Jena und die Dynamik des Vorläufigen

Einem Stück Kultur droht der Abriss - mal wieder

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Ein Wohnprojekt und alternatives Kulturzentrum soll im thüringischen Jena abgerissen werden. Verwundert ist darüber kaum jemand, denn die Schließung selbstorganisierter Kultureinrichtungen hat in Jena Tradition - nicht erst seit der rot-schwarz-grünen Koalition im Stadtrat.

Es ist ein Ort wie gemacht für Abrissbagger: Eine löchrige Matratze. Glasflaschen und Zigarettenstummel auf einem durchgesessenen Sofa. Vier Plakate warben am morschen Gartenzaun einst für einen Dia-Abend, bevor sie unter dem Schmutz der zwei angrenzenden Bundesstraßen verblassten. Dahinter: Ein heruntergekommenes dreistöckiges Haus, das sich in die letzte freie Ecke eines Schotterparkplatzes drängt.

Überbelegte Uni

Zusammen mit 19 anderen wohnt der Politik-Student Clemens Leder in dem Altbau am Jenaer Inselplatz 9a. »Wohnen + X«, so nennen sie ihr Leben in einem Aushang. »Sich selbst verwirklichen jenseits kapitalistischer Zwänge« sei Ziel des Projekts, sagt Leder. Selten kocht jemand allein im Haus, nie vergeht eine Woche ohne Diskussionsabend. Zum 21. Jahrestag der Angriffe auf Ausländer in Hoyerswerda schaut man gemeinsam die Doku dazu. Manchmal laden sie Flüchtlinge ein, Lebensmittelgutscheine gegen Bargeld zu tauschen.

Teil ...


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