Pflege ohne Dramatik
Sozialwissenschaftler und Krankenkassenvorstand warnen vor privater Zusatzpflegeversicherung
Wenige Wochen bevor das Pflegeneuausrichtungsgesetz in Kraft tritt, mit dem die Weichen auf eine weitere Privatisierung gestellt werden, veröffentlichte die Barmer GEK gestern in Berlin eine Untersuchung über die Finanzierung der Pflege durch Betroffene und Versicherungen. Die ergab, dass der Mensch rund die Hälfte seiner Pflegekosten selbst bezahlt.
Immer im Herbst häuften sich die schlechten Nachrichten aus der Pflege, findet Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorsitzender einer der größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland, der Barmer GEK. Krisenszenarien über einen dramatischen Mangel an Pflegekräften, unbezahlbare Arbeit in dem Bereich, Horrorgeschichten aus Heimen und Fernsehsendungen über alte Menschen, die nach Thailand oder in die Slowakei ziehen müssen, weil sie sich hier keine anständige Betreuung leisten können, machen die Runde. »Das ist ein Trend, der mir nicht gefällt«, sagt Schlenker. Die Dramatik sei unangemessen.
2011 lebten in Deutschland 2 317 374 pflegebedürftige Menschen. Erstmalig wurde der Anstieg in diesem Jahr gebremst und das wird nach Ansicht von Heinz Rothgang vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen, der die Untersuchung im Auftrag der Krankenkasse leitete, auch in den nächsten zwanzig Jahren so bleiben. Erst, wenn die Gene...
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