Angeklagte sind »keine armen Fischer«

Lebensumstände wirken mildernd, wiegen Schuld somalischer Angeklagter im Piratenprozess aber nicht auf

  • Susann Witt-Stahl
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Das Urteil des Hamburger Piratenprozesses stößt auf ein geteiltes Echo. Die Verteidiger und Dritte-Welt-Aktivisten kritisieren Versäumnisse des Gerichts und eine eurozentrische Sichtweise. Die Reeder dagegen sind zufrieden.

Das Landgericht Hamburg verkündete am Freitag das Urteil gegen zehn Somalier: »Schuldig« in den beiden Anklagepunkten »Angriff auf den Seeverkehr« und »erpresserischer Menschenraub«. Die Männer und Jungen hatten am 5. April 2010 vor dem Horn von Afrika das deutsche Containerschiff MV Taipan überfallen.

Mit dem Strafmaß - zwischen sechs und sieben Jahren für die erwachsenen Angeklagten und jeweils zwei Jahren für die Jugendlichen - blieb das Gericht deutlich unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Die hielt sechs bis zwölf Jahre für die Erwachsenen und vier bis fünfeinhalb Jahre für die Jungen für angemessen.

Richter Bernd Steinmetz erklärte, das Gericht habe die Lebenssituation der Beschuldigten in ihrem von Bürgerkrieg, Elend und Hungersnot geschundenen Heimatland als strafmildernden Grund berücksichtigt. Es sei aber davon überzeugt, dass die Männer und Jungen den Angriff auf die Taipan bis ins letzte Detail geplant hätten...


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