Jetzt mit Rucksack, nicht mehr mit Plastiktüte

Peter Handke, ein literarischer Gegenwartsklassiker, wird heute 70 Jahre alt - Claus Peymann über dessen Theater

Am Donnertag wird Peter Handke 70 - ab Januar gibt es im Theatermuseum Wien erstmals eine umfangreiche Ausstellung: »Die Arbeit des Zuschauens. Peter Handke und das Theater«. Exklusiv für »nd«: Auszüge aus einem Interview, das im Katalog zur Exposition veröffentlicht wird (Verlag Jung und Jung, Salzburg. 256 S., geb., 35 Euro) - Claus Peymann, Direktor des Berliner Ensembles, im Gespräch mit Katharina Pektor vom Literaturarchiv der Nationalbibliothek in Wien, Mitherausgeberin des soeben erschienenen Briefwechsels von Handke und Siegfried Unseld (Suhrkamp Verlag).

nd: Claus Peymann, Sie haben von den insgesamt zwanzig Theaterstücken, die Peter Handke geschrieben hat, zehn uraufgeführt. Gibt es ein Stück, das Sie besonders mochten?
Peymann: »Die Stunde da wir nichts voneinander wussten« - das war wahrscheinlich überhaupt meine beste Inszenierung. Noch heute, wenn ich über eine Straße, durch einen Flughafen- oder eine Bahnhofshalle gehe, sehe ich sozusagen mit den Augen von Peter Handke auf die Menschen: wie sie gehen, wie sie lachen, einsam sind, sich zusammenfinden - und vor allem ihre Isoliertheit. Handke hat mir einen neuen Blick für die Welt geöffnet. Das Drama hat, wie eigentlich alle Stücke von Handke, zwei Teile: die ersten zwei Drittel bilden »Welt« ab, im zweiten Teil werden die Wahrnehmungen mehr durchforscht und durchleuchtet. Es entsteht eine gewisse »Kopflastigkeit« oder »Nachdenklichkeit«, die in meinen Inszenierungen aus Ehrfurcht gelegentlich zu falscher Feierlichkeit führten.

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