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Ein Gefühl von Sicherheit

Mobile Wache am Alex startete Dienst / Polizeigewerkschaft fordert Personal

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Es dauert nur wenige Augenblicke, schon befinden sich die Polizeioberkommissare Janine Röther-Abel und Udo Kroll inmitten ihrer ersten Schicht am Alexanderplatz. Kaum aus dem Polizeitransporter ausgestiegen, werden die beiden Beamten von einer Passantin bereits argwöhnisch beäugt. »Ihr kommt Wochen zu spät«, ruft die aufgebrachte Frau den Polizisten entgegen. Gemeint ist der tragische Tod des 20-jährigen Jonny K., totgeprügelt von sechs jungen Schlägern Mitte Oktober. Eine mobile Wache am Alex ist seit gestern die Antwort von Innensenator Frank Henkel (CDU) auf die Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit. Schon von weitem ist das Fahrzeug durch den Schriftzug »Kontaktmobil« für die Bevölkerung erkennbar.

Diese zeigt keine Scheu vor einem ersten Gespräch mit den Beamten: Zwei ältere Herren erkundigen sich nach dem Weg zum nächsten Elektronikmarkt, andere fragen nach dem Zweck der Polizeiaktion. In der Woche wird die Anlaufstelle mit zwei Polizeibeamten besetzt sein, am Freitag und Sonnabend sogar die ganze Nacht über, erklärt Polizeisprecher Stefan Redlich. Mehrmals am Tag wechselt das Einsatzfahrzeug seine Position rund um den Alex.

Die Beamten sollen in erster Linie als Ansprechpartner dienen, Präventivarbeit leisten, um etwa Diebstählen vorzubeugen und den Leuten ein Gefühl von Sicherheit zu geben. »Dies entspricht meiner Vorstellung von mehr Polizeipräsenz«, erklärt Henkel. Die mobile Polizeiwache ist Teil eines größeren Maßnahmenpakets, »um die gefühlte und tatsächliche Sicherheit zu erhöhen«, so der Innensenator. Henkel kündigte außerdem verstärkte Polizeistreifen für die Nachstunden sowie mehr Zivilpolizisten am Alex an.

Gleichzeitig räumte er ein, dass die zusätzlichen Kräfte aufgrund der »angespannten personellen Situation« zu Lasten der Polizeipräsenz an anderen Orten innerhalb des betreffenden Polizeiabschnitts 32 gehen. »Wir passen unsere Schwerpunkte neu an«, sagt Polizeisprecher Redlich. Er erklärt, die mobile Wache diene in erster Linie der Beruhigung der Bevölkerung. Ein ähnliches Projekt wie am Alex gibt es bereits seit Anfang November am Breitscheidplatz in Charlottenburg.

Ihren tatsächlichen Einsatzbereich haben die Beamten indes gestern noch nicht erreicht. Aufgrund des Weihnachtsmarktes wird das Kontaktmobil zunächst bis zum Jahresende in der Rathausstraße bleiben. Kritik an der Maßnahme äußert die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Grundsätzlich begrüße man zwar die Idee, so GdP-Sprecher Dieter Großhans. Allerdings betreibe der Innenminister nur »Rangiererei auf dem Verschiebebahnhof«.

Jede zusätzliche Maßnahme führe nur dazu, dass das Personal an anderer Stelle fehle, kritisiert die Polizeigewerkschaft. »Ich bin gespannt, ob die Beamten am Alexanderplatz auch noch präsent sein werden, wenn irgendwo in der Stadt Einsatzkräfte für ein größeres Ereignis gebraucht werden«, so Großhans weiter. Die Polizei in der Hauptstadt benötige daher mehr Personal.

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