Moskau setzt sich von Assad ab

Russischer Politiker: Niederlage des syrischen Präsidenten nicht auszuschließen

  • Lesedauer: 3 Min.
Moskaus Unterstützung war bislang eine Stütze im Überlebenskampf der syrischen Regierung. Dass russische Politiker jetzt erklären, sie hielten seine Niederlage für möglich, ist für Assad ein schwerer Schlag.

Moskau/Damaskus (dpa/AFP/nd). Auch Russland glaubt nicht mehr an ein politisches Überleben des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Der Präsident verliere zunehmend die Kontrolle über das Land. Deshalb sei eine Niederlage Assads nicht auszuschließen, sagte Vizeaußenminister Michail Bogdanow am Donnerstag der Agentur Itar-Tass zufolge. Außenminister Sergej Lawrow will an diesem Freitag syrische Oppositionsvertreter empfangen.

Unterdessen wächst in der syrischen Opposition die Kritik an der Entscheidung Washingtons, die Al-Nusra-Front zur Terrororganisation zu erklären. An diesem Freitag wollen die Revolutionsaktivisten unter dem Motto »Es gibt keinen Terror in Syrien außer dem Terror Assads« demonstrieren. Zuvor hatte sich bereits ein Mitglied der syrischen Muslimbruderschaft negativ über diese Entscheidung der USA geäußert.

Die islamistische Al-Nusra-Front kämpft gegen das Assad-Regime, zum Teil auch Seite an Seite mit anderen Rebellenbrigaden. Die Gruppe hat zahlreiche Sprengstoffanschläge auf Soldaten und staatliche Einrichtungen verübt, auch mit Selbstmordattentätern. Der Al-Nusra-Front gehören auch Kämpfer aus anderen islamischen Ländern an.

Durch die Detonation einer Autobombe in Katana, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus, starben laut Berichten von Anwohnern 16 Menschen, 20 wurden verletzt. Die Attacke soll sich gegen eine Offizierssiedlung gerichtet haben. Ein Augenzeuge berichtete, das Ministerium für Soziales und Arbeit sei evakuiert worden. Experten hätten eine Autobombe in der Nähe des Gebäudes entschärft.

Die Syrische Soziale Nationale Partei (SSNP) teilte mit, der Parlamentarier Abdullah Kairus, ein Mitglied ihres Politbüros, sei bei dem Anschlag auf das Innenministerium am Vortag ums Leben gekommen. Hinter dem Gebäude waren nach Angaben regierungsnaher Medien zwei Sprengsätze detoniert. Nach inoffiziellen Angaben starben insgesamt neun Menschen. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, landesweit habe es am Donnerstag 50 Tote gegeben, darunter acht Angehörige der Regierungstruppen. Sie seien bei Gefechten in Aleppo getötet worden.

Die deutschen Patriot-Luftabwehrraketen sollen rund 120 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt im Südosten der Türkei aufgestellt werden. Mit dem voraussichtlichen Stationierungsort in der Nähe der Stadt Kahramanmaras soll der defensive Charakter der Mission betont werden, wie der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Link, am Donnerstag laut einer Mitteilung der deutschen Botschaft in Ankara erklärte. Der Stationierungsort Kahramanmaras stelle sicher, dass die Bundeswehr-Patriots ihrem Mandat entsprechend »nicht in den syrischen Luftraum hineinwirken« könnten, hieß es.

Unterdessen werfen die USA der syrischen Führung den Einsatz von Scud-Raketen gegen Rebellentruppen vor. »In Syrien sind Scuds gelandet«, sagte ein US-Regierungsvertreter. Außenamtssprecherin Victoria Nuland erklärte ebenfalls, im Syrien-Konflikt würden inzwischen auch Raketen eingesetzt. Zudem verwende die Regierung eine weitere »ungeheuerliche Waffe«. Es sei eine Art Rohrbombe, die brennbares Material enthalte. Damaskus dementierte den Scud-Einsatz.

Die Syrien-»Freundesgruppe« aus über 125 Staaten und Organisationen hat das Oppositionsbündnis Nationale Koalition als »legitime Vertretung des syrischen Volkes« anerkannt.

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