Das Volk zwischen den Fronten
Der syrische Jurist Hassan Abdulazeem nennt Voraussetzungen für einen Dialog
Rechtsanwalt Hassan Abdulazeem (80) ist Vorsitzender des Nationalen Koordinationsrates für Demokratischen Wandel in Syrien (NCC), eines oppositionellen Zusammenschlusses aus 13 Gruppen. Der NCC tritt für eine gewaltfreie Übergangslösung in Syrien ein. Mehrmals hat der Rat zu einem Waffenstillstand aufgerufen. Abdulazeem, der auch Vorsitzender der Arabischen Nasseristischen Partei ist, war seit 1963 acht Mal inhaftiert, zuletzt im April 2011. Mit ihm sprach in Damaskus Karin Leukefeld.
nd: Die Gewalt in Syrien nimmt täglich zu. Die Luftwaffe bombardiert, die bewaffneten Gruppen greifen an, Kriminalität nimmt zu. Wo steht Syrien heute?
Abdulazeem: Beide Seiten meinen, den Kampf militärisch gewinnen zu können. Das Regime träumt davon, die Revolution im Land mit blanker Gewalt zu beenden. Gleichzeitig meint die Opposition aus dem Ausland, sie sei in der Lage, militärisch zu siegen. Das ist nicht der Fall, und die Bevölkerung ist zwischen den Fronten gefangen. Es gibt unglaubliche Zerstörungen. Drei Millionen Syrer sind entweder innerhalb des Landes oder ins Ausland vertrieben. Es ist eine menschliche Tragödie.
Wäre es angesichts der Gewalteskalation nicht eine Verpflichtung der Opposition, das Gespräch mit der anderen Seite zu suchen? Ohne Vorbedingungen?
Bei all dem Tod und der Zerstörung, die das Regime im Land anrichtet, gilt es als »politischer Selbstmord«, mit diesem Regime zu reden. Das Volk wird das in keinem ...
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