Ohne Qualifikation kein Job

Die Beschäftigungsentwicklung ist positiv, aber ohne Ausbildung wird es schwer

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Wirtschaft der Region befindet sich offenbar in recht guter Verfassung. Das zeigt sich auch in einer »bemerkenswert positiven Entwicklung der Beschäftigung«, wie gestern Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB), bei der Vorstellung ihrer Arbeitsmarktbilanz 2012 konstatierte. Demnach hat die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berlin und Brandenburg von Januar bis August 2012 um 51 000 Personen und damit 2,7 Prozent zugenommen. Bundesweit erhöhte sie sich lediglich um 1,9 Prozent.

Damit sind knapp zwei Millionen Menschen in der Region sozialversicherungspflichtig beschäftigt, so viele wie seit 14 Jahren nicht mehr. Seit 2005 nahm ihre Zahl in Berlin um 17,1 Prozent, in Brandenburg um 12,2 Prozent zu - besonders in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen, Handel sowie Dienstleistungen. Beide Länder liegen damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von elf Prozent. Grund für die positive Entwicklung ist, dass die Berliner Wirtschaft seit geraumer Zeit schneller wächst als im Bund. Im ersten Halbjahr legte das Bruttoinlandsprodukt in Berlin um 1,8 Prozent zu, im Bund lediglich um ein Prozent.

Trotzdem bleibt Berlin mit 11,7 Prozent Schlusslicht bei der Arbeitslosigkeit. Sie gehe laut UVB nicht im gleichen Maße zurück, wie die Beschäftigung zunimmt, was vor allem an der hohen Zahl von Pendlern liege. Rund 240 000 Menschen, die in Berlin arbeiten, wohnen in anderen Bundesländern, 180 000 davon in Brandenburg. Der UVB hält eine Senkung der Arbeitslosigkeit in den nächsten Jahren auf unter zehn Prozent für möglich, »wenn die Berliner Joboffensive mit der Vermittlung von Arbeitslosen direkt in Beschäftigung fortgesetzt wird«, sagte UVB-Vize Klaus-Dieter Teufel.

Das setzt vor allem die Qualifizierung der Arbeitslosen voraus. Denn die Statistiken der Arbeitsagenturen zeigen, »dass die Qualifikation der Arbeitslosen oft nicht zu der für die offenen Stellen verlangten passt«, so Teufel. Für 68 Prozent der offenen Stellen werden Fachkräfte gebraucht, aber nur 39 Prozent der Arbeitslosen erfüllen dieses Kriterium. Auf eine freie Stelle im Bereich der gering qualifizierten Beschäftigung kommen in Berlin 37 Arbeitslose, im Bundesdurchschnitt lediglich 16.

Folge: Offene Stellen bleiben immer länger unbesetzt. Sind es derzeit im Schnitt 91 Tage, waren es vor einem Jahr noch 78. »Es wird immer schwieriger, qualifizierte Bewerber zu finden«, kommentierte Amsinck. Menschen mit guter Ausbildung hätten gute Chancen, wieder einen Job zu bekommen, allerdings müssten sie zunehmend mit gut ausgebildeten Zuwanderern konkurrieren.

Amsinck widersprach damit auch der Auffassung, dass mit Zunahme der Beschäftigung die Zahl der prekären Arbeitsverhältnisse steigt. Das Gegenteil sei richtig. Allerdings stieg der Anteil der Zeitarbeitsjobs um 0,7 auf zwei Prozent. Ältere Menschen profitierten von der Entwicklung. So hat sich die Beschäftigungsquote der 60- bis 65-Jährigen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.