Rekommunalisierung an der Charité?

Aufsichtsrat entscheidet über Servicefirma CFM

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Franziska Weber wippt vom linken auf das rechte Bein. Ihr Gesicht ist hinter einem dicken Wollschal versteckt. »Die Kälte passt zu meiner Stimmung«, erzählt die Mittfünfzigerin. Sie arbeitet als Reinigungskraft bei der Charité Facility Management GmbH (CFM), einer teilprivatisierten Tochtergesellschaft des Universitätsklinikums. Rund 50 Beschäftigte der CFM steht am Dienstagnachmittag vor dem Friedrich-Althoff-Haus des Universitätsklinikums und fordern die Rekommunalisierung der Servicefirma. Im Haus hinter ihnen wird kurze Zeit später der Aufsichtsrat der Charité tagen.

Auf dessen Tagesordnung steht unter anderem die Frage, ob die Tochtergesellschaft weiterhin zu 49 Prozent privaten Dienstleistern gehören soll oder das Unternehmen vollständig an das Land Berlin zurückgeht. Eine Neuvergabe der Anteile ist notwendig, da die bisher geltenden Verträge Ende des Jahres auslaufen. Bisher werden die Minderheitsanteile von einem Konsortium der Unternehmen Vamed, Hellmann und Dussmann kontrolliert. Uwe Ostendorff, Klinikexperte der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, vermutet, dass die drei Unternehmen sich auch dieses Mal um die Anteile beworben haben. »Es handelt sich um ein lukratives Geschäft«, sagt Maik Sosnowsky, CFM-Betriebsrat.

Allerdings werden die Gewinne ohne Rücksicht auf die Mitarbeiter erzielt. Sämtliche Aufgaben, die nicht direkt am Patienten stattfinden, werden seit 2006 durch das Dienstleistungsunternehmen CFM für die Charité erbracht. Neben Krankentransporten, Patientenverpflegung und Wachschutz umfasst das Aufgabenspektrum auch Reinigungsarbeiten. Seit Jahren wird das zur Verfügung stehende finanzielle Budget gekürzt, kritisiert Betriebsrat Sosnowsky. Er glaubt, eine Rekommunalisierung könne diesen Trend stoppen.

Franziska Weber kann sich gut an ihre Anfänge bei der CFM erinnern. Anfangs war sie noch glücklich über die neue Beschäftigung, doch mit den Jahren stieg die Arbeitsbelastung stetig an. »Immer häufiger ist mir der Stress zu viel«, erzählt Winter. Verdi-Gewerkschaftssekretär Maik Zigann kann die Eindrücke bestätigen. Besonders im Bereich der Krankenhaushygiene zeige sich ein eindeutiger »Sparwahnsinn.« Die Arbeitslast für das Reinigungspersonal sei in der Vergangenheit enorm gestiegen. »Musste man früher nur eine Station reinigen, sind es heute in der gleichen Zeit drei Stationen«, berichtet Zigann.

Kritisch sei die Situation zudem bei Angestellten in den Bereichen Gerätesterilisation und Krankentransport. Hier werde eine besonders hohe Zahl an Leiharbeitskräften eingesetzt, die zudem nur unzureichend geschult würden. Ostendorff sieht darin eine mögliche Gefährdung für Patienten und verweist auf die jüngsten Skandale mit Krankenhauskeimen an der Charité.

Die Mitarbeiter der CFM hoffen, dass ihr Einsatz für eine Rekommunalisierung neuen Schwung in die derzeit festgefahrenen Verhandlungen mit der CFM-Geschäftsführung um einen Manteltarifvertrag für die rund 2500 Beschäftigten bringt. Seit fast einem Jahr sitze man nun gemeinsam am Verhandlungstisch, berichtet Ostendorff. Allerdings seien die Gespräche schwierig, die Positionen liegen zu weit auseinander. So kämpfe die Geschäftsleitung für eine Ausweitung der regulären Wochenarbeitszeit, Verdi dagegen fordert 39 Stunden sowie die Zahlung von Feiertags- und Nachtzuschlägen. »Im Wachschutz liegen wir heute schon real bei 42 Arbeitsstunden«, weiß Betriebsrat Maik Sosnowsky.

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