Schleichendes Gift der Sprache
Neue Wortschöpfungen dienen in unserer Gesellschaft häufig dazu, Missstände zu beschönigen
Kein Mensch hört über sich gern Unangenehmes. Viele wären sogar schon beleidigt, wenn man sie in der Öffentlichkeit als »dick« bezeichnen würde. Denn die deutsche Sprache hält genügend Wörter bereit, die zwar dasselbe ausdrücken, aber nicht so unhöflich klingen: »stärker gebaut«, »junonisch«, »mit fraulicher Figur« etc.
In der Sprachwissenschaft wird eine »beschönigende oder verhüllende Umschreibung für ein unangenehmes Wort« als Euphemismus bezeichnet. Streng genommen sind Euphemismen also nicht weit von der Lüge entfernt. Gleichwohl dienen sie häufig dazu, die soziale Kommunikation zu kultivieren. Von dem französischen Diplomaten Talleyrand stammt der schöne Satz: »Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verschleiern.« Zum Glück, darf man hinzufügen. Denn erfahrungsgemäß fühlen sich viele Personen in ihrer Würde verletzt, wenn sie offen und respektlos kritisiert werden.
Allerdings tragen nicht alle Euphemism...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.