Streicheleinheiten gibt es auch per Telefon
Betreutes Wohnen für allein Erziehende in Prenzlauer Berg: Ein Fest zum zehnjährigen Bestehen
Die jüngste der sieben Mütter ist 16 Jahre, die älteste 20, die achte junge Frau wird ihr Baby in Kürze bekommen. Sie leben betreut unter einem Dach und haben trotzdem Rückzugsmöglichkeiten in die Privatsphäre ihrer Wohnungen. »(Nicht) allein mit Kind« heißt diese Wohnform für allein Erziehende und ihre Kinder. Seit mittlerweile zehn Jahren gibt es dieses Projekt des Kulturvereins Prenzlauer Berg, eine wohl einmalige Mischung aus Betreuung rund um die Uhr und Hilfe in eigenen Wohnungen. Nun wird das Jubiläum am 17. August ab 14 Uhr mit einem Haus- und Hoffest gefeiert. Ehemalige Bewohner werden ebenso erwartet wie die offiziellen Vertreter von Land, Bezirk und Ämtern.
«Das Bezirksamt fragte damals beim Kulturverein nach einer solche Einrichtung. Im August 1995 wurde das Mutter-Kind-Heim in ehemaligen Räumen der BSR in der Malmöer Straße eröffnet«, berichtet Peter Aderhold, der jetzige Leiter des Projekts. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Karin Völker, Heike Langner und Theresia Zitzmann kümmert sich der Sozialpädagoge von 7.30 bis 19 Uhr um die jungen Mütter oder Väter. Abends und am Wochenende steht ein Bereitschaftstelefon zur Verfügung. »Manchmal rufen die Mädchen an, weil sie Streicheleinheiten für die Seele brauchen«, erzählt Karin Völker. Die bekommen sie dann auch per Telefon.
Ziel der Betreuung sei umfassende Hilfe zur Selbsthilfe. »Gemeinsam mit den Jugendlichen suchen wir Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme. Sie sollen Selbstständigkeit erlernen, auch beim Wirtschaften«, erläutert Aderhold. Dabei werden die jungen Frauen nicht von der Umwelt abgeschottet. Die Väter sind im Hause Kollwitzstraße 94 gern gesehene Gäste und werden »in das kleine Familienleben« einbezogen. So wird jeden Freitag zum Frühstück eingeladen. Damit soll Vertrauen geschaffen werden, denn die Bewohnerinnen kommen meist aus sozial schwachen Familien, hatten Streit mit den Eltern, wuchsen in Heimen auf oder lebten auf der Straße. Viele haben keinen Schulabschluss und keine Ausbildung. Voraussetzung für eine Aufnahme: Das jüngste Kind darf noch nicht sechs Jahre alt sein.
Vermittelt wird der Kontakt vom Jugendamt. »Am besten ist, wenn die Mädchen freiwillig um Hilfe bitten«, weiß Karin Völker. »Manchmal muss die Behörde aber auch sanften Druck ausüben.« Sind die Formalitäten erledigt, kümmert sich das Team »um die ganze Prävention vor der Geburt« - von Behördengängen bis zur Hebamme. Die etwa 60 Quadratmeter großen Wohnungen können auch möbliert bezogen werden. Die Miete übernimmt das Amt, den Frauen stehen pro Monat rund 500 Euro für sich und ihr Kind zur Verfügung. »Das Einkommen setzt sich zusammen aus 345 Euro Hilfe zum Lebensunterhalt und dem Kindergeld«, erklärt Aderhold.
Zum Jubiläum haben die Betreuer einen Wunsch: »Wir brauchen Waschmaschinen«, verrät der Sozialpädagoge. »Die werden hier nun mal arg strapaziert.« Wer also ein funktionstüchtiges Gerät hat, findet in der Kollwitzstraße 94 Abnehmer.
Betreutes Wohnen »(Nicht) allein mit Kind«, Kollwitzstraße 94, Telefon 4 46 90 36, Internet: www.kvpb.de
«Das Bezirksamt fragte damals beim Kulturverein nach einer solche Einrichtung. Im August 1995 wurde das Mutter-Kind-Heim in ehemaligen Räumen der BSR in der Malmöer Straße eröffnet«, berichtet Peter Aderhold, der jetzige Leiter des Projekts. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Karin Völker, Heike Langner und Theresia Zitzmann kümmert sich der Sozialpädagoge von 7.30 bis 19 Uhr um die jungen Mütter oder Väter. Abends und am Wochenende steht ein Bereitschaftstelefon zur Verfügung. »Manchmal rufen die Mädchen an, weil sie Streicheleinheiten für die Seele brauchen«, erzählt Karin Völker. Die bekommen sie dann auch per Telefon.
Ziel der Betreuung sei umfassende Hilfe zur Selbsthilfe. »Gemeinsam mit den Jugendlichen suchen wir Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme. Sie sollen Selbstständigkeit erlernen, auch beim Wirtschaften«, erläutert Aderhold. Dabei werden die jungen Frauen nicht von der Umwelt abgeschottet. Die Väter sind im Hause Kollwitzstraße 94 gern gesehene Gäste und werden »in das kleine Familienleben« einbezogen. So wird jeden Freitag zum Frühstück eingeladen. Damit soll Vertrauen geschaffen werden, denn die Bewohnerinnen kommen meist aus sozial schwachen Familien, hatten Streit mit den Eltern, wuchsen in Heimen auf oder lebten auf der Straße. Viele haben keinen Schulabschluss und keine Ausbildung. Voraussetzung für eine Aufnahme: Das jüngste Kind darf noch nicht sechs Jahre alt sein.
Vermittelt wird der Kontakt vom Jugendamt. »Am besten ist, wenn die Mädchen freiwillig um Hilfe bitten«, weiß Karin Völker. »Manchmal muss die Behörde aber auch sanften Druck ausüben.« Sind die Formalitäten erledigt, kümmert sich das Team »um die ganze Prävention vor der Geburt« - von Behördengängen bis zur Hebamme. Die etwa 60 Quadratmeter großen Wohnungen können auch möbliert bezogen werden. Die Miete übernimmt das Amt, den Frauen stehen pro Monat rund 500 Euro für sich und ihr Kind zur Verfügung. »Das Einkommen setzt sich zusammen aus 345 Euro Hilfe zum Lebensunterhalt und dem Kindergeld«, erklärt Aderhold.
Zum Jubiläum haben die Betreuer einen Wunsch: »Wir brauchen Waschmaschinen«, verrät der Sozialpädagoge. »Die werden hier nun mal arg strapaziert.« Wer also ein funktionstüchtiges Gerät hat, findet in der Kollwitzstraße 94 Abnehmer.
Betreutes Wohnen »(Nicht) allein mit Kind«, Kollwitzstraße 94, Telefon 4 46 90 36, Internet: www.kvpb.de
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