges, die 70 Millionen Menschen von japanischer Herrschaft befreite, waren 12000 Rotarmisten gefallen.
Die angloamerikanischen Streitkräfte, die den Hauptanteil an der Befreiung Südostasiens hatten, konnten am 27. August in die Sagami-Bucht vor Tokio eindringen und zwei Tage später an Land gehen. Auf dem Schlachtschiff »Missouri« unterzeichneten am 2. September 1945 Vertreter Japans, der USA, Großbritanniens, Chinas und der UdSSR das Dokument über die bedingungslose Kapitulation. Erstmals seit 2500 Jahren wurde der Inselstaat von einer ausländischen Macht besetzt. Die Niederlage des japanischen Faschismus gab den sozialen und nationalen Bewegungen unter Mao Tse-tung und Tschiang Kai-tschek, Mahatma Gandhi und Jawaharlal Nehru, Ho Chi Minh und Achmed Sukarno enormen Auftrieb und versetzte britischer, französischer und niederländischer Kolonialherrschaft den Todesstoß.
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