Mehr als nur ein Wohnprojekt

Menschen mit und ohne geistige Behinderung leben gemeinsam in Zehlendorf

  • Oliver Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Von kleinen Ein- und Mehrfamilienhäusern umgeben ist die Wohnsiedlung Im Mühlenfelde 3-5 im Bezirk Zehlendorf. In nun mehr als dreieinhalb Jahren Bauzeit hat der Verein Zukunftssicherung Berlin hier ein neues Zuhause für Menschen mit und ohne geistiger Behinderung geschaffen.

So ruhig und beschaulich wie Ende vergangener Woche war es jedoch schon lange nicht mehr. Dort, wo das Festzelt für die feierliche Eröffnung und das Podium für die Festtagsrede aufgebaut waren, lagerten Wochen zuvor noch die Baumaterialien. Auf den Fluren und in den Wohnungen tummelten sich anstatt der Handwerker interessierte Besucher auf ihrer Besichtigungstour durch das Haus.

Bisher ist noch nichts eingerichtet. Es stehen noch keine Möbel in den Räumen, die sanitären Anlagen müssen zum Teil noch installiert werden. Auch die Beleuchtung fehlt in den meisten Räumen. Aber das wird sich mit dem Einzug der 23 Frauen und Männer am 1. Dezember 2012 ändern. Dann werden die jetzt noch kahlen Räume mit Leben erfüllt und das Projekt des Inklusiven Wohnens - so der Fachbegriff - nimmt seinen Lauf. Mit den bisherigen drei nicht behinderten Bestandsmietern leben dann 23 neue Mitbewohner gemeinsam unter einem Dach.

Seit 2008 waren der Träger, Zukunftssicherung Berlin e. V., der Architekt und die Handwerker damit beschäftigt, das Haus mit der beigen Fassade und den grünen Fenstern für seine neuen Mieter umzugestalten. Von außen ist dem Haus kaum anzusehen, welchen grundlegenden Umbauten es in den vergangenen Jahren unterzogen wurde.

Neben dem Fahrstuhl, der barrierefreie Bewegung im gesamten Haus gewährleistet, lassen die auf alle Belange ausgerichteten Wohnungen keine Wünsche der neuen Bewohner offen. Neben den lichtdurchfluteten Wohnräumen sind es insbesondere die Bäder, die ganz auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern ausgerichtet wurden. Darüber hinaus laden die großzügig gestalteten Terrassen und Balkone im Sommer zum Sonnenbad ein.

Somit verbindet das Wohnvorhaben in einzigartiger Form den Standard der behindertengerechten Wohnsituation mit eigenständiger Lebensweise. Darüber hinaus verbindet das Projekt die Menschen aus der Nachbarschaft. Seit Monaten haben sich die Anwohner und ihre neuen Nachbarn getroffen und bei gemeinsamen Veranstaltungen kennengelernt. Zur Eröffnungsfeier waren alle da. Nur die Vertreter vom Bezirk ließen sich nicht blicken. Vermutlich weil sie keine Lust hatten, sich der Frage zu stellen, wieso es noch keinen Bescheid zur Kostenübernahme für die Betreuung gibt. Nur mit finanzieller Hilfe der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin und Aktion Mensch gelang es dem Verein, das Investitionsvolumen von 3,2 Millionen Euro für dieses zukunftsweisende Wohnprojekt auf die Beine zu stellen.

www.zukunftssicherung-ev.de

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