Führungswechsel auf Chinesisch

Der Plan eines geordneten Übergangs von einer Generation zur nächsten ist arg durcheinander geraten

  • Aus Peking berichtet Lutz Pohle
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Vom 8. bis 14. November tagt in Pekings »Großer Halle des Volkes« der 18. Parteitag der KP Chinas. Er wird eine neue Führung für die größte politische Partei - und das bevölkerungsreichste Land der Erde - bestimmen. Erwartet werden jedoch auch Richtungsentscheidungen: Wie wird sich China im nächsten Jahrzehnt entwickeln, welche Prioritäten setzt die neue Führungsgeneration?

Die Straßenbrücke, über die ich in Peking mehrfach in der Woche gehe, ist seit dem Wochenende bewacht. Der alte Mann, der dort in der einsetzenden Pekinger Kälte friert, trägt eine Armbinde mit der Aufschrift »Freiwilliger«. Als ich ihn frage, warum er allein auf der Brücke Posten bezogen habe, antwortet er: »Diese Woche beginnt doch der Parteitag der KP. Wir helfen, dass nichts passiert.« Die Freiwilligen - meist ältere, von der Partei oder den Wohngebietskomitees Beauftragte - sind in der ganzen Stadt präsent. Nichts wird dem Zufall überlassen, der Parteitag muss reibungslos ablaufen. Im Sportstudio zum Beispiel läuft auf den Flachbildfernsehern nur noch »Mäusekino«. Wo sonst internationale Programme die Trainingszeit verkürzen, steht jetzt »No Signal«. »Die Regierung hat angeordnet«, sagt die Dame am Tresen, »dass während des Parteitags CNN, BBC und andere Sender in Pekings Öffentlichkeit abgeschaltet werden.« Und das Internet? Es i...


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