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Im Patientenbus zur Praxis
Den Ärzten in Müncheberg und Buckow sollen unnötige Hausbesuche erspart werden
Rolf-Ulrich Schwenker gerät am Freitag im Müncheberger Rathaus ins Schwärmen. Dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Krankenkasse Barmer GEK ist nicht bekannt, dass es irgendwo in Deutschland etwas Ähnliches gibt. Künftig verkehrt in Müncheberg und Buckow im Landkreis Märkisch-Oderland immer dienstags ein Patientenbus, der Bürger aus den Dörfern ringsum zum Arzt bringt. Das soll den Medizinern unnötige Hausbesuche ersparen. Sie sollen ihre Zeit nicht auf der Straße »verplempern«, sondern mehr Zeit für die Behandlung haben, erläutert Landrat Gernot Schmidt (SPD).
Der Patientenbus verkehrt auf den Strecken, die sonst von den normalen Buslinien 928, 936 und 955 bedient werden. Er hält an den üblichen Haltestellen. Von der Station in Müncheberg sind dann die beiden Gemeinschaftspraxen mit zwei beziehungsweise drei Ärzten leicht zu Fuß zu erreichen. Der Patientenbus verstärkt den gewöhnlichen Busverkehr. Die Arztpraxen stellen sich bei der Vergabe von Terminen darauf ein.
Zunächst gibt es den Service versuchsweise für ein Jahr. Der Landkreis kalkuliert mit Kosten von insgesamt 36 500 Euro. Eingerechnet sind 2500 Euro Einnahmen durch den Fahrscheinverkauf. Die Hälfte der übrigen Summe übernimmt der Landkreis, je ein Viertel zahlen die Stadt Müncheberg und das Amt Buckow. Partner des Projektes sind daneben die Kassenärztliche Vereinigung, die AOK und die Barmer GEK sowie der Busverkehr Märkisch-Oderland. In Buckow macht der Patientenbus ab 8 Uhr, ab 12 Uhr und ab 16 Uhr die Runde durch Bollensdorf, Ernsthof, Grunow, Ihlow, Reichenberg und Pritzhagen. In Müncheberg, wo drei Strecken gefahren werden, verkehrt der Patientenbus dienstags ab 8.55 Uhr und bis 18.30 Uhr. Ein Ticket kostet je nach Entfernung 1,40 Euro oder 2,10 Euro. Es gelten die Tarife des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg. Mit einer Monatskarte dürfen Bürger auch zusteigen.
Zunächst werden durchschnittlich 2,5 Fahrgäste pro Tour erwartet. Platz wäre für jeweils acht Personen. Zunächst einmal muss sich das neue Angebot herumsprechen, weiß Münchebergs Bürgermeisterin Uta Barkusky (LINKE). Dann werden auch mehr Menschen davon Gebrauch machen, hofft sie.
In Müncheberg leben 7021 Einwohner, davon 27 Prozent in den eingemeindeten Dörfern ringsum. Eggersdorf beispielsweise liegt rund fünf Kilometer vom Zentrum entfernt, Hoppegarten etwa zehn Kilometer. Dann gibt es da noch Hermersdorf, Jahnsfelde, Münchehofe, Obersdorf und Trebnitz. Die fünf Allgemeinmediziner sowie ein Gynäkologe und ein Orthopäde sind ausschließlich in Müncheberg ansässig, ebenso die drei Zahnärzte. Von den sieben Hausärzten sind drei bereits älter als 70 Jahre. Junge Kollegen sind nicht in Sicht. Darum erscheint es vernünftig, den Ärzten beschwerliche Hausbesuche so weit es geht zu ersparen und Patienten den Weg zum Arzt zu erleichtern. Ähnlich ist die Lage in der Gegend von Buckow. Von den 3000 Einwohnern im Einzugsbereich des Patientenbusses sind 600 im Rentenalter. »Unsere Erwartung ist, dass zirka 20 Prozent der Hausbesuche entfallen können«, erklärt Landrat Schmidt.
Denn nicht alle Hausbesuche sind medizinisch notwendig und unumgänglich. Manchmal blieb den Medizinern bisher nur nichts anderes übrig, weil Senioren keine Möglichkeit sahen, selbst in der Praxis zu erscheinen. 22 Prozent der Müncheberger sind 65 Jahre und älter, im Jahr 2030 werden es 30 Prozent sein. Nun können die Senioren und alle anderen Bürger den Patientenbus nehmen und bei der Gelegenheit auch gleich noch Behördengänge machen und Einkäufe erledigen.
»Ich bin total begeistert«, sagt Gesundheitsministerin Anita Tack (LINKE). Ihrer Ansicht nach ist der Patientenbus eine weitere Reaktion auf den Mangel an Landärzten, neben der Gemeindeschwester Agnes und der Telemedizin.
Auch Rolf-Ulrich Schwenker von der Barmer GEK ist begeistert. »Ich werde jetzt bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit darüber berichten«, versichert der Stuttgarter, dem die Märkische Schweiz vorher kein Begriff war. In anderen Regionen Deutschlands sehe es auch »mau« aus. Es gebe dort die selben Probleme. Der Patientenbus könnte auch eine Lösung für Mecklenburg, den Odenwald oder die Schwäbische Alb sein, ist Schwenker überzeugt.
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