Kanal ohne Boden

Im Lausitzer Kohlerevier soll ein Seenland entstehen - doch das Großprojekt wird immer teurer

  • Anja Sokolow, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Lausitzer Seenland soll mehr Touristen anlocken. Doch bevor das Wasser durch alle Kanäle zwischen den neuen Seen fließt, muss Geld in die Bauprojekte gepumpt werden. Und es wird immer mehr als geplant.

Potsdam. Nach der Kostenexplosion für den Kanal zwischen Geierswalder und Senftenberger See im Lausitzer Seenland wird noch ein weiteres Bauwerk teurer als geplant. Für den ersten Bauabschnitt des sogenannten Überleiters 11 zwischen dem Sedlitzer und dem Großräschener See (Brandenburg) fallen voraussichtlich Mehrkosten von 5,5 Millionen Euro netto an.

Grund seien Planänderungen im Bauverfahren und im Stahlbetonbau, teilten Brandenburgs Infrastrukturministerium und der Projektträger, die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV), mit. Die zusätzlichen Kosten seien aber mit dem Hauptauftragnehmer noch nicht abschließend verhandelt.

Der Landesrechnungshof hatte Brandenburgs rot-rote Landesregierung bei einer Sitzung des Finanzausschusses im September bereits gemahnt, Projekte zur Sanierung von Braunkohlerevieren in der Lausitz besser zu kontrollieren. Vor allem müsse das Land mehr Verantwortung beim wirtschaftlichen Einsatz der Finanzmittel übernehmen. Laut Verwaltungsabkommen stellt Brandenburg für die Sanierung der Lausitzer Reviere bis 2017 rund 590 Millionen Euro zur Verfügung.

Kritisiert wurde damals die Kostenexplosion für den einen Kilometer langen, schiffbaren Kanal zwölf zwischen dem Senftenberger See und dem Geierswalder See. Das Bauwerk mit einer Schleuse an der Brandenburger Landesgrenze zu Sachsen unterquert die Bundesstraße 96 und die Schwarze Elster. Bis zur Eröffnung 2013 könnten die Kosten demnach auf 51,4 Millionen Euro steigen. Das wäre etwa achtmal mehr als im Jahr 2004 veranschlagt und noch dreimal so viel wie beim Baustart 2009 geplant.

Der Überleiter 11 bei Senftenberg-Sedlitz ist rund 1,2 Kilometer lang und kostet voraussichtlich 43 Millionen Euro. Der Kanal unterquert eine zweigleisige Eisenbahnstrecke und die Bundesstraße B 169. Der Fluss Rainitza muss verlegt werden, hinzu kommt eine Fußgängerbrücke. Finanziert wird das Bauwerk mit Mitteln aus dem Braunkohleabkommen zwischen Bund und Ländern sowie Mitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe für touristische Infrastruktur. Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) bezeichnete das Bauwerk 11 im vergangenen Jahr als »weiteren Meilenstein auf der Entwicklung des Lausitzer Seenlandes«. Dieses Kernprojekt werde dem Seenland einen weiteren Schub verleihen und den Tourismus nachhaltig stärken.

Im Lausitzer Seenland sind zwölf schiffbare Kanäle geplant, die zehn Bergbauseen verbinden und den Tourismus ankurbeln sollen. Fünf Überleiter sind bereits fertig. In der Bergbaufolgelandschaft entsteht Europas größte künstliche Wasserlandschaft.


20 000 Hektar

Seit Jahren kommt es im Gebiet des Lausitzer Seenlandes immer wieder zu gefährlichen Rutschen auf alten Kippenflächen. Ein Grund ist der nach Stilllegung vieler Gruben wieder stark gestiegene Grundwasserspiegel. Allein in Brandenburg sind deshalb derzeit 20 000 Hektar gesperrt. (nd)

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