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»Venezuela ist eine Beispiel für die Jugend «

Festival-Teilnehmer Johannes von Simons über seine Eindrücke des Treffens in Caracas

Johannes von Simons ist Student der Betriebswirtschaft und Mitglied der WASG Hamburg.

ND: Die 16. Weltfestspiele sind Montagnacht zu Ende gegangen. Wie ist Deine persönliche Bilanz?
Simons: Sehr positiv. Mir ging es darum, sowohl den bolivarianischen Prozess hier in Venezuela kennen zu lernen als auch mit Menschen aus aller Welt ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu knüpfen. Diese Ziele habe ich erreicht.

Was hat Dich bei den Begegnungen besonders beeindruckt?
Spannend fand ich eine Gespräch mit einem Teilnehmer aus der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik. Vorsichtig habe ich ihn über den Wahrheitsgehalt der bei uns verbreiteten Klischees befragt.
Und der Nordkoreaner hat durchaus zugestanden, dass es Personenkult in seiner Heimat gibt. Andererseits hat er betont, dass nicht alles nur Propaganda sei, sondern das System durchaus Rückhalt bei der Bevölkerung habe. Die Leute, die sich bei den Weltfestspielen eingefunden haben, waren schon so offen zu sagen, das nicht alles Gold ist was glänzt.

Wie beurteilst Du die Qualität der Veranstaltungen?
Ich war auf einigen Workshops mit mehreren hundert und auf Konferenzen mit mehreren tausend Teilnehmern. Und im Großen und Ganzen war alles gut organisiert. Ein Problem gab es allerdings mit Teilnehmern, die immer wieder das »Übliche« über den US-amerikanischen Imperialismus geäußert haben.
Eigentlich sollte man doch voraussetzen, dass Delegierte der Weltfestspiele mit ihren größtenteils sozialistischen Überzeugungen wissen, dass der USA-Imperialismus weltweit seine Spuren hinterlässt.
Wir sind uns auch im Klaren darüber, dass wir zusammenarbeiten müssen. Aber das mehrmals hintereinander zu hören, war schon anstrengend. In manchen Workshops wurde auch von der Moderation nicht darauf geachtet, dass beim Thema geblieben wurde. Aber auf der anderen Seite gab es immer wieder Leute aus Basisorganisationen, die interveniert und konkretes Handeln vorgeschlagen haben.

Zum Beispiel?
In einem Seminar wurde darüber debattiert, wie die linken und die Basismedien sich gegen die profitorientierten Medienkonzerne behaupten können. Nach mehreren Beiträgen mit dem gleichen Tenor intervenierten Aktivisten von Freien Radios aus Venezuela und Kolumbien. »Die allgemeine Statements bringen uns nicht voran«, klagten sie, und hängten eine Liste auf, in die sich Radioaktivisten aller Länder zur Vernetzung eintragen sollten.

Bei den Weltfestspielen sollte es auch um Sozialismus im 21. Jahrhundert gehen, so Hugo Chávez in seiner Eröffnungsrede. Die bolivarianische Revolution wird als Modell dafür gepriesen. Mit Recht?
Die bolivarianische Revolution steht erst am Anfang. Einige venezolanische Trotzkisten meinten, es sei ein Problem, dass immer wieder von Wahl zu Referendum zu Wahl mobilisiert und darüber die Ausarbeitung einer langfristigen Strategie und eines ideologischen Fundamentes vernachlässigt werde. Insgesamt sind sich die Leute hier aber bewusst, dass sie die Basisdemokratie selbst aufbauen müssen. Die Aktivisten auf lokaler Ebene sind sehr beeindruckende Leute und haben durchaus Kritik an Chávez geäußert. Nur Basisdemokratie ist eben noch kein Sozialismus.

Was fehlt?
Im Sozialismus des 21. Jahrhunderts müssen die großen Medienanstalten verstaatlicht werden. Das ist in Venezuela bisher nicht konsequent geschehen. Nicht einmal nach dem von den Medien eingeleiteten Putschversuch gegen Chávez im Jahr 2003. Danach hat Chávez zur Ruhe aufgerufen statt diese Medien zu entmachten. Doch die Geschichte hat etwa in Chile unter Salvador Allende gezeigt, dass eine starke Bourgeoisie auch dann gefährlich werden kann, wenn es in der Bevölkerung eine Mehrheit für ein sozialistisches Modell gibt.

»Eine andere Welt ist möglich, wenn es eine sozialistische ist«, lautete eine Losung. Ist Venezuela auf einem guten Weg?
Auf jeden Fall. Venezuela ist ein hervorragendes Beispiel für die Jugend und für die an den Rand gedrängten Menschen der so genannten Dritten Welt. Der Weg, der hier beschritten wird, ist etwas Neues. Die Venezolaner sind sich allerdings noch nicht im Klaren, wohin er führen kann und soll. Da müsste sich auch Präsident Hugo Chávez noch deutlicher positionieren, nicht zuletzt was die Verstaatlichung multinationaler Unternehmen wie etwa General Motors angeht.

Fragen: Martin LingND: Die 16. Weltfestspiele sind Montagnacht zu Ende gegangen. Wie ist Deine persönliche Bilanz?
Simons: Sehr positiv. Mir ging es darum, sowohl den bolivarianischen Prozess hier in Venezuela kennen zu lernen als auch mit Menschen aus aller Welt ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu knüpfen. Diese Ziele habe ich erreicht.

Was hat Dich bei den Begegnungen besonders beeindruckt?
Spannend fand ich eine Gespräch mit einem Teilnehmer aus der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik. Vorsichtig habe ich ihn über den Wahrheitsgehalt der bei uns verbreiteten Klischees befragt.
Und der Nordkoreaner hat durchaus zugestanden, dass es Personenkult in seiner Heimat gibt. Andererseits hat er betont, dass nicht alles nur Propaganda sei, sondern das System durchaus Rückhalt bei der Bevölkerung habe. Die Leute, die sich bei den Weltfestspielen eingefunden haben, waren schon so offen zu sagen, das nicht alles Gold ist was glänzt.

Wie beurteilst Du die Qualität der Veranstaltungen?
Ich war auf einigen Workshops mit mehreren hundert und auf Konferenzen mit mehreren tausend Teilnehmern. Und im Großen und Ganzen war alles gut organisiert. Ein Problem gab es allerdings mit Teilnehmern, die immer wieder das »Übliche« über den US-amerikanischen Imperialismus geäußert haben.
Eigentlich sollte man doch voraussetzen, dass Delegierte der Weltfestspiele mit ihren größtenteils sozialistischen Überzeugungen wissen, dass der USA-Imperialismus weltweit seine Spuren hinterlässt.
Wir sind uns auch im Klaren darüber, dass wir zusammenarbeiten müssen. Aber das mehrmals hintereinander zu hören, war schon anstrengend. In manchen Workshops wurde auch von der Moderation nicht darauf geachtet, dass beim Thema geblieben wurde. Aber auf der anderen Seite gab es immer wieder Leute aus Basisorganisationen, die interveniert und konkretes Handeln vorgeschlagen haben.

Zum Beispiel?
In einem Seminar wurde darüber debattiert, wie die linken und die Basismedien sich gegen die profitorientierten Medienkonzerne behaupten können. Nach mehreren Beiträgen mit dem gleichen Tenor intervenierten Aktivisten von Freien Radios aus Venezuela und Kolumbien. »Die allgemeine Statements bringen uns nicht voran«, klagten sie, und hängten eine Liste auf, in die sich Radioaktivisten aller Länder zur Vernetzung eintragen sollten.

Bei den Weltfestspielen sollte es auch um Sozialismus im 21. Jahrhundert gehen, so Hugo Chávez in seiner Eröffnungsrede. Die bolivarianische Revolution wird als Modell dafür gepriesen. Mit Recht?
Die bolivarianische Revolution steht erst am Anfang. Einige venezolanische Trotzkisten meinten, es sei ein Problem, dass immer wieder von Wahl zu Referendum zu Wahl mobilisiert und darüber die Ausarbeitung einer langfristigen Strategie und eines ideologischen Fundamentes vernachlässigt werde. Insgesamt sind sich die Leute hier aber bewusst, dass sie die Basisdemokratie selbst aufbauen müssen. Die Aktivisten auf lokaler Ebene sind sehr beeindruckende Leute und haben durchaus Kritik an Chávez geäußert. Nur Basisdemokratie ist eben noch kein Sozialismus.

Was fehlt?
Im Sozialismus des 21. Jahrhunderts müssen die großen Medienanstalten verstaatlicht werden. Das ist in Venezuela bisher nicht konsequent geschehen. Nicht einmal nach dem von den Medien eingeleiteten Putschversuch gegen Chávez im Jahr 2003. Danach hat Chávez zur Ruhe aufgerufen statt diese Medien zu entmachten. Doch die Geschichte hat etwa in Chile unter Salvador Allende gezeigt, dass eine starke Bourgeoisie auch dann gefährlich werden kann, wenn es in der Bevölkerung eine Mehrheit für ein sozialistisches Modell gibt.

»Eine andere Welt ist möglich, wenn es eine sozialistische ist«, lautete eine Losung. Ist Venezuela auf einem guten Weg?
Auf jeden Fall. Venezuela ist ein hervorragendes Beispiel für die Jugend und für die an den Rand gedrängten Menschen der so genannten Dritten Welt. Der Weg, der hier beschritten wird, ist etwas Neues. Die Venezolaner sind sich allerdings noch nicht im Klaren, wohin er führen kann und soll. Da müsste sich auch Präsident Hugo Chávez noch deutlicher positionieren, nicht zuletzt was die Verstaatlichung multinationaler Unternehmen wie etwa General Motors angeht.

Fragen: Martin Ling

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