Etwas Neues in der Welt

Berlin: Käthe Kollwitz und Russland

  • Anita Wünschmann
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Russland berauscht mich.« Mehr Leidenschaft kann man nicht in Worte fassen. Jung war die Kollwitz (1867-1945) da schon nicht mehr und dennoch machte sie aus ihren Ab- und Zuneigungen keinen Hehl, weder in ihren Tagebuchaufzeichnungen, aus dem dieser Satz anlässlich des 10. Jahrestages der Oktoberrevolution stammt, noch in ihren grafischen Blättern. Von Russland sei »etwas Neues in die Welt gekommen, was mir entschieden vom Guten zu sein scheint«, erklärte sie ihre Begeisterung.

Mit ihrer emotionsbetonten Wahrnehmung der Welt reagierte die gebürtige Königsbergerin (Kaliningrad) mit »slawischer Seele« vor allem auf die sozialen Spannungen ihrer Zeit, auf Armut, Kriegsleid, das proletarische Leben. Sie schaute nicht weg, sondern hin und zeichnete und gravierte mit Empathie - und Engagement. Die in ihrer ästhetischen Handschrift so unverwechselbaren Zeichnungen, Holzstiche oder Lithographien mit den eindringlichen Sujets, dem Schmerz u...


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