Goldener Schwan gleitet durch Bangkok
Prozession der 51 königlichen Barken in der thailändischen Hauptstadt
Nur das Klicken zehntausender Kameras ist zu hören, als am Wochenende in Bangkok die prächtige Prozession der 51 königlichen Barken langsam den Fluss Chao Phraya hinuntergleitet. Tausende Touristen drängen sich entlang der über vier Kilometer langen Prozessionsstrecke. Aber der überwiegende Teil der vielen Hunderttausend Zuschauer an den Flussufern sind Thais, die am vergangenen Freitagnachmittag gekommen sind, um ihrem geliebten König Bhumipol Adulyadej die Ehre zu erweisen. »Der König ist unser Vater«, sagt Nittaya, eine 56 Jahre alte Bäuerin. »Ich bin extra aus Nong Khai nach Bangkok gekommen, um einmal in meinem Leben diese königliche Bootsprozession zu erleben.«
Den König bekommt Pum zu ihrem Bedauern nicht sehen. In der größten und prunkvollsten Barke mit dem exotischen Namen Suphannahongsa hat in Vertretung seines Vaters Kronprinz Maha Vajiralongkorn Platz genommen, um am Ende der Prozession am Wat (Tempel) Arun in einer buddhistischen Kathin-Zeremonie den Mönchen neue Roben zu überreichen. Mit preußischer Präzision gleiten die mit Figuren mythischer Tiere und Gestalten verzierten Boote durch die lehmigbraunen Fluten des Chao Phraya.
Höhepunkt der Prozession sind die vier goldenen Prunkbarken mit klangvollen Namen wie Narai Song Suban HM King Rama IX, Anantanakharaj, Anekachart Phuchong und eben die königliche Suphannahongsa, der Goldene Schwan. Die Vorgabe an die insgesamt 2200 Ruderer in bunten historischen Kostümen lautet: »Nicht zu schnell und nicht zu langsam«. Immerhin ist das Ganze ja keine Ruderregatta, sondern eine gut 700 Jahre alte, feierliche religiös-spirituelle Zeremonie, weit entfernt von Pauken, Trompeten und Tschingderassasa, mit denen sich europäische Monarchen feiern.
Ehrfürchtig schauen die mehr als 500 000 Menschen an den Ufern schweigend zu, wie die Ruderer, die im Alltag Soldaten der Königlichen Marine sind, mit der Präzision eines Uhrwerks die goldenen und silbernen Ruderblätter ins Wasser stechen, kräftig durchziehen, die nassglänzenden Hölzer dann senkrecht in die Luft strecken, sie dort für ein paar Sekunden verharren lassen, bevor sie die Ruder wieder ins Wasser tauchen. Die über Monate eingeübte Ruderchoreographie mutet an wie der elegante Flug eines Reihers.
Die Bootsprozession wird höchst selten abgehalten. In der über 60-jährigen Regierungszeit von König Bhumipol Adulyadej war sie nur 16 Mal zu sehen. Der Anlass muss schon ein sehr besonderer sein - so wie in diesem Jahr der 85. Geburtstag des Königs am 5. Dezember. Kein Wunder, dass selbst schon für die beiden Generalproben in historischen Kostümen die Karten für die Tribünen, für einen Sitz in der ersten Reihe auf Hotelterrassen oder einen Fensterplatz in einem der Privathäuser entlang des Chao Phraya lange im voraus ausverkauft waren. Die wenigen frei zugänglichen Stellen am Ufer waren schon Stunden vor Beginn der Parade schwarz vor Menschen.
Abends beim Bier in der Balcony Bar in der Silom Straße schauen sich Peter Kaufmann und sein Freund Dieter auf dem iPad ihre Fotos von den golden Barken an. Die beiden Braunschweiger auf Thailandurlaub waren schon Stunden vor Beginn der Bootsprozession zum Fluss gefahren, um eine Stelle mit guter Sicht zu finden. »Wir hatten Glück und konnten einen Platz auf einer Brücke ergattern. Die stundenlange Warterei bei sehr schwülen, drückenden 34 Grad war allerdings kein Spaß. Aber es hat sich gelohnt«, sagt Dieter. Peter fügt hinzu: »Stimmt. Das muss man mal gesehen haben. So ein Schauspiel gibt es sonst nirgendwo auf der Welt.«
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