Alt-Besetzer feiern in der Stillen Straße
Pankower Finanzausschuss stimmte für Erhalt der Einrichtung
Zu einer Siegesfeier haben die Alt-Besetzer der Pankower Stillen Straße für den Samstag ihre Sympathisanten und Unterstützern eingeladen. Sie wollen für ihre Mithilfe und Solidarität danken.
Die Zukunft der Seniorenbegegnungsstätte in der Stillen Straße 10 in Pankow ist gesichert. Am späten Donnerstagnachmittag nahm der Finanzausschuss der Bezirksverordnetenversammlung nahezu einstimmig einen Antrag von SPD und Grünen zur sozialen Weiternutzung der Einrichtung an. Der mit zwölf Ja-Stimmen bei einer Enthaltung gefasste Beschluss sieht vor, dass die Volkssolidarität als Sozialverband die ehemals landeseigene Immobile in freier Trägerschaft übernimmt und gemeinsam mit den Senioren ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept entwickelt.
Bis Ende des Jahres will der Bezirk einen einjährigen Mietvertrag mit der Volkssolidarität und einem von den Senioren gegründeten Verein für die Nutzung der Einrichtung aushandeln und abschließen. In den Verhandlungen wird es um Übernahmekonditionen und vor allem um die anfallenden Unterhalts- und Sanierungskosten gehen. Ein Erbbaurechtsvertrag soll dann bis spätestens Ende 2013 folgen.
»Die Senioren haben diesen Beschluss mutig erstritten. Die Stille Straße 10 ist und bleibt ihr Haus. Uns ist wichtig, dass die Senioren auch weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Angebote ihrer Begegnungsstätte spielen werden«, erklärte Heide Knake-Werner, Vorsitzende der Berliner Volkssolidarität. Sie hoffe, dass die anstehenden Gespräche mit dem Bezirksamt konstruktiv verlaufen und die Stille Straße zu einem Vorzeigeprojekt werden wird.
Zufrieden zeigten sich auch Vertreter des Bezirkes. Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Cornelius Bechtler (Grüne), dankte den Ruheständlern für ihr Durchhaltevermögen und Engagement. Bezirksstadträtin Christine Keil (LINKE) sprach von einem »guten Beschluss«, der es den Senioren endlich ermögliche, ihr Haus in Ruhe zu nutzen.
Nach mehr als 112 Tagen des beharrlichen Widerstands geht die Besetzungsaktion der Ruheständler damit erfolgreich zu Ende. Kurz nach Ende der Sitzung zeigten sich die Senioren überglücklich und erleichtert. Bereits im Veranstaltungssaal hatten sie das Ergebnis der Abstimmung mit anhaltendem Applaus und Bravo-Rufen empfangen. Im Anschluss stießen sie mit Sekt auf den Erfolg ihres Protestes an.
»Ich bin überwältigt. Wir haben immer an uns geglaubt und letztendlich hat sich unsere Beharrlichkeit auch ausgezahlt. Es war sehr anstrengend, doch es hat sich gelohnt«, konstatierte Elli Pommerenke, eine der nunmehr ehemaligen Besetzerinnen. Den Pankower Senioren ist es mit ihrer unkonventionellen Aktion schließlich gelungen, den Bezirk zu einer Rücknahme seines bereits gefassten Sparbeschlusses zu bringen.
Viele der Projekte und Stadtteilinitiativen, die die Besetzung von Anfang an unterstützt haben, hoffen nun, dass das Beispiel der Senioren Schule macht. »Wir gratulieren den Senioren zu ihrem großartigen Erfolg. Ihr Protest hat gezeigt, dass eine rigide Kahlschlagpolitik im Sozial- und Kulturbereich nicht einfach widerstandslos hingenommen wird. Die Aktion hat für uns klare Vorbildfunktion«, sagte Jörg Zickler vom ebenfalls schließungsbedrohten Jugendclub »Kirche von unten« (KvU) in Mitte.
Samstag, ab 14 Uhr, Siegesfeier, Stille Straße 10, Pankow
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!