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Olé Kampagneros!
Die Piraten werden sich demnächst in »Die Außerirdischen« umbenennen. Auf ihrem ernst gemeinten Scherzparteitag in Bochum stimmten sie bereits für einen Antrag mit dem galaktischen Titel »Friedliche, nachhaltige und schonende Besiedlung des Mars«. Und auf Erden weihnachtet es schon seit Ostern. Ein Lichtermeer macht die Nacht zum Tage. Die Stromzähler rasen, doch zum Glück gibt es gegen die steigenden Preise ein unfehlbares Mittel: den »Wechsel des Anbieters«. Philipp Rösler, Bundeswirtschaftsminister, erfüllt unsre Herzen mit Hoffnung: »Wer Anbieter und Strompreise vergleicht, kann viel Geld sparen.« Oh ja, in den Herzen ist’s warm. Mit größter Lautstärke braust der Wohlfühlhymnus »Stille Nacht« durch die Adventsrepublik Deutschland, und die Kastelruther Spatzen besingen die frohe Botschaft des Evangelisten: »Ein Fest des Friedens soll es sein!«
Damit singen sie Peer Steinbrück aus dem Herzen. Der Kanzlerkandidat von der Partei der sozialen Gerechtigkeit ist genervt und ersehnt auch für sich selbst ein bisschen Frieden. Denn die Herrschaften von der Partei mit dem großen C im Namen verteufeln ihn, beschweigen aber die eigenen Nebeneinnahmen. Wie Hasen duckt sich alles in die Furche und ahmt das Geräusch des Grünkohls nach. Transparenz, in Kreisen der Durchblickologen gestern noch was ganz Tolles, ist plötzlich nicht mehr gefragt. Sogar ein Transparenzfestival wie das beliebte Nacktrodeln im Harz wurde verboten. Und unser Problem-Peer steht als Raffke da …
Allerdings kommt mit jedem neuen Tag auch eine neue Schweinerei ans Licht. Zu seinen 89 lukrativen Vorträgen war er immer gratis mit seiner Abgeordneten-Bahncard angereist. Dabei galt noch am 14. November 2012 die Vorschrift, dass Mandatsträger die Bundestags-Bahncard nur für dienstliche, nicht aber für ihre privaten Geschäfte in Anspruch nehmen dürften. Seit dem 15. November 2012 gilt dies nicht mehr. Im Vorgriff auf die schwarzrote Koalition gewährt Bundestagspräsident Lammert (CDU) Steinbrück und dem ganzen Parlament nun das Privileg, auf Kosten des Steuerzahlers so oft wie möglich quer durch die Republik zu gondeln. Steinbrück, verblüfft: »Hat diese Republik keine anderen Probleme als den Umgang mit meiner Netzkarte bei der Bahn AG?!«
Tags zuvor war sein neuer Online-Berater Roman Maria Koidl von Bord gegangen worden. Über den hatte sich rumgesprochen, er hätte als Manager einem amerikanischen und einem britischen Hedgefonds gedient. Der Peer sagt, ihm wäre das egal und ihm wäre auch egal, wenn Koidl »bei den Sankt-Pauli-Nachrichten gearbeitet« hätte. Nur, welchen Eindruck macht so was auf den biederen Wähler - eine leibhaftige »Heuschrecke« in seinem Impotenzteam für die Wahlkampagne! Gerade jetzt, da die SPD-Kampagneros die Monate bis zum nächsten Herbst fein säuberlich in sechs Phasen unterteilt haben und mit einer »sehr heißen Phase« samt »Endspurt« den Wahlsieg erzwingen möchten.
Sobald Steinbrück irgendwo auftaucht, wird sein Fehlstart sofort zum Klatschthema und er selbst zum Pleitenpechundpannenpeer. Doch er gibt nicht auf! Er möchte sich, sagt er, »irgendwie selber treu bleiben. Ich«, erklärt er, »lege den Kopf nicht devot auf die Guillotine.« Er könne doch nicht einfach mit dem Ausdruck des Bedauerns sagen: »Wenn das so ist, Herr Förster, dann leg ich das Reh eben wieder zurück auf die Lichtung.« Ein Wahlkampfgegner, ganz nach dem schwarzgelben Herzen der Kanzlerin: als Kandidat ’ne Pflaume, doch als Alleinunterhalter eine Seele von Mensch.
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