Schuldige Opfer, unschuldige Opfer

MEDIENgedanken: Floskeln in der Journalistensprache

  • Roberto de Lapuente
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Kürzlich las und lauschte man in den Medien von einem Mann in Indien, der zum Tode verurteilt wurde, weil er einen Bombenanschlag verübte, bei dem Menschen zu Tode kamen. Der Orginalton lautete sinngemäß: ... weil er unschuldige Menschen in den Tod riss. Oder andernorts: ... weil er unschuldige Menschen tötete. Der Verurteilte war ein Attentäter der Anschläge von Mumbai, die im Jahr 2008 laut Angaben indischer Behörden 174 Menschen das Leben kosteten. Ein Überlebender der Anschläge lässt sich im selben Wortlaut zitieren: »Wir senden eine klare Botschaft an alle Terroristen, dass sie nicht davonkommen werden, wenn sie in Indien unschuldige Menschen töten.« Zynisch könnte man nun fragen, ob das Töten von Menschen in Indien nicht verwerflich ist, solange die Opfer keine unschuldigen Menschen sind.

Die Floskel von den unschuldigen Menschen, die den Tod fanden, ist allerdings nicht nur auf Indien bzw. Mumbai beschränkt. Man hört sie oft...


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