Meine Sicht
Tobias Riegel über Soldaten im Klassenzimmer
Ein schlimmer Nebeneffekt - man könnte auch sagen: ein Abfallprodukt - der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht ist die Verwandlung der Schülerinnen und Schüler in potenzielle Berufssoldaten, die es zu locken gilt. Man braucht nicht viel Fantasie, um krasse Fehlentwicklungen, wie sie etwa aus den USA schon lange bekannt sind, auch in Berlin kommen zu sehen: Smarte Uniformträger, die mit Vorliebe benachteiligte und orientierungslose Jugendliche vor der Schule abpassen und ihnen das Blaue vom Himmel herunterlügen, um den unschuldigen Nachwuchs in die Fänge des militärischen Apparates zu bekommen. Die bisherigen Beispiele der neuen, voll auf »Freiheit«, Feuerwerk und Abenteuer getrimmten Bundeswehr-Reklame verstärken diese Besorgnis.
Da ist es das Mindeste, dass wenigstens die Schulräume selbst gesetzlich vor solcher Propaganda geschützt werden. Gegen geschmacklose Youtube-Clips und andere Rattenfänger-Strategien der bewaffneten Truppe wird man schwer vorgehen können. Das Neutralitätsgebot der Schulen jedoch sollte genug juristische Handhabe bieten, um Soldaten aus Klassenzimmern zu verbannen.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!