Kein gemeinsamer Nenner
Warum der Verfassungsentwurf die ägyptische Bevölkerung spaltet
Befürworter sehen in ihm die Vollendung des Arabischen Frühlings. Gegner fürchten eine islamistische Diktatur. Vom Presserecht bis zur Finanzierung des Militärs - kaum eine Passage des Entwurfs der ägyptischen Verfassung wird nicht diskutiert. Doch am Tage des Referendums sind die Fronten verhärteter denn je.
»Lasst uns die Verfassung zu Fall bringen«, rief Hamdin Sabahi von der »Nationalen Erlösungsfront« seine Anhänger im ägyptischen Fernsehen auf, mit Nein zu stimmen. Damit hatte sich das größte Oppositionsbündnis endgültig festgelegt. Die Muslimbruderschaft reagierte mit neuen Flugblättern, auf denen sie versuchte, Kritiker vom »demokratischen Charakter« der Verfassung zu überzeugen.
»Wie hältst du es mit dem Islam?« lautet die Gretchenfrage heute in Ägypten. Kaum ein Aspekt der Verfassung entzweit die Bevölkerung so sehr wie die Frage, wie viel Islam im postrevolutionären Ägypten Platz hat. »Die Prinzipien der Scharia sind die Hauptquelle der Gesetzgebung«, definiert Artikel 2 der Verfassung. Ein breites Bündnis aus Säkularen und Linken stellt sich dagegen. Die Verfassung »festigt die islamische Herrschaft in Ägypten«, urteilte George Messiha, ehemaliger Parlamentsabgeordneter und koptischer Christ. Aber auch streng konservative Isl...
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