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Politisch interessiert unterwegs
Die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde veranstaltet Bildungsreisen
»Was wir machen, ist einmalig«, sagt Gisbert Graff stolz. Er leitet den Arbeitskreis Kultur und Bildungsreisen bei der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM). 1997 wurde der Arbeitskreis eingerichtet. Inzwischen unternehmen Mitglieder sowie ihre Ehepartner und Freunde jährlich um die 20 Reisen. Darunter sind Tagesausflüge, Mehrtagesfahrten und sogar zwei Flugreisen.
Als nächstes steht eine Fahrt nach Mötzow auf dem Programm. Gestartet wird am 29. November mit sechs Bussen am nd-Gebäude in Berlin. In Mötzow bei Brandenburg/Havel schauen sich die Teilnehmer das dortige Domstiftsgut an, erleben den Auftritt eines Kosakenensembles und hören Reden der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht und der früheren Berliner Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (beide LINKE). 19 Euro kostet der Ausflug, das Mittagessen inbegriffen.
So in etwa laufe es meistens, versichert Graff. Er verbindet den Tourismus mit Politik und würzt das Ganze durch »Unterhaltung mit Niveau«. Mindestens 1000 Menschen begeistern sich dafür. Sie wohnen oft in Berlin und im Umland, aber nicht nur dort. Viele von ihnen haben früher der DDR gedient. Sie haben in einem Ministerium oder als Parteisekretär gearbeitet, waren vielleicht auch Offizier. Trotzdem gibt es unter ihnen auch die Putzfrau und den Kraftfahrer. Alle sind sie inzwischen Rentner.
Natürlich, Bildungsreisen veranstalten andere auch, räumt Graff bereitwillig ein. Aber ein Zusammenhalt, wie er ihn erlebe, sei heute selten. Oft wollen ihm beim Vorbereiten der Reisen mehr freiwillige Helfer unter die Arme greifen als er benötigt. Man trifft sich nicht nur bei den Ausflügen, sondern auch privat und zuweilen bei Demonstrationen. Überhaupt sei den Teilnehmern die Politik wichtig, betont Graff. Sofort nach dem NATO-Angriff besuchte der Arbeitskreis 1999 Jugoslawien, schaute sich Kriegsschäden an und sammelte Spenden. Oder in Bulgarien - 600 Euro kostete die 14-tägige Reise - da informierte man sich über die Probleme in der Land- und Forstwirtschaft nach dem Ende des Sozialismus. »Die Alten sind noch unglaublich wissbegierig«, freut sich Gisbert Graff, der selbst schon 80 Jahre alt ist.
Und er erklärt: »Die Reisen stehen unter der Überschrift ›Erinnerung ist Leben‹.« Der Mann, der früher im Ministerium für Leichtindustrie tätig war, engagiert deshalb oft Prominente aus dem Osten, etwa Eiskunstläuferin Christine Errath, Radsportlegende Täve Schur und Kabarettistin Gisela Oechselhaeuser.
Gern erinnern sich die politisch interessierten Touristen an die DDR und ihr Leben dort. Dass in diesem Staat angeblich alles schlecht und böse gewesen sei, können sie nicht mehr hören. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie gar keine Mängel sehen. So schwärmt Graff davon, was einstmals für die Jugend getan wurde, erinnert an die vielen Klubs und Zirkel. »Das war vorbildlich.« Trotzdem: Man hätte klüger vorgehen sollen, überlegt er, die Jugend erst einmal noch mehr mit Spiel und Spaß locken und nicht immer sofort politisch agitieren sollen. Manche Christen habe man verprellt, sie als Feind gesehen, dabei hätten einige gewonnen werden können.
gbmev.de
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