In der Kita wird es eng

Senat will 19 000 weitere Plätze bis Ende 2015 schaffen

  • Nissrine Messaoudi
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin steht in Sachen Kitaausbau gar nicht so schlecht da. Im bundesweiten Vergleich belegte die Hauptstadt Platz sechs bei der Zahl an verfügbaren Kitaplätzen für unter Dreijährige. Trotzdem können nicht alle Kinder untergebracht werden. Laut Städte- und Gemeindebund fehlen rund 6000 Plätze, und das, obwohl ab August 2013 alle Kinder unter Drei Jahren das Recht auf einen Betreuungsplatz haben. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts fehlten zum 1. März bundesweit noch 220 000 Betreuungsplätze, damit die Kommunen zum 1. August 2013 den Rechtsanspruch auf ein Betreuungsangebot einlösen können.

Die Senatsverwaltung für Bildung wies die Zahlen des Städte- und Gemeindebunds hingegen zurück. »Wie viele Plätze in Berlin tatsächlich fehlen, kann man so genau nicht berechnen«, sagte Ilja Koschembar, Sprecher für den Bereich Jugend und Familie. Es gebe Eltern, die ihr Kind vorsorglich in zehn verschiedenen Kitas anmelden, um mehr Entscheidungsfreiheit zu haben. Das verfälsche die Zahlen erheblich.

Trotzdem sei dem Senat die Dringlichkeit, neue Plätze zu schaffen, bekannt. Angesichts steigender Geburtenraten und des Zuzugs von Familien in die Hauptstadt kann man also keineswegs von einer entspannten Lage sprechen. Erhebungen des Senats durch den sogenannten Bedarfsatlas belegen, dass einige Bezirke bereits jetzt an ihre Grenzen kommen. So sind Teile von Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Neukölln stärker vom Platzmangel betroffen als beispielsweise der Norden Schönebergs. »Diese Bezirke waren nicht darauf vorbereitet, dass viele Familien dorthin ziehen. Deswegen gibt es da einen Engpass«, erklärte Koschembar.

Bis Ende 2015 soll es daher bis zu 19 000 neue Kitaplätze geben, von denen rund 11 000 Plätze aus dem Landesprogramm »Kita-Ausbau 2012-2015« finanziert werden. 20 Millionen Euro stellt Berlin dafür zur Verfügung. Vier Millionen in diesem und 16 Millionen im nächsten Jahr. Aus dem 580 Millionen Euro teuren Ausbauprogramm des Bundes erhält Berlin fast 28 Millionen Euro für 2013 und 2014. Damit will der Senat eine Quote von 70 Prozent erreichen. Bisher befinden sich lediglich 63 Prozent der Kinder zwischen ein und zwei Jahren in Betreuung.

Das Förderprogramm läuft laut Bildungsverwaltung gut. Große Nachfragen gebe es vor allem bei der Schaffung von neuen Plätzen in bestehenden Kitas. Auch Anträge für Erweiterungsbauten werden rege eingereicht. Neubauten werden ebenfalls unterstützt. Hier klagen die Betroffenen jedoch zunehmend über die strikten Baurichtlinien, die den Bau erheblich verzögerten.

Eltern, die keinen Platz für ihren Sprössling finden, rät die Senatsverwaltung zu mehr Flexibilität bei der Suche. Wenn es mit der gewünschten Kita nicht klappe, solle eine andere in Betracht gezogen werden. Auch müsse man eventuell längere Wege in Kauf nehmen. So schlecht ist die Lage in Berlin nicht, wie aus der Antwort auf eine kleine Anfrage des bildungspolitischen Sprechers der Grünen, Özcan Mutlu, hervorgeht. Demnach gibt es laut Bildungsverwaltung in 87 von 138 Gebieten ausreichend Plätze in der Nähe des Wohnorts der Familie. In weiteren 30 Gebieten stünden in benachbarten Bezirksregionen genügend Plätze zur Verfügung.

Wie viele Eltern letztlich trotzdem vor Gericht ziehen werden, bleibt abzuwarten. »Bei uns brennt es nicht, dennoch werden einige Eltern sicher den Gang zum Richter nicht scheuen«, sagte Koschembar.

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