Neue Ampeln für mehr Sicherheit
Senat testet im Rahmen der Fußverkehrsstrategie verschiedene Modelle
Kaum hat man ein paar Schritte gemacht, springt die Ampel auf Rot. Wer dann noch zu Recht den restlichen Weg überqueren möchte, wird von drängelnden Autofahrern gehetzt. Damit die Sicherheit an Kreuzungen wächst, werden in Berlin in den kommenden Monaten verschiedene Ampelsysteme ausprobiert. Den Anfang machte gestern die erste rotblinkende Ampel Europas, die der Senator für Stadtentwicklung, Michael Müller (SPD), in Charlottenburg einschaltete.
An der Kaiser-Friedrich-Straße/Lewishamstraße/Stuttgarter Platz ist die Ampel nun 25 Sekunden lang grün und blinkt dann fünf Sekunden lang rot, bevor die endgültige Rotphase von 50 Sekunden Dauer beginnt. Fußgänger, die sich bereits auf der Straße befinden, soll dadurch signalisiert werden, dass sie die Fahrbahn noch sicher überqueren können. Wer noch am Straßenrand steht, sollte jetzt allerdings nicht mehr los gehen. Für den abbiegenden Autofahrer sei so wiederum ersichtlich, dass die Fußgänger berechtigterweise noch über die Straße gehen dürfen, erklärte der Senator. Neben der Kreuzung in Charlottenburg wird das Rotblinken noch an der Französischen Straße/Charlottenstraße und in der Lietzenburger Straße/Joachimstaler Straße getestet.
»Die Stadt verändert sich und der Verkehr muss sich dem Wandel anpassen«, so Müller. Die Förderung des Fußverkehrs soll Kindern und älteren Mitbürgern mehr Sicherheit im Straßenverkehr bieten. Durch die einjährige Testphase erhoffen sich die Experten mehr Erkenntnisse darüber, welches Ampelsystem das geeignetste und sicherste ist. Denn neben dem Rotblinken werden zwei weitere Möglichkeiten erprobt.
Ab 4. Dezember wird ebenfalls an drei Kreuzungen das sogenannte Grünblinken getestet. Das Novum an diesem System sind die letzten drei blinkenden Grünsekunden. Fußgänger, die schnell noch über die Straße huschen wollen, können das tun. Ältere Menschen, die vielleicht nicht mehr gut zu Fuß sind, können auf die nächste Grünphase warten. »Österreich und die Niederlande schwören auf dieses Ampelsystem. Ob es das Richtige für Berlin ist, werden wir nach der Auswertung wissen«, sagte der Fußstrategie-Experte des Senats, Horst Wohlfarth von Alm. Standorte dieser Ampeln sind nach Angaben der Verkehrsverwaltung die Kreuzungen Holzmarktstr./Stralauer Straße, Paulstraße/Lüneburger Straße sowie Straße des 17. Juni/Yitzhak-Rabin-Straße. Die Kosten für die Umrüstung auf Blinkampeln werden auf rund 10 000 Euro pro Anlage beziffert.
Ein weiteres Modell, das allerdings technisch noch nicht fertig entwickelt wurde und voraussichtlich erst Mitte nächsten Jahres in Betrieb gehen kann, setzt auf ein Count Down Signal. Hier schaltet die Ampel, wie bisher gewohnt, zwar von Grün direkt auf Rot. Ein leuchtender Zebrastreifen im dritten Ampelfeld, das abnimmt, zeigt Fußgängern und Autofahrern die verbleibende Zeit zum sicheren Überqueren. In New York, oder auch in China haben sich solche Systeme schon längst etabliert. Warum allerdings nicht - wie in mehreren anderen Ländern - ein Runterzählen der Sekunden angezeigt wird, statt des abnehmenden Symbols, erklärte Wohlfarth von Alm mit der Sicherheit: »Es gibt Länder, die die Rotphase mit einem Countdown anzeigen. Wir wollten also die Verwirrung vermeiden. Schließlich soll der Verkehr sicherer werden.« Der Fachverband Fußverkehr Deutschland (Fuss e. V.) begrüßt die Initiative des Senats. Die Ampeln seinen ein öffentliches Zeichen gegen die Verunsicherung von Fußgängern.
Die Strategie für mehr Sicherheit und Zufriedenheit der Fußgänger sieht allerdings nicht nur neue Ampelsysteme vor. Auch der Ausbau von »Berliner Begegnungszonen« soll für »ein verträgliches Miteinander aller Verkehrsteilnehmer« sorgen. Zunächst sollen 2014 die Maaßenstraße in Schöneberg und die Bergmannstraße in Kreuzberg verkehrstechnisch verändert werden. Als dritte Straße für dieses Pilotprojekt ist die Alte Schönhauser Straße in Mitte im Gespräch. Bei allen Modellen soll der barrierefreie Ausbau berücksichtigt werden.
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