Schwebende Festigkeit
Fridolin Frenzel im KunstHaus Potsdam
Fünfzig Jahre Bilder - Malerei 1955-2005« verspricht der Katalog. Die Ausstellung im Kunsthaus Potsdam zeigt weniger und mehr zugleich. Weniger heißt - das erste Jahrzehnt wird nur zitiert mit zwei Kleinformaten und dem vielsprechenden eigentlichen Auftakt »Sand« von 1964. Und die für den Maler des Jahrgangs 1930 typischen Großformate, mit Vorliebe in Dreier-Rhythmus konzipiert, stammen aus den letzten beiden Jahrzehnten. Und das ist offenbar gut so. Mehr heißt - die Hälfte des Gezeigten ist weniger Malerei als geradezu aufregend dichte Zeichnung. Vom Gemaltem ausgehend, herrscht oft der grafische Kick vom Gefüge der Strichstruktur her. Grafit ist nicht Ölfarbe. Und auch das ist gut so.
Das KunstHaus Potsdam e.V. ist eine relativ neue Adresse in der Havelstadt. Ein Glücksfall insofern, dass im Klinkergemäuer einer alten Ulanenkaserne Kunsträume geschaffen wurden. Außen ockerfarben, innen leider schneeweiß. Nach dem Geschmack der zeitgeist-beflissenen Weißwäscher ist das offenbar ein Muss. Was cool gemeint ist, wirkt doch nur kalt. Doch die Architektur ist wohltuend offen. Sich öffnend für die Kunst des Fridolin Frenzel, dessen Bilder selbst in zehn Meter Höhe noch wirken. Ja, gerade dort wirken, wie neuerdings auch im Rathaus seines seit neun Jahren neuen Heimatortes Kleinmachnow. Der Mann ist von Hause aus Thüringer. Das Nest seiner Geburt vor fast 75 Jahren heißt Hopfgarten, nahe Weimar gelegen. Dort studierte er auch in der legendären Nachkriegsphase bei Hermann Kirchberger. Als er mit der Tochter eines anderen Professors, Otto Herbig, durchbrennt, verschlägt es ihn nach dem Umweg über Bielefeld und Frankfurt(Main) glatt in die oberbayrischen Berge.
Die Initialzündung für die endgültige Profilierung seines Lebenswerks brachte 1975 die Rückkehr aus bayrisch-dümmlicher Gemütlichkeit in das robust-anregende Kulturklima der für ihn durchaus »Osten« markierenden Teilstadt Westberlin. Selbstbesinnung durch Zeichnen ohne Unterlass. »Berlin ist nicht Farbe«, sagt er selbst. Aber Charakter, möchte man ergänzen. Das Malerische verleugnet er gerade in den groß angelegten Grafit-Zeichenblättern nie. Die von ihm bevorzugte feste Form bleibt dennoch in der Schwebe. »Gedächtnistürme«, weniger als Berliner Wahrzeichen denn als Baukörperstruktur erfasst. »Gehäuse« und »Tür«, da wird elementar ein räumlicher Zustand knapp umrissen. Aus der Mitte heraus komponiert, wie immer bei diesem in sich Ruhenden. Der Übergang von den 70ern in die 80er Jahre bringt den Start in groß angelegte Malerei. Oft dreifach quergegliedert als Reihung desselben Motivs. Die geliebten Kiefern. Noch lieber »Anne«. Oder »Katinka«. Oder »Maifrauen«. Dass er diese Projekte erst in dem Atelierbau der Nachwendezeit in Kleinmachnow voll realisiert, ist beglückend für ihn wie für sein alt-neues Publikum. Dieses fragt sich oft, worin bei dem Minimum der aufgewendeten Mittel die geheimnisvolle Wirkung dieser kargen Bildschöpfungen besteht. Ist es das latent Erotische in der Bevorzugung der Weibsfigur in schräger Neigung? Ist es die fast asketische Farbdisziplin in einer Umwelt schreiender Farb-Misstöne? Oder ist es einfach bloß die ganz selbstverständliche Ausstrahlung eines durch und durch stimmigen Charakters?
KunstHaus Potsdam, Ulanenweg 9: Fridolin Frenzel. 50 Jahre Bilder - Malerei 1955-2005. Bis 14. Sept...
Das KunstHaus Potsdam e.V. ist eine relativ neue Adresse in der Havelstadt. Ein Glücksfall insofern, dass im Klinkergemäuer einer alten Ulanenkaserne Kunsträume geschaffen wurden. Außen ockerfarben, innen leider schneeweiß. Nach dem Geschmack der zeitgeist-beflissenen Weißwäscher ist das offenbar ein Muss. Was cool gemeint ist, wirkt doch nur kalt. Doch die Architektur ist wohltuend offen. Sich öffnend für die Kunst des Fridolin Frenzel, dessen Bilder selbst in zehn Meter Höhe noch wirken. Ja, gerade dort wirken, wie neuerdings auch im Rathaus seines seit neun Jahren neuen Heimatortes Kleinmachnow. Der Mann ist von Hause aus Thüringer. Das Nest seiner Geburt vor fast 75 Jahren heißt Hopfgarten, nahe Weimar gelegen. Dort studierte er auch in der legendären Nachkriegsphase bei Hermann Kirchberger. Als er mit der Tochter eines anderen Professors, Otto Herbig, durchbrennt, verschlägt es ihn nach dem Umweg über Bielefeld und Frankfurt(Main) glatt in die oberbayrischen Berge.
Die Initialzündung für die endgültige Profilierung seines Lebenswerks brachte 1975 die Rückkehr aus bayrisch-dümmlicher Gemütlichkeit in das robust-anregende Kulturklima der für ihn durchaus »Osten« markierenden Teilstadt Westberlin. Selbstbesinnung durch Zeichnen ohne Unterlass. »Berlin ist nicht Farbe«, sagt er selbst. Aber Charakter, möchte man ergänzen. Das Malerische verleugnet er gerade in den groß angelegten Grafit-Zeichenblättern nie. Die von ihm bevorzugte feste Form bleibt dennoch in der Schwebe. »Gedächtnistürme«, weniger als Berliner Wahrzeichen denn als Baukörperstruktur erfasst. »Gehäuse« und »Tür«, da wird elementar ein räumlicher Zustand knapp umrissen. Aus der Mitte heraus komponiert, wie immer bei diesem in sich Ruhenden. Der Übergang von den 70ern in die 80er Jahre bringt den Start in groß angelegte Malerei. Oft dreifach quergegliedert als Reihung desselben Motivs. Die geliebten Kiefern. Noch lieber »Anne«. Oder »Katinka«. Oder »Maifrauen«. Dass er diese Projekte erst in dem Atelierbau der Nachwendezeit in Kleinmachnow voll realisiert, ist beglückend für ihn wie für sein alt-neues Publikum. Dieses fragt sich oft, worin bei dem Minimum der aufgewendeten Mittel die geheimnisvolle Wirkung dieser kargen Bildschöpfungen besteht. Ist es das latent Erotische in der Bevorzugung der Weibsfigur in schräger Neigung? Ist es die fast asketische Farbdisziplin in einer Umwelt schreiender Farb-Misstöne? Oder ist es einfach bloß die ganz selbstverständliche Ausstrahlung eines durch und durch stimmigen Charakters?
KunstHaus Potsdam, Ulanenweg 9: Fridolin Frenzel. 50 Jahre Bilder - Malerei 1955-2005. Bis 14. Sept...
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