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Die unstrittigen Kandidaten

Vier märkische Bundestagsabgeordnete nominiert die LINKE sicher wieder

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.
Sebastian Walter reagiert, als sei die Frage vollkommen aberwitzig. Nein, es gebe sonst niemanden, der bei der Bundestagswahl 2013 im Wahlkreis 59 (Märkisch-Oderland und südlicher Barnim) für die LINKE antreten wolle, erklärt der Barnim-Kreisparteichef. Die Bundestagsabgeordnete Dagmar Enkelmann werde hier als Direktkandidatin aufgestellt. Das sei doch völlig klar.

Vergleichbar äußert sich Prignitz-Kreisvorsitzender Thomas Domres über die Situation im Wahlkreis 56 (Prignitz und Ostprignitz-Ruppin). Die Bundestagsabgeordnete Kirsten Tackmann genieße die Unterstützung beider Kreisvorstände. »Ich rechne nicht damit, dass sich noch jemand anders bewirbt«, sagt Domres.

Ebenfalls einzige Bewerberin ist die Bundestagsabgeordnete Diana Golze im Wahlkreis 60 (Brandenburg/Havel sowie Teile von Potsdam-Mittelmark, Havelland und Teltow-Fläming). Auch der Bundestagsabgeordnete Thomas Nord gilt im Wahlkreis 63 (Frankfurt und Oder-Spree) als gesetzt, wie der Oder-Spree-Kreisvorsitzende Peer Jürgens bestätigt.
Man könnte Enkelmann, Golze, Tackmann und Nord als die unstrittigen Kandidaten unter den sechs brandenburgischen Abgeordneten der Linkspartei bezeichnen. Die anderen beiden haben Mitbewerber: Wolfgang Nešković hat mit Birgit Wöllert einen, Sabine Stüber mit Michael Luthardt und Jens Schröder sogar zwei.

Allgemein wurde damit gerechnet, dass Dagmar Enkelmann wieder Spitzenkandidatin wird. Doch sie hat abgesagt, will sich ganz auf die Verteidigung ihres Wahlkreises konzentrieren. Darum rechnen viele Genossen und Journalisten jetzt damit, dass Platz eins auf der Landesliste von Diana Golze eingenommen wird, Platz zwei von Thomas Nord und Platz drei von Kirsten Tackmann.

Die drei Politiker halten sich aber noch bedeckt. Sie möchten zunächst ihre Nominierung in den Wahlkreisen abwarten. »Wir sind uns einig, dass wir erst einmal sehen wollen, dass wir in den Wahlkreisen getragen werden«, erklärt Thomas Nord. Er betont, dass es unter den drei Abgeordneten keinen Streit gebe, auch nicht über die Rangfolge auf der Landesliste. Das sagt auch Kirsten Tackmann. Mehr möchte sie im Augenblick nicht sagen. »Das entscheidet sich später«, meint sie. Nord verrät lediglich noch, dass er es immer gut gefunden habe, wenn an der Spitze der Liste eine Frau stand.

Tackmann hat im Moment andere Sorgen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages entschied kürzlich, doch keine Abteilung des Bundesinstituts für Risikobewertung nach Neuruppin zu verlegen. Das trifft Tackmanns Wahlkreis hart, denn eigentlich sollte der Umzug ein Trostpflaster sein für den Verlust des Friedrich-Löffler-Instituts für Tierseuchenforschung. Dieses Institut schließt 2013 seine Pforten in Wusterhausen/Dosse. Die Mitarbeiter müssen auf die Ostseeinsel Riems. Tackmann will das alles nicht einfach hinnehmen. Sie wird nachfragen, für ihren Wahlkreis Wiedergutmachung verlangen. Den Entschluss gegen Neuruppin sieht die 52-jährige als Tiefpunkt ihrer Zeit im Bundestag. Ihr größter Erfolg – gemeinsam mit vielen anderen errungen – das war der Verzicht des Verteidigungsministeriums auf das Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner Heide.

Viel spricht dafür, dass Diana Golze Spitzenkandidatin wird. In der Partei rechnet kaum jemand damit, dass es anders kommt. Die 37-jährige Sozialpädagogin, die seit 2005 im Bundestag sitzt, verfügt über genug Erfahrung. Andererseits ist sie noch so jung, um nach Dagmar Enkelmann für einen Generationswechsel zu stehen. Außerdem kümmert sich die Mutter von zwei Kindern um die Sozialpolitik – ein Kernthema der Sozialisten, während Thomas Nord und Kirsten Tackmann für Kultur beziehungsweise für Landwirtschaft zuständig sind. Doch so erdrückend die Argumente auch sein mögen: Diana Golze hält sich an den Brauch, die Nominierung im Wahlkreis abzuwarten. Vorher könne sie nicht über die Liste sprechen, denkt Golze. Schließlich werde die Landesliste aus den Direktkandidaten zusammengestellt.
Die vorderen drei Listenplätze gelten als sicheres Ticket in den Bundestag. Auch wenn die LINKE in Brandenburg nur 20 Prozent der Stimmen erhalten sollte und Enkelmann ihren Wahlkreis gewinnt, würde der Kandidat auf Listenplatz drei ins Parlament einziehen.

Voraussichtlich beschließt die LINKE am 2. Dezember bei einem Landesparteitag in Frankfurt (Oder) als Wahlziele ein Ergebnis von 25 Prozent plus X und den Sieg in Enkelmanns Wahlkreis. Gelingt den Sozialisten das, so wäre auch Listenplatz vier interessant.

Nominierungen: im Wahlkreis 56 am 12. November, »Bluhm's Hotel«, 18.30 Uhr, Maxim-Gorki-Straße 34 in Kyritz; im Wahlkreis 60 am 16. November, 18 Uhr, Kulturzentrum Rathenow, Märkischer Platz 3; im Wahlkreis 63 am 17. November, 10 Uhr, Spreepark Beeskow; im Wahlkreis 59 am 8. Dezember, 15 Uhr, Kulturhaus

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