Naturdünger aus Laub und Rasenschnitt
GARTEN: Herbstputz - hier sehr sinnvoll, dort einfach überflüssig
Sinnvoller Herbstputz ist jetzt noch angesagt, und zwar in den Häusern der gefiederten Mitbewohner im Garten. Die alten Nester werden entfernt und die Häuschen gesäubert, getrocknet, wenn nötig repariert. Sie kommen dann wieder an ihren Platz, und bei Bedarf nutzen die Vögel sie auch im Winter als Unterschlupf. Zum ersten Mal haben wir beim Herbstputz einen toten Jungvogel entdeckt. Eine kleine Blaumeise lag mit ausgebreiteten Flügeln im Nest, völlig zugefedert, nur der Kopf war kahl. Warum sie nicht ausfliegen konnte, wird ein Geheimnis bleiben.
Weniger geheimnisvoll, eher rätselhaft bleibt für mich, warum jetzt mancher wieder akribisch fegt, recht und in Säcke stopft - nämlich das schöne bunte Laub. Nicht selten ist die Aktion mit Flüchen über die viele Arbeit verbunden. Und bei einigen fleißigen Rechern und Fegern kommt dann noch eine gewisse soziale Ader ins Spiel. Sie scheuen keinen Aufwand, um ihren gärtnerischen Sachunverstand der Allgemeinheit gratis zur Verfügung zu stellen, indem sie alles in Wald und Flur karren. Und weil sie das offenbar nicht nur schön, sondern auch nützlich für Pflanzen und Tiere finden, lassen sie das Laub am Wegesrand gleich in den Plastsäcken stecken. Manchmal habe ich fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich solcherart Freilandkunst zerstöre, weil ich das Laub ausbreite und die leeren Säcke in die gelbe Tonne stecke. Aber bis jetzt hat sich darüber noch keiner dieser Spezies von Gartenkünstlern beschwert …
Dabei gibt es eine ebenso leichte wie sinnvolle und nachhaltige Entsorgungsmethode: Laub und Rasen gut gemischt lassen einen nährstoffreichen Kompost entstehen, über den sich nicht nur Stauden freuen, sondern der auch dem Gemüse beim Wachsen hilft.
Bevor wir aber eine schützende, nicht zu dicke Laubschicht auf die abgeernteten Beete geben, ist es angebracht mit dem Sauzahn, einem Krail oder auch nur mit der Hacke die Krume aufzubrechen. Dadurch werden möglichst viele Schneckeneier an die Oberfläche befördert, wo sie entweder vertrocknen oder von den Vögeln aufgepickt werden, die sich das als eiweißreiche Kost schmecken lassen. Aber auch Kröten, Laufkäfer, Hundertfüßer, Igel, die sich alle in einem Garten mit naturgemäßer Ordnung zu Hause fühlen, wissen Schneckeneier zu schätzen. Und uns erspart ihre Vorliebe ein wenig das Schneckenjagen im nächsten Jahr.
Mit dem Rasenmäher gehäckseltes Laub lässt sich auch gut unter Bäumen und Hecken verteilen. Im Frühjahr ist es dann längst zu Humus zerfallen und ernährt die Gehölze. Besonders Rhododendren sind auf diese Art der Versorgung mit Nährstoffen angewiesen. Fälschlicherweise wird diese zu den Heidekrautgewächsen gehörende Pflanzengattung teilweise immer noch als Moorbeetpflanze bezeichnet und Leute kaufen Torf (der im Garten wirklich nichts zu suchen hat!), um ihrem Rhododendron vermeintlich optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen. Geht der dennoch ein, wird die Schuld oft bei zu wenig Torf gesucht. Meist ist die Pflanze jedoch schlicht vertrocknet, weil sie als Flachwurzler sehr empfindlich auf Trockenheit reagiert. Übrigens ebenso auf Staunässe, weil dann die feinen Wurzeln faulen.
Laubhumus ist auch in freier Natur für Rhododendren das Lebenselixier, das ihnen Wachsen auf (nicht in!) kalkhaltigem Boden erst ermöglicht. Außerdem sind diese meist immergrünen Sträucher auf hohe Luftfeuchtigkeit angewiesen und fühlen sich deshalb besonders wohl unter lichten Kronen von tief wurzelnden Bäumen.
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