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Beton auf Heckler&Koch

Künstler machen Ernst gegen den Waffenhersteller - oder doch nicht?

  • Marlene Göring
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Zentrum für politische Schönheit will in einer Kunstaktion die Waffenschmiede Heckler & Koch begraben. Wann es losgeht, wird nicht verraten.
Zwei Gebäude, zwei Tötungsmaschinen: Der Tschernobyl-Reaktor und die Fabrik des Waffenherstellers Heckler & Koch (HK) in Oberndorf sind lebensgefährlich. Dabei hat letztere unbemerkt 1,5 Millionen Menschen vernichtet, 375 Mal so viele wie das Kernkraftwerk. Soweit die Rechnung der Künstlergruppe des Zentrums für politische Schönheit. Ihre logische Folgerung: Was zur Beseitigung der einen Gefahr gut war, muss es auch bei der anderen sein. Die Kunstaktivisten planen die Versenkung der Fabrik unter dem gleichen Sarkophag, der auch den Atomreaktor umschließt.

»Die Klitsche muss sofort zu!«, fordert Philipp Ruch, »Chefunterhändler« und medialer Kopf des Zentrums. HK produziert und exportiert unter anderem die Schnellfeuergewehre G3 und G36. Amnesty International nennt Kleinwaffen wie diese die »eigentlichen Massenvernichtungswaffen«, der illegale Handel damit ist schwer zu kontrollieren. In seiner aktuellen Kampagne will das Zentrum für politische Schönheit deshalb dem umstrittensten deutschen Waffenexporteur das Handwerk legen. »Wir haben die Menschenrechtsverletzungen von Heckler & Koch schon lange im Blick«, so Ruch. »Jetzt kommen erst Hubschrauber mit Sand, dann mit Blei, und nachher bauen wir den Sarkophag.« Gerade ist ein Spendenaufruf für die Aktion geendet. Das Gesamtziel von 32 Millionen Euro ist noch weit entfernt. Soviel kostet der Bau und ist damit nur das »epische Ziel« der Kampagne. Ein Hubschrauberflug, bei dem der Spender auch mitfliegen darf, ist aber schon für 1000 Euro zu haben.

HK hat mittlerweile die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Dabei hat die Firma selbst alles andere als eine reine Weste. Zurzeit laufen Ermittlungsverfahren gegen HK wegen Bestechung, wettbewerbsbeschränkender Absprachen und illegaler Waffenlieferungen. Bei einer Durchsuchung von Firmensitz und Privatwohnungen im November 2011 sichergestellte E-Mails weisen darauf hin, dass HK Parteispenden nutzt, um Ausfuhrgenehmigungen zu erhalten - scheinbar eine gängige Praxis der Firma. Erst kurz vorher waren G36 aus HK-Produktion bei regierungstreuen Soldaten in Libyen entdeckt worden. Wegen des bestehenden Waffenembargos können sie nicht auf legalem Weg in die Hände von Gaddafis Truppen gelangt sein.

Ruch und seine Mitstreiter haben vom Gesetz bisher nichts zu befürchten - wenn es bei der Ankündigung der Kampagne bleibt. »Ich denke nicht, dass hier strafrechtliche Konsequenzen drohen«, schätzt Künstleranwalt Steffen Schmidt-Hug. Die Formulierung der Kampagne sei geschickt: »Es heißt ja, wir haben das vor, und nicht, schmeißt Beton auf Heckler & Koch.« Die ganze Aktion sei erkennbar Satire. »Sie nutzt die Grenzen der Kunstfreiheit reichlich aus, aber überschreitet sie nicht«, schätzt Schmidt-Hug.

»Das ist natürlich verheerend, wenn ein Anwalt das sagt«, kontert Ruch. Bei öffentlichen Auftritten zeigen sich er und die anderen Mitglieder mit rußverschmierten Gesichtern und strengen Mienen. Ernst genommen zu werden ist ihnen sehr wichtig. Zum Beispiel von den Revolverhelden, die in US-amerikanischen Schusswaffenforen auf die aktuelle Kampagne schimpfen. »Die nennen uns bloody bastards und Schlimmeres. Darüber sind wir sehr froh«, so Ruch. »Unsere Feinde wissen schon, dass wir keine halben Sachen machen!« Kampagnen-PR ist zwar ihr wichtigstes Ausdrucksmittel. Dass sie Rechtsorgane wenig fürchten, haben die Künstler aber auch schon früher bewiesen.

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