Kinder lernen etwas auf der »Bounty«

Neue Revue im Friedrichstadtpalast beeindruckt durch Ensemble und Technik

  • Jack Rodriguez
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Die neue Kinderrevue des Friedrichstadtpalastes »Die Kinder der Bounty« lässt es an fast nichts missen: Es gibt große Tanzszenen, aufwändige Bühnenbilder und  eine aufregende Handlung. Alles ist sauber aufeinander abgestimmt. Angesichts vieler Raffinessen sowie glänzender Ensemble- und Einzelleistungen vergisst man beinahe, dass überwiegend Kinder agieren und dass diese Show für Kinder ist.
Wenn dann jedoch der Funke der wirklich spannenden Geschichte nicht aufs junge Publikum überspringt, dann liegt das sicherlich an der Musik, die sich mehr an modernen Entwicklungen als an den Hörgewohnheiten von Fünf- bis Zwölfjährigen orientiert.
Der Friedrichstadtpalast wollte neue Wege gehen, als er das Rockmusikergespann Heinz Oskar Preibsch (Buch) und Werner Lippmann (Komposition) engagierte. Ihre musikalischen Höhepunkte hat aber die Revue, wenn sie sich bei Traditionellem bedient. Dazu gehören die Ouvertüre, die zum Leitmotiv für das Schiff »Bounty« wird - eine sinfonische Abenteuerfilmmusik mit Stakkato-Bläsern im Hintergrund -, und auch das fröhliche Lied der Kinder der »Bounty«.
Zu viel auf die Ohren gibt es dagegen gleich im ersten Bild von wummernden Bass-Schlagzeug-Rhythmen mit harten Gitarrenriffs. So klingt es im Reich von Codo, dem Killerkometen. Er beschließt, die Erde zu vernichten. Hinter dem diabolisch-hämischen Unhold steckt Hausbösewicht Peter Hiller. Unversehens kreuzt eine Schulklasse seine Pläne: Elf Schüler, die eigentlich nur Staffage für den Auftritt von Königin Victoria zur Einweihung des Museumsschiffes »Bounty« sind. Außenseiter Freddy Ferdinand hat den gefährlichen Himmelskörper durch ein magisches Fernrohr hindurch entdeckt. Ohne lange zu fackeln, durchtrennt er das Tau der alten Galeere und steuert zur Insel Nakarangar. Dort soll ein Kristall liegen, der den Kometen Codo ablenken kann. Mit an Deck sind seine Klassenkameraden und eine hilfreiche Diebin, die Schlösser alter Seemannskisten knacken kann. Auf der Fahrt lernt die Crew allerhand. Etwa, dass Mathematik in der Seefahrt nützlich ist, dass mit Teamgeist Ziele erreicht werden können, auch, dass die Schwachen ihre Stärken haben.
Dabei gehen diese pädagogischen Fingerzeige fast unter, wenn der Friedrichstadtpalast zu technischer Hochform aufläuft. Spontanen Beifall gab es für das die Bühne füllende Schiff, das sogar inmitten eines laserblitzenden Unwetters schaukelt sowie von Haien in dem von Nebel bedeckten Meer umkreist wird. Beifall haben auch die Massenszenen mit etwa 70 Tänzern zwischen 7 und 15 Jahren des Kinderensembles verdient.
Als Darsteller und Sänger ragt Schauspielschüler Jesco Wirthgen als Freddy heraus, der in seinem Heimwehlied einen schönen Tenor hören lässt. Allerdings kam der Ton für die Revue fast ausschließlich vom Band. Der Cazonetta-Kinderchor hat hierbei im Studio große Leistungsfähigkeit bewiesen. Regisseurin Isolde Matthesius hingegen kostet dramaturgisch die wichtigste Szene - die Bergung des Kristalls - nicht genügend aus.

Bis 21.12., Mi.-Fr., am 6.11., 11. u. 18. 12., 16 Uhr, am 18. und 25.11., 11 u. 15 Uhr, Friedrichstadtpalas...

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