»Wir sind keine Statisten, sondern müssen die Hauptdarsteller sein«

Ein Überlebender erzählt: Ibrahim Arslan über das Erinnern in Mölln und seine Wünsche für die Opfer der rassistischen Mordanschläge - nicht nur in Mölln

Ibrahim Arslan überlebte den Brandanschlag nur, weil seine Großmutter Bahide ihn in nasse Tücher gewickelt hatte. Heute setzt er sich dafür ein, dass Überlebende und Angehörige rassistischer Angriffe das Gedenken selbst gestalten und ihre Geschichten erzählen. Den rassistischen Brandanschlag von Mölln am 23. November 1992 überlebte der damals siebenjährige IBRAHIM ARSLAN nur knapp. Mit ihm sprach NINA SCHULZ.

Das Brandhaus im Jahr 2012.
Das Brandhaus im Jahr 2012.

nd: Ist der 20. Jahrestag für Sie ein besonderer Gedenktag?
Arslan: Es hat sich in den 20 Jahren kaum etwas verändert. Erst seit zwei Jahren ist der Gedenktag für mich etwas Besonderes, weil ich ihn selber gestalten kann. Wir sind die Hauptakteure des Geschehens. Wir müssen unsere Geschichte erzählen und unser Gedenken gestalten. Nicht Andere.

»Das Gedenken erkämpfen!« ist das Motto der Demo heute. Wieso?
In dieser Gesellschaft, in der Rassismus und Faschismus in der Mitte angekommen sind, finde ich es sehr wichtig, die eigene Erinnerung zurück zu holen. Wir wurden jahrelang wie Statisten behandelt. Wir wurden zum Gedenktag gerufen und sind im Hintergrund geblieben. Der Blick muss sich besonders an dem Tag mehr auf die Opfer richten. Das ist nicht der Fall, darum müssen wir unsere Erinnerung zurück erkämpfen.

Sie benutzen den Begriff Opfer sehr selbstbewusst.
Ich bin ein Opfer, das seine Stimme erhebt, aber ich möchte kein Mitleid...


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