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Doha-Sieger

Ahmed Muaz al-Chatib ist neuer Führer der syrischen Aus-landsopposition

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Außenminister Guido Westerwelle hat nichts anbrennen lassen und die erste Gelegenheit genutzt, ihn nach Deutschland einzuladen, den frisch gekürten Führer der syrischen Auslandsopposition. Er - das ist Scheich Ahmed Muaz al-Chatib, Manches spricht dafür, dass er im Gegensatz zum bisher um die Spitzenposition konkurrierenden Personal tatsächlich die persönlichen Qualitäten hat, um dem gerecht zu werden.

Chatib steht seit Sonntagabend der »Nationalen Koalition der Kräfte der Syrischen Revolution und Opposition« vor. Bereits die Sperrigkeit des Namens dieses Zusammenschlusses lässt erahnen, wie erbittert bei der Exilkonferenz in der katarischen Hauptstadt Doha um Einfluss und Repräsentanz in dem - davon darf man ausgehen - ab sofort als Ansprechpartner des Westens fungierenden Gremium gerungen wurde.

Bald soll auch Geld fließen. Schon Ende der Woche wird in London eine Geberkonferenz stattfinden, auf der Chatib als Gesicht der syrischen Opposition präsentiert werden soll. Dem kann er mit etwas mehr Gelassenheit entgegensehen als dem beinahe gescheiterten Doha-Treffen. Denn Chatibs Ausgangsposition ist verheißungsvoll. Nachdem er offenbar den Segen der sunnitischen Geldmächte Katar und Saudi-Arabien besitzt und von US-Außenministerin Hillary Clinton persönlich »begutachtet« worden war, werden die Rivalen ihn wohl akzeptieren müssen.

Chatib ist 52, wurde in jüngster Zeit mehrmals verhaftet, weshalb er in diesem Jahr nach Kairo ging, und gilt als honoriger Mann. Er ist Sunnit, gehört also der auch in Syrien dominierenden Hauptrichtung des Islam an, war Imam (Vorbeter) der berühmten, im Jahre 705 vollendeten Umayyaden-Moschee seiner Geburtsstadt Damaskus. Hinsichtlich religiöser Vorschriften für das öffentliche Leben wird Chatib als moderat bezeichnet, was möglicherweise den Widerstand radikalerer Kräfte gegen seine Führungsrolle erklärt, ihm aber andererseits im traditionell säkularen Syrien Sympathien einträgt. Verhandlungen mit Präsident Baschar al-Assad lehnt er bisher ab. Man wird sehen.


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