Wie alter Wein
SCHACH
Man sagt, je älter der Wein, desto besser. Das Turnier von Cap d’Agde am französischen Mittelmeer war dafür ein Beispiel. Allerdings kam dieser Wein nicht aus den Anbaugebieten ringsum, sondern aus der Schachwelt: Anatoli Karpow (61; Russland). Einst war er Weltchampion, und er ist heute noch ein Genie. Zum 10. Mal schon hatte Cap d’Adge ihm zu Ehren die »Trophee Karpow« organisiert. Und ein Mal mehr erreichte Karpow das Finale. Dort wartete auf ihn ein 18 Jahre jüngerer, spritziger ukrainischer Wein: Wassyl Iwantschuk (43). Beide brauchten acht Tiebreak-Partien, um das Turnier zu entscheiden. Der alte Wein war der bessere. Heute stellen wir eine der Finalpartien vor.
Karpow, Anatoli (ELO: 2616) - Iwantschuk, Wassyl (2771) [D85- Grünfeld-Verteidigung], »Trophee Karpow 2012«, Cap d’Agde (Frankreich), 3.11.2012
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.cxd5 Sxd5 5.e4 Sxc3 6.bxc3 Lg7 7.Le3 c5 8.Tc1 Da5 9.Dd2 0-0 10.d5 e6 11.c4 Dxd2+ 12.Kxd2 f5?! [c5 zu halten war ein Muss, denn ohne ihn ist d5 eine Zeitbombe 12...b6 13.Sf3 Sd7=] 13.Lxc5 Lh6+ 14.Le3 f4 15.Lc5 f3+ 16.Kc2 Tf7?! [16...fxg2 17.Lxg2 Tf7 18.Tf1 Tc7 19.Le3 Lxe3 20.fxe3 Txc4+ 21.Kd3=] 17.Sxf3! [Karpow weiß ganz genau, dass, wenn d5 befreit wird, ihn das Qualitätsopfer begünstigt] 17...Lxc1 18.Kxc1 Sa6 19.Ld6 b6 20.Kd2 Sc5 21.Ld3 exd5 22.cxd5 [Im Diagramm] 22...Lg4? [Ein Zug, wenn auch schwer zu sehen, hätte die Partie erneut ausgeglichen 22...Lh3 23.Lxc5 Lxg2=] 23.Lxc5 bxc5 24.Ke3 Lxf3 25.gxf3 Kf8 26.Lc4 Tb7 27.d6 Tab8 28.e5 Tb1 29.Txb1 Txb1 30.f4 Td1 31.Ld3 Kf7 32.Ke2 Ta1 33.Lc4+ Kf8 34.e6 Tb1 35.e7+ Ke8 36.a4! [Iwantschuk gibt auf, weil nach Lb5 die schwarze Stellung kollabiert] 1-0
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.