Hartnäckige Alt-Besetzer

Senioren seit 100 Tagen in Stiller Straße 10 / Linkspolitiker spendeten 1000 Euro

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Pankower Alt-Besetzer denken nicht ans Aufgeben und zeigen sich weiterhin kämpferisch. Am Samstag begingen die Ruheständler gemeinsam mit Unterstützern und Vertretern soziokultureller Einrichtungen das 100-tägige Protest-Jubiläum mit einer Feier in der Stillen Straße 10.

»Der Bezirk hält uns zwar immer noch hin, wir werden aber auf den letzten Metern nicht schlappmachen. Dank der solidarischen Unterstützung so vieler Menschen wird unser Protest erfolgreich sein«, ist sich die Clubvorsitzende Doris Syrbe sicher. Aus Solidarität mit den widerständigen Rentnern lasen die beiden Schauspieler Ernst-Georg Schwill und Peter Bause aus ihren Biografien. Die Berliner Band »Unbekannt verzogen« sorgte mit einer Liveperformance für feierliche Stimmung.

Leonie Baumann, Rektorin der Kunsthochschule Weißensee und Mitbegründerin der Initiative »Stadt Neudenken«, bewunderte in einer Rede das Durchhaltevermögen der Senioren und sprach sich für eine Würdigung der Berliner Hausbesetzertradition aus: »Ohne die Hausbesetzungen durch junge Menschen in den 1980er Jahre würde es doch beispielsweise das Kreuzberg, wie wir es heute kennen und lieben, so gar nicht geben.« In Berlin und anderen Metropolen seien heute Umstrukturierungen im Gange, die sozial Schwache und alteingesessene Bevölkerungsgruppen zunehmend in die Randgebiete verdrängen würden. Gegen diese »Politik der Homogenisierung der Bezirke« sei zivilgesellschaftlicher Widerstand vonnöten, so Baumann.

Von der rot-grünen Bezirksregierung waren unterdessen keine neuen Impulse für eine Lösung des festgefahrenen Konflikts zu vernehmen. Ende September hatte sich der bezirkliche Finanzausschuss gegen die Aufnahme von Verhandlungen mit der Volkssolidarität über eine mögliche Übernahme der vormals kommunalen Einrichtung ausgesprochen. Am 18. Oktober soll nun endgültig entschieden werden, ob es doch noch zu offiziellen Gesprächen kommen wird.

Die Senioren werteten es derweil als positives Zeichen, dass sich der Sprecher des Finanzausschusses, Cornelius Bechtler (Grüne), am Samstag persönlich ein Bild von der Lage im Haus machte. Bechtler betonte aber, dass sich alle Überlegungen vor dem Hintergrund leerer Haushaltskassen abspielen würden.

Immerhin konnte der Bezirk in der letzten Woche dazu gebracht werden, die Heizung in der dreistöckigen Villa wieder anzudrehen. Um die monatlichen Heizkosten von 500 Euro bezahlen zu können, hatten die Senioren einen Spendenaufruf gestartet. Damit eine vorübergehende Weiternutzung nicht an den herbstlich kühlen Temperaturen scheitert, überreichten die beiden Linkspolitiker Petra Pau und Stefan Liebich den Senioren einen Scheck in Höhe von 1000 Euro aus den Geldern der Fraktion.

Für besonderes Aufsehen sorgte am Samstag eine Solidaritätsadresse der »Iaioflautas« (spanisch für »Straßenomas«) aus Barcelona. Die Gruppe katalanischer Rentner protestiert mit direkten Aktionen, wie zum Beispiel der Besetzung des deutschen Konsulats in Barcelona Ende Juni, gegen die rigide Sparpolitik in Spanien und Europa.

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